Viel heiße Luft und unangenehme Fragen

Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

wir haben bis vor Kurzem nichts von Ballonabschüssen gehört. Doch nun ist der Himmel hier in den USA plötzlich voller Ballons, die von Kampfflugzeugen abgeschossen werden.

Zuerst dachten manche an einen Vogel, dann an ein Flugzeug, bis sie es als Ballon erkannten. Vielleicht ist auch eine clevere List?

Wir hören hier nichts außer Lügen und nochmals Lügen.

Natürlich handelt es sich nicht um irgendwelche Ballons. Bei einigen dieser „Objekte“ handelt es sich wahrscheinlich um ausgeklügelte Spionagepakete, die von China gestartet wurden, um einige der sensibelsten und sichersten Militärbasen der USA auszuspionieren.

Diese Ballons abzuschießen ist auch nicht so einfach, wie eine Piñata mit einem Stock zu schlagen. Einige der Ballons schwebten in einer Höhe von 150.000 Fuß, d.h. etwa 45 Kilometer, und damit mehr als doppelt so hoch wie der Überschalljet Concorde damals flog.

Auswirkungen auf die nationale Sicherheit

Der erste Ballon der jüngsten Reihe chinesischer Eindringlinge trat am 28. Januar 2023 in den amerikanischen Luftraum über Alaska ein. Er wurde offenbar nicht sofort gesichtet, sondern innerhalb weniger Tage vom North American Aerospace Defense Command, kurz NORAD (einer gemeinsamen Einrichtung der USA und Kanada), identifiziert und durfte seinen Kurs über dem amerikanischen Festland von Montana bis South Carolina beibehalten.

Es handelte sich um den berüchtigten großen „weißen Ballon“, der Überwachungs- und Kommunikationsausrüstung in einer Nutzlast von der Größe mehrerer Schulbusse an Bord hatte. Ein Großteil dieser Ausrüstung wurde nach dem Abschuss vor der Küste von South Carolina geborgen. Die Auswertung ist noch im Gange.

Wenn das Pentagon gehofft hatte, dass dieser Flug unbekannt bleiben würde, hat es sich schwer getäuscht. US-Bürger entdeckten den Ballon in den Lüften über Montana. Die Geschichte verbreitete sich viral, und innerhalb weniger Tage fragten die Amerikaner, was das Objekt sei und warum es nicht abgeschossen wurde.

Das Pentagon gab die Existenz des Ballons am 2. Februar zu. Der weiße Ballon wurde schließlich am 4. Februar abgeschossen. Die saubere Vertuschung seitens NORAD flog genauso sicher auf wie der Ballon.

Die Regierung Bidens weigerte sich, die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass der Ballon überhaupt in den amerikanischen Luftraum eindringen konnte und nicht früher abgeschossen wurde.

Der NORAD-Befehlshaber, Vier-Sterne-Luftwaffengeneral Glen VanHerck, erklärte lahm, der Ballon habe eine „Lücke in der Wahrnehmung des Gebiets“ ausgenutzt. Oder einfach ausgedrückt sollte man besser sagen: „Wir haben es vermasselt.“.

Die Verwaltung schob die Schuld auch auf andere ab. Bidens Lakaien sagten, dass mindestens drei Ballons während der Trump-Regierung über den USA unterwegs waren.

Innerhalb weniger Stunden bestritten zahlreiche hochrangige Beamte der Trump-Regierung, dass dies jemals geschehen sei. Zu diesen Beamten gehörten unter anderem zwei nationale Sicherheitsberater, zwei Direktoren der nationalen Geheimdienste, der Leiter der CIA und der Außenminister.

Dies wirft zwei Fragen auf. Wenn die früheren Überflüge stattgefunden haben, warum hat das Pentagon den Präsidenten nicht informiert? Und wenn es vorher keine Überflüge gab, warum lügt die aktuelle Regierung?

Das Weiße Haus erklärte kurzerhand, dass die Überflüge der Trump-Administration zum damaligen Zeitpunkt nicht bekannt waren (weshalb Trump auch nicht informiert wurde), sondern von der Biden-Administration mithilfe fortschrittlicher forensischer Geheimdiensttechniken erkannt wurden.

