Wettlauf nach unten!

Krise

Sehr geehrter Leser,

Währungskriege sind nach wie vor in vollem Gange. Hier die jüngste Entwicklung…

Seit Jahresbeginn hat der Japanische Yen gegenüber dem US-Dollar um rund 17 Prozent an Wert verloren. Gegenüber dem Euro sind es rund 15 Prozent.

Das ist wenig überraschend. Japans Wirtschaft schrammte knapp an einer Rezession vorbei. Eine erneute Rezession, die aus meiner Perspektive wahrscheinlich aufkommen wird, wäre die neunte seit dem historischen Einbruch der Aktien- und Immobilienmärkte in Japan 1990.

In den frühen 2000er Jahren wurde die Bezeichnung „verlorenes Jahrzehnt“ geprägt, um Japans wirtschaftliche Stagnation in den 1990er Jahren zu beschreiben. Dieses Jahrzehnt war geprägt vom Platzen einer der monumentalsten Aktienblasen der Geschichte.

Japans Nikkei 225 Index erreichte im Dezember 1989 einen Höchststand von 38.916 Punkten, nur um dann in einen verheerenden Crash von 80 Prozent abzustürzen und ein Tief von 7.831 Punkten im April 2003 zu erreichen.

Doch das „verlorene Jahrzehnt“ war nicht nur durch Aktienmarktverluste geprägt. Japan durchlebte auch sinkende Immobilienpreise, fallende Zinssätze, ansteigende Arbeitslosigkeit, ein rückläufiges und stagnierendes BIP und eines der ungünstigsten demografischen Profile unter den großen Volkswirtschaften.

In Kürze: Japan wies alle Kennzeichen einer Depression auf, wie sie seit den 1930er Jahren nicht mehr erlebt worden war.

 

„Abenomics“ ist gescheitert

Im Dezember 2012 trat der neu gewählte Premierminister Shinzo Abe mit dem Versprechen an, der japanischen Wirtschaft neuen Schwung zu verleihen.

Er präsentierte ein Programm aus „drei Pfeilen“, das allgemein als „Abenomics“ bekannt wurde. Der erste Pfeil zielte auf die Geldpolitik ab, die praktisch unbegrenzte Geldschöpfung oder quantitative Lockerung vorsah.

Der zweite Pfeil konzentrierte sich auf die Finanzpolitik, die Steuersenkungen und verstärkte staatliche Ausgaben, insbesondere für Infrastruktur, umfasste. Der dritte Pfeil sollte strukturelle Reformen in der überregulierten japanischen Wirtschaft anstoßen.

Der erste Pfeil wurde unverzüglich in Aktion gesetzt. Das primäre Ziel der monetären Lockerung bestand darin, den Yen im Verhältnis zum US-Dollar und zu den Währungen seiner asiatischen Exportkonkurrenten, wie Korea, Taiwan und China, abzuwerten.

Dieser Pfeil hatte den Charakter eines Währungskriegs. Zwar stiegen die japanischen Exporte kurzfristig, doch der Effekt war nur von kurzer Dauer.

Mit dem zweiten Pfeil, der finanzpolitischen Strategie, schoss man sich ins eigene Bein. Anstatt die Finanzpolitik zur Steuersenkung und Anregung zu nutzen, entschied sich Japan für eine Erhöhung der Verbrauchssteuern, was wie das Anziehen der wirtschaftlichen Handbremse wirkte. Das japanische BIP sank.

Der dritte Pfeil von Abenomics, die strukturelle Reform, wurde nie wirklich abgefeuert. Strukturelle Reformen beinhalten Maßnahmen wie Migration, Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt, Optimierung des japanischen Einzelhandelsvertriebs und die Ausräumung fauler Kredite aus den Bankbilanzen.

Das ist entscheidend, denn nur eine echte strukturelle Reform bietet langfristig eine Lösung für Japans wirtschaftliche Stagnation.

 

Depressionen sind mehr als nur andauernde Rezessionen

Depressionen bedeuten nicht automatisch Brotkästen und allgegenwärtige Armut.

Die treffendste Definition einer Depression stammt von John Maynard Keynes aus seinem 1936 erschienenen Werk „The General Theory of Employment, Interest and Money“.

