Als Autofahrer und Besitzer von Ölheizungen sollten wir es uns ja nicht wünschen, auch, wenn die Anleger in der Regel unterstellen, dass steigende Ölpreise der Beleg für ein wieder anziehendes Wachstum der Weltwirtschaft sei. Auf der anderen Seite hätte man ja leicht die Möglichkeit, auf der Long-Seite auf den Zug aufzuspringen und so an Gewinn einzufahren, was man im Gegenzug mehr bei Heizöl und Benzin ausgeben muss. Wenn es denn zum nächsten großen Aufwärtsimpuls bei Rohöl kommt. Der noch nicht sicher ist … aber nun wahrscheinlicher wird.
Neben Beschlüssen der OPEC und offiziellen Schätzungen von Angebot und Nachfrage von Regierungsbehörden, die indes beide nicht allzu oft auf den Tisch kommen, sind es die wöchentlich veröffentlichten US-Öllagerbestände, die bei Rohöl die Basis für neue Impulse darstellen. Und da hat sich nun einiges verändert. Nachdem es monatelang zu immer höheren Lagerbeständen kam, was andeutete, dass das Angebot immer deutlich über er Nachfrage lag, sah man gestern zum sechsten Mal in Folge sinkende Lagerbestände in den USA. Und auch, wenn die Lagerhaltung nicht in einem zwingenden Zusammenhang mit der Nachfrage stehen muss, es sieht so aus, als würde Rohöl wieder gesucht. Eigentlich hätte man da nun mit einem immensen Kurssprung rechnen können, aber es wurde nur ein eher kleiner. Warum?
Noch bremst „selling on good news“
Weil, wie Sie im Chart der für Europa wichtigsten Ölsorte Brent sehen, bereits seit Januar darauf spekuliert wird, dass eintreten würde, was nun eingetreten ist: eine Nachfrage-Belebung. Seitdem es in den USA wieder zu tendenziell sinkenden Lagerbeständen kommt, nehmen daher viele derjenigen Anleger ihre Gewinne mit, die im Vorfeld auf eben diese Entwicklung gesetzt haben. Zudem ist nun ein Kursniveau erreicht, mit dem die OPEC leben kann … und würde der Ölpreis weiter zulegen, würde das langsam dazu führen, dass die steigenden Energiekosten das Wachstum bremsen.
Alleine aufgrund sinkender Vorräte auf einen neuen Aufwärtsschub zu schließen, wäre daher nicht angebracht. Da muss die Charttechnik her und entsprechende Belege liefern. Und Sie sehen im Chart:
Die wären dann „geliefert“, wenn Rohöl Brent nach dem präzisen und erfolgreichen Test der unteren Begrenzung seines im Januar etablierten Aufwärtstrendkanals die letzten Zwischenhochs um 51,25 US-Dollar überwinden würde. Das wäre eine Chance, in Richtung der oberen Begrenzung des Kanals um 56 US-Dollar zu laufen. Solange dieses „Startsignal“ nicht erfolgt ist, kann Brent allemal auch wieder abdrehen, denn wie gesagt: Jetzt tritt ja nur ein, worauf man monatelang gesetzt hatte!
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