Auf diese Weise entschärfen sie das Problem (Trump nicht informiert zu haben), stellen den neuen Ballon als „keine große Sache“ dar und lassen sich selbst aufgrund ihrer nicht näher spezifizierten Geheimdiensttechniken als brillant erscheinen.

Eine raffinierte Masche

Ich habe mehr als ein Jahrzehnt für die CIA gearbeitet und bin daher mit der Art von nachrichtendienstlicher Arbeit, die das Biden-Team angeblich geleistet hat, gut vertraut.

Es handelt sich dabei um die so genannte All-Source-Fusion, bei der man Informationen aus zahlreichen Kanälen sammelt, darunter sind elektronische Signale, menschliche Quellen und buchstäbliche Papierfetzen, die man „Pocket Litter“ nennt.

Diese unterschiedlichen Informationen können wie ein Mosaik zusammengesetzt werden. Mittels Hypothesentestverfahren werden dann daraus Schlussfolgerungen abgeleitet.

Das ist eine clevere Masche, aber sie ist nicht stichhaltig. Sollen wir etwa glauben, dass die Geheimdienste innerhalb von vier Tagen nach dem Auftauchen des weißen Ballons alle verfügbaren Ressourcen mobilisiert haben, um die Existenz der Trump-Ballons aufzudecken? Das ist Blödsinn.

Die Anwendung der All-Source-Fusion ist wertvoll, aber diese forensische Unter­suchung dauert Wochen oder Monate.  Wenn die Biden-Administration diese Techniken 2021 oder 2022 durchgeführt hat, dann hat sie die Existenz der früheren Ballons vertuscht, bis es politisch zweckmäßig wurde, Trump die Schuld zu geben.

Wenn die früheren Ballons die ganze Zeit bekannt waren, dann haben das Pentagon oder die Geheimdienste ihre Pflichten verletzt, weil sie Trump nicht rechtzeitig informiert haben. Auch hier haben wir nicht alle Antworten, aber es ist sicher, dass wir unabhängig von der Antwort Inkompetenz oder Schlimmeres haben.

Andere unbeantwortete Fragen

Warum wurde der weiße Ballon am 28. Januar nicht über Alaska abgeschossen? Warum wurde ihm erlaubt, den größten Teil der Vereinigten Staaten zu durchqueren (einschließlich vieler sensibler Militärstandorte wie z. B. Basen, auf denen sich Abschuss­rampen für Interkontinentalraketen befinden), bevor er schließlich abgeschossen wurde?

Die Regierung behauptete, sie sei um die Sicherheit der Menschen am Boden besorgt, die von den Trümmern getroffen worden sein könnten.

Auch das ist Blödsinn. Ich war in Alaska, Alberta, den Dakotas und anderen westlichen Staaten und Provinzen, über die der Ballon geflogen ist. Sie sind wunderschön, aber leer. Die Wahrscheinlichkeit, etwas auf dem Boden zu treffen, ist praktisch gleich Null.

Die Wahrheit ist, dass sie die anfängliche Entdeckung des Ballons vertuscht und den Abschuss hinausgezögert haben, weil sie einen geplanten Besuch von Außenminister Blinken in Peking, der sich mit dem Vorsitzenden Xi Jinping treffen sollte, nicht beeinträchtigen wollten.

Letztendlich scheiterte diese Vertuschungsaktion, weil der Ballon von ganz normalen Amerikanern entdeckt wurde. Die Blinken-Reise wurde abgesagt.

Nach dem Abschuss des weißen Ballons am 4. Februar wurde es dann richtig verrückt. Am Freitag, dem 10. Februar, schossen die USA einen weiteren Spionageballon vor der Küste Alaskas ab. Fast zur gleichen Zeit, am Samstag, dem 11. Februar, wurde ein weiterer Spionageballon über dem Yukon in Kanada von einer amerikanischen F-22 abgeschossen.

Diese beiden Ballons waren aus Metall und flogen niedriger als der weiße Ballon (etwa 40.000 Fuß, also 12 Kilometer), enthielten aber ebenfalls Überwachungs- und Kommunikationsnutzlasten.

Lügen, Lügen und nochmals Lügen

Die Chinesen ihrerseits logen wie üblich. Sie behaupteten, dass es sich bei diesen Ballons um wissenschaftliche Versuche handelte, Wetterdaten zu sammeln, und dass sie durch Naturgewalten vom Kurs abgebracht worden seien.

