Immer wieder verweisen Analysten darauf, dass Aktien spottbillig seien, wenn man sie zur Rendite am Anleihemarkt ins Verhältnis setzt. Stimmt das? In gewisser Weise schon. Aber man muss diese Sichtweise eben auch so haben wollen und hoffen, dass auch alle anderen so denken. Denn der Vergleich zwischen Anleiherenditen und Aktienmarkt ist erst in den Vordergrund gerückt, als die Notenbanken aktiv die Zinsen drückten. Und nachdem viele große Adressen der Finanzindustrie das billige Geld, dessen sie über die Notenbanken habhaft wurden, weniger in die Kreditvergabe denn in den Aktienmarkt gepumpt hatten. Da fiel den Analysten ein, dass man „teuer“ und „billig“ neu ausrichten müsse: Am Anleihemarkt mit seinen künstlich niedrig gehaltenen Zinsen.
Nun ist es richtig, dass die Renditen am Anleihemarkt in Deutschland bei null liegen. Die durchschnittliche Dividendenrendite des DAX liegt dagegen bei 3,3 Prozent. Würde man als „fair bewertet“ einfach ansehen, dass beide auf gleicher Höhe liegen, könnte der DAX steigen, bis die Dividendenrendite dort bei null liegt – also ins Unendliche. Das Problem: Es ist eine Milchmädchenrechnung.
Kursrisiko völlig ignoriert
Denn am Ende der Laufzeit garantiert der Staat, dass man die Nominalsumme einer Staatsanleihe zurückbekommt. Niemand garantiert Ihnen jedoch, dass Sie egal wann den Kurs wiedersehen werden, den Sie für eine Aktie bezahlt haben. Das Risiko des Aktienmarkts wird somit ignoriert. Und auch, dass die früher übliche (und bei besonnenen Investoren auch heute noch übliche) Bewertungssystematik am Aktienmarkt kein günstiges Niveau ausweist. Denn betrachtet man die Aktien für sich, indem man das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) misst, sind diese keineswegs billig, sondern teuer bewertet. Mit der Argumentation gerechtfertigt, dass es keine Zinsen mehr gäbe. Aber:
Ist das nicht ein völlig anderes Paar Schuhe? Man könnte diese Querverbindung ziehen, wenn man unterstellt, dass die Anleger deswegen in Aktien investieren müssen. Sie müssen jedoch gar nichts – und hätten mit anderen Aktienmärkten oder Edelmetallen und sonstigen Investments wie Immobilien durchaus Alternativen.
KGV des Dow Jones immens hoch
Dieses KGV weist aus, wie oft man den aktuellen Gewinn pro Aktie über den Kurs bezahlen muss. Im Durchschnitt liegt dieses KGV bei DAX-Aktien bei ca. 12 und damit durchaus auf dem Durchschnitt der letzten 15 Jahre. Dies in Relation zu Nullzinsen ist noch nicht als „teuer“ anzusehen. Anders sieht es aber in den USA aus, denn:
Das durchschnittliche KGV der im Dow Jones notierten 30 Aktien liegt aktuell bei fast 20. Das ist sehr hoch. Höhere Levels werden sonst nur erreicht, wenn die Gewinne im Zuge einer Rezession schneller einbrechen als die Kurse. Und zugleich, und das mag vielen gar nicht bewusst sein, gibt es für US-Anleihen sehr wohl noch Zinsen. Für US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit bekommt man aktuell eine Rendite von 1,6 Prozent. Die Dividendenrendite der Dow Jones-Aktien hingegen liegt aktuell bei 2,15 Prozent. Das ist ein Vorteil, der viel zu gering ist, um das Kursrisiko der Aktien aufzuwiegen … aufpassen an der Wall Street!
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