Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,
bemühen wir den großen englischen Dichter William Shakespeare: „There is something rotten in the state of Europe.“ Frei übersetzt: Da ist Einiges faul in Europa. Damals sprach der Mann eigentlich von Dänemark, heute würde er gleich vom ganzen Kontinent sprechen.
Die Probleme sind nach der Pandemie und nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs offensichtlich geworden. Einige Beispiele:
Die Lieferketten zerbrachen. Wir hatten dramatischen Bauteilmangel (z. B. Mikro-Chips). Teilweise fehlten Wirkstoffe für einfachste Medikamente. In Großbritannien explodierten die Lebensmittelpreise, weil Salat und Gemüse knapp war.
Genau hier werden wir nun in den nächsten Jahren eine gewaltige Transformation erleben. Europa muss und wird sich wieder industrialisieren. Die Unternehmen werden Produktion wieder in die „Nachbarschaft“ holen.
Daneben zeigte der Ukraine-Krieg die fatale Abhängigkeit des Kontinents von Energie-Importen. Lange mussten wir im zurückliegenden Winter kalte Wohnzimmer und sogar Stromausfälle befürchten. Fazit: Unsere Energieversorgung muss umgestellt werden. Auch hier brauchen wir wieder mehr Eigenleistung.
Die Energiekrise wird daneben noch angeheizt vom fortschreitenden Klimawandel. Keine Frage, das ist eine Mammutaufgabe, die in den kommenden Jahren Milliarden frischer Investitionen braucht. Europa braucht grüne, aber auch erschwingliche Energie aus eigenen Quellen, sonst wird die Klimawende scheitern, und auch die dringend benötigte Re-Industrialisierung wird im Sand verlaufen.
Damit eng verknüpft ist der Problemkomplex Verkehr. Die Tage oder Jahre des Verbrenners sind gezählt. Stand heute kann der E-Motor die entstehende Lücke kaum schließen. Denn es fehlen Ladestationen und – ganz wichtig – eine eigene Batterieproduktion. Aktuell stammen 90 % der mobilen und stationären Stromspeicher aus Asien. Ich wiederhole mich: Diese einseitige Verteilung der Produktion ist potenziell gefährlich.
Auch das ist alles andere als angenehm: Europa ist faktisch nicht verteidigungsfähig. In der neuen geopolitischen Unordnung, in der Russland im Osten ausgreift und China in Asien auftrumpft, ist eine derartig offensichtliche Schwäche ebenfalls gefährlich. Europa ist erpressbar und sinkt zu Vasallen der Großmächte ab. Können wir das wollen? Nein, deshalb hat Berlin ein Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro zur Renovierung der Bundeswehr aufgelegt. Paris wird 200 Milliarden in die eigenen Streitkräfte stecken.
Noch ein Beispiel: Sie alle kennen die Diskussion um die Wärmepumpe in Deutschland. Tatsache ist, dass in sehr vielen Immobilien diese elektrischen Systeme kaum einsetzbar sind, da die Häuser und Wohnungen wenig energieeffizient sind. Dieser Befund gilt nicht nur für Deutschland. Nach ersten Schätzungen müssen in den nächsten Jahren 80 % des Immo-Bestandes zumindest in Nord- und Mitteleuropa energieeffizient umgebaut werden.
Die Gemengelage in Europa ist furchteinflößend. Die Herausforderungen enorm. Aber die Entscheidungsträger und die Gesetzgeber in Brüssel, Berlin oder Wien haben die Probleme erkannt. Die EU, die Nationalstaaten und die Bundesländer legen aktuell milliardenschwere Fördertöpfe für die gestörten Marktsegmente und Branchen auf. Auch die Unternehmen ziehen mit und investieren in neue Logistik und Lieferketten. Man stellt die Energieversorgung um und pflastert die Produktionsstätten mit Solarmodulen und baut daneben Blockheizkraftwerke oder stationäre Stromspeicher. Ich kenne kein größeres Unternehmen, das in diesem Feld nicht investiert.
Lange Rede kurzer Sinn: In Europa baut sich ein Umbruch, ein Aufbruch historischen Ausmaßes auf. Das ist der Stoff, aus dem eine neue mächtige Börsenhausse gemacht wird. Dazu nur eine Zahl: Nach vorläufigen Schätzungen wird der Umbau und die Ertüchtigung der europäischen Wirtschaft rund 4.800 Milliarden Euro kosten. Gute Unternehmen werden sich dieses Geld holen.
Ab jetzt gilt also: Seien Sie beim Umbau Europas dabei und investieren Sie ab jetzt mindestens jeden zweiten Euro oder jeden zweiten Franken vor der eigenen Haustür! Das wird sich für Sie in einigen Jahren richtig auszahlen.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Alexander von Parseval
Chefredakteur, Börse am Mittag
P.S. In den kommenden Tagen erkläre ich Ihnen im Detail, welche Entwicklungen hinter den Kulissen anlaufen und wie Sie davon gezielt profitieren werden. Meine kleine Europa-Studie lesen Sie nur in Börse am Mittag.