Tatsächlich folgten die Ballons einem sorgfältig gewählten Kurs über US-Militär­basen, der hauptsächlich vom Jetstream getragen wurde (der in letzter Zeit in den Süden der USA eingetaucht ist).

Die Ballons verfügen über Solarenergie und einige Antriebsvorrichtungen, die es den Chinesen ermöglichen, bei Bedarf Kurskorrekturen vorzunehmen.

Hätten die Chinesen die Nachfolgeballons gestartet, nachdem der weiße Ballon abgeschossen worden war? Nein, natürlich nicht.

Diese Ballons wurden in den Wochen zuvor gestartet und brauchten einige Zeit, um die USA und Kanada zu erreichen, bevor sie abgeschossen wurden.

Schließlich hat die Regierung Biden zugegeben, dass die Chinesen im Laufe der Jahre zahlreiche Spionageballons gestartet haben. Sie gaben dies am Wochenende vom 11. und 12. Februar zu, als die meisten Amerikaner dem Super Bowl ihre Aufmerksamkeit schenkten.

Dieses letzte Eingeständnis wirft die Frage auf, warum die Biden-Regierung nicht schon früher etwas gegen diese Ballons unternahm.

Die lahme Erklärung lautete, dass die von den Ballons gesammelten Informationen nichts waren, was die Chinesen nicht ohnehin mit ihren eigenen Satelliten hätten herausfinden können, so dass die Ballon-Überwachung keinen Schaden angerichtet habe. Das ist eine weitere Lüge.

Es stimmt, dass sich leistungsstarke Überwachungssatelliten im Weltraum befinden, und niemand hat vorgeschlagen, sie mit Raketen oder Lasern abzuschießen. Dennoch werden nachrichtendienstliche Erkenntnisse durch die Zusammenführung von Informationen aus vielen Kanälen gewonnen – das ist die oben erwähnte Methode der All-Source-Fusion.

Wenn die Ballons auch nur kleine Informationen sammeln könnten, die von Satelliten nicht verfügbar sind, könnten diese Informationen mit anderen Daten kombiniert werden, um neue Erkenntnisse zu gewinnen oder Schlussfolgerungen aus verschiedenen Kanälen zu bestätigen.

Die Quintessenz

Die Chinesen sind sowohl durch die Abschussversuche als auch durch ihre eigenen durchsichtigen Lügen blamiert. Für den Vorsitzenden Xi und die Volksbefreiungs­armee bedeutet dies einen erheblichen Gesichtsverlust.

Das Weiße Haus und das Pentagon schämen sich für ihre eigene Inkompetenz, weil sie den weißen Ballon nicht entdeckt oder gestoppt haben, und für ihre eigenen durchsichtigen Lügen über den relativ harmlosen Charakter der Überwachung.

Das Weiße Haus hat auch darüber gelogen, was die Trump-Regierung vor 2021 wusste.

Wie üblich ist die ganze Angelegenheit politisiert worden. Die Republikaner argumentieren, dass Biden eine Schwäche für die nationale Sicherheit hat, weil er den ersten Ballon durch die USA fliegen ließ, und dass er unter der Fuchtel der Kommunistischen Partei Chinas steht.

Die Demokraten betonen ihre Aggressivität beim Abschuss von vier Ballons über den USA und Kanada.

Das Problem ist natürlich, dass wahrscheinlich noch mehr Ballons unterwegs sind und Biden sie weiter abschießen muss, um dem Vorwurf der Schwäche zu entgehen.

Abgesehen von Politik und Propaganda sind Lücken im NORAD-Früherkennungs­system aufgedeckt worden.

Die Chinesen haben mit den Ballons wertvolle Informationen gesammelt. Die militärische und diplomatische Kommunikation zwischen den USA und China ist zu einem Zeitpunkt zusammengebrochen, an dem die Spannungen in der Straße von Taiwan wieder zunehmen.

Leider müssen Sie damit rechnen, dass sich all diese Entwicklungen noch verschärfen werden.

Mit freundlichen Grüßen

Jim Rickards

Hinweis der Redaktion


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Mit freundlichen Grüßen

Abeer Elyassir

Redaktion, Global Investor Daily

 

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