Die chinesischen Aktienindizes reagierten zwar nicht gerade begeistert. Aber das hat nachvollziehbare Gründe, dazu gleich. Für uns gilt: Im Moment sind „keine bad news“ aus China „good news“. Die heute am frühen Morgen veröffentlichten Importe und Exporte im Mai waren ermutigend. Denn die oft zweistelligen Abschläge gegenüber dem Vorjahresmonat, an die man sich schon fast gewöhnt hatte, blieben diesmal aus. Es scheint, dass sich die Lage im Reich der Mitte doch langsam stabilisiert, das Wachstumstempo auf dem jetzigen, moderateren Niveau gehalten werden kann. Und davon profitieren die Exporteure hierzulande und in deren Schlepptau unser Aktienmarkt.
Mit diesen Daten darf man zufrieden sein!
Wie fielen die Zahlen aus? Die Exporte langen mit -4,1 Prozent gegenüber Mai 2015 etwas unter den Prognosen (-3,6 Prozent). Das ist nicht schön, aber das ist kein Problem, das unsere Unternehmen angeht. Wenn China weniger exportiert, mag das ein Hinweis auf eine fallende Nachfrage hierzulande sein, muss es aber nicht. Ebenso gut kann das daran liegen, dass einfach nur chinesische Produkte zu Gunsten heimischer Erzeugnisse weniger nachgefragt werden. Viel wichtiger sind die Importe nach China, also das, was aus den USA, Japan, der Eurozone und anderen Regionen an Gütern nach China eingeführt und verkauft wird. Und diese Importe fielen gegenüber Mai 2015 gerade mal noch um 0,4 Prozent (Prognose -6,0 Prozent): Das ist sehr ermutigend.
Shanghai charttechnisch „okay“
Da für die chinesischen Börsen selbst aber die Export-Zahlen wichtiger sind, ist es nicht so überraschend, dass die Anleger dort nicht mit einer Rallye reagierten. Der wichtige Shanghai Composite ging mit einem kleinen Minus von 0,3 Prozent aus dem Handel. Damit bleibt er aus charttechnischer Sicht in einer tendenziell günstigen Konstellation. Denn es gelang zur Monatswende das in den letzten Monaten entstandene Dreieck nach oben zu verlassen. Und seitdem hält der Index eisern die dadurch zurückeroberte Unterstützungslinie bei 2.910 Punkten. Und noch ein Grund besteht, warum man dort noch verhalten agiert:
Nächstes Daten-Paket kommt am Sonntagmorgen
Die nächste Runde immens wichtiger Konjunkturdaten steht bereits vor der Tür. Und wie so oft in China kommen diese Zahlen sofort, wenn sie „fertig“ sind, auch, wenn das an einem Wochenende wäre. So auch diesmal: Das nächste wichtige Daten-Paket für Mai kommt am Sonntag in Form von Industrieproduktion, Investitionsausgaben und Einzelhandelsumsätzen. Sollten dann auch diese Daten „passen“, dürfte die Reaktion am chinesischen Aktienmarkt schon deutlich positiver ausfallen. Und unsere Aktienmärkte mit anschieben, denn natürlich haben die erfahrenen Investoren China immer mit im Blick und warten nur auf „good news“ aus Fernost.