Dass wir hierzulande vor allem auf den DAX schauen, ist verständlich. Aber eigentlich blicken wir da am Kern der Sache vorbei. Der europäische Leitindex Euro Stoxx 50 ist es, der die Signale generiert, die den DAX dann mit nach oben oder unten ziehen. Da müssen Sie hinsehen. Und das nicht erst seit dem Referendum in Großbritannien.
Der Euro Stoxx 50 weist im Futures-Handel an der Eurex ein meist zehnmal höheres Umsatzvolumen auf als der DAX Future. Und alleine 14 unserer 30 DAX-Titel sind auch dort gelistet. Hinzu kommt: Momentan geht es letztlich für die großen Adressen unter der Investoren um die Frage: Was ist Europa nach dem BrExit nun „wert“? Wie hoch müsste man den Abschlag bemessen, der den Ausstiegswillen der Mehrheit der Briten korrekt wiedergibt? Und das wird an diesem Index gemessen, nicht am DAX, der, wie der FT-SE 100 in London, der MIB in Mailand oder der CAC 40 in Paris unter diesem Blickwinkel einfach ein „regionaler“ Index ist. Das bedeutet:
Es sind die charttechnischen Signale des Euro Stoxx 50, die die Signale generieren, denen DAX & Co. dann folgen, nicht umgekehrt. Es gibt Phasen, in denen das auch anders herum läuft, keine Frage. Aber jetzt, wo es um die EU und die Eurozone insgesamt geht, nicht. Dass es der Euro Stoxx 50 ist, der aktuell die „Pace“ macht, sieht man auch sofort im Chart:
Während der DAX um 9.200 in einer Art charttechnischem Niemandsland nach oben gedreht hat, liegt der Wendepunkt des Euro Stoxx 50 genau auf einer charttechnisch entscheidenden Linie, konkret dem bisherigen Jahrestief, das im Februar bei 2.673 Punkten markiert wurde. Der Index rutschte am Montag bis auf fünf Punkte an diese Marke heran, bevor die Gegenbewegung begann.
Gegenbewegung … nicht Trendwende? In der Tat, noch kann man nicht unterstellen, dass dieses Februar- und nun auch Juni-Tief wirklich nachhaltig verteidigt wäre. Bevor der Euro Stoxx 50 nicht wenigstens mehr als die Hälfte des Kurseinbruchs von 3.050 bis auf 2.678 Punkte wieder aufgeholt hätte (also über 2.868 Punkte laufen und auch darüber schließen würde) wäre das, was wir momentan sehen, nur eine Gegenbewegung in einer ganz normalen Größenordnung. Noch also ist hier kein grünes Licht gegeben … bleiben Sie vorsichtig.