Keynes beschrieb eine Depression als „einen anhaltenden Zustand subnormaler Aktivität über einen längeren Zeitraum, ohne klare Tendenz zur Erholung oder zum kompletten Zusammenbruch.“

Keynes bezog sich nicht auf ein schrumpfendes BIP, sondern sprach von „subnormaler“ Aktivität.

Das bedeutet, dass selbst in einer Depression Wachstum möglich ist. Das Problem dabei ist, dass dieses Wachstum unter dem erwarteten Trend liegt. Es ist ein schwaches Wachstum, das nicht genügend Arbeitsplätze schafft oder der steigenden Staatsverschuldung entgegenwirkt.

Dies beschreibt die Situation in Japan zutreffend.

Depressionen unterscheiden sich von herkömmlichen Konjunkturzyklen, da sie auf strukturellen Barrieren basieren, die Kapitalbildung, Investitionen und Einstellungen behindern.

Monetäre und fiskalische Stimuli können nur kurzfristige Erleichterungen bieten, und ihre Wirksamkeit nimmt mit der Zeit ab. Ein strukturelles Problem verlangt nach strukturellen, nicht nur konjunkturellen Lösungen.

Es sei angemerkt, dass unter anderem auch die Wirtschaft der USA und Deutschland mit eigenen strukturellen Herausforderungen konfrontiert sind, welche das langfristige Wachstum beeinträchtigen, auch wenn Japans Probleme gravierender erscheinen.

 

Ein One-Trick Pony

Heute, ganze 33 Jahre nach dem Platzen der Blase in Japan, ringt das Land immer noch mit Deflation, Nullzinsen, schwachen Banken, ungünstigen demografischen Trends und sporadischen Perioden des negativen Wachstums.

Effektiv hat Japan eine 33-jährige Depression durchlebt und ein Ende scheint nicht in Sicht.

Da die Zinssätze bereits extrem niedrig sind und strukturelle Reformen nicht in Erwägung gezogen werden, gleicht Japan einem Zirkuspferd, das nur einen Trick beherrscht. Sein einziges politisches Mittel war die Abwertung des Yen – die Strategie des Währungskriegs.

Hier ist das Resümee: Wenn politische Entscheidungsträger mit rezessiven Bedingungen konfrontiert sind, sind ihre drei primären politischen Antworten niedrigere Zinssätze, fiskalische Anreize und eine schwächere Währung (Währungskriege).

Dies trifft besonders auf exportorientierte Volkswirtschaften wie Japan zu.

Die politischen Vorteile einer abgewerteten Währung liegen auf der Hand. Politische Führer können behaupten, dass die Exporte ansteigen, die Importe zurückgehen (was sowohl der Handelsbilanz als auch dem BIP-Wachstum zugutekommt), exportorientierte Arbeitsplätze entstehen und die Risiken der Deflation verringert werden. Das stellt ein verlockendes Paket von Vorteilen dar, mit dem jeder Politiker gerne werben würde.

Aber trifft das wirklich zu? Die Behauptungen sind eindeutig, aber wie steht es um die ökonomische Realität?

 

Weit jenseits des Punkts des abnehmenden Nutzens

Das Problem ist, dass fiskalische Anreize in Japan nicht wirken, da das Schulden-BIP-Verhältnis sich der 300 Prozent-Marke nähert.

Mit einem Schulden-BIP-Verhältnis von 121 Prozent erscheinen die USA im Vergleich zu Japan als Inbegriff fiskalischer Verantwortung.

Ein Schulden-BIP-Verhältnis von über 90 Prozent verliert jegliche potenzielle keynesianische Multiplikatorwirkung, die bei geringeren Schuldenständen hätte auftreten können.

Der Multiplikator fällt zuerst auf 1,00 bei einem Schuldenstand von 90 Prozent und sinkt dann bei höheren Schuldenständen unter 1,00 (d.h. 1,00 US-Dollar neuer Schulden erzeugt weniger als 1,00 US-Dollar an realem Wachstum).

Eine solche schuldengetriebene Politik erhöht nur das Schulden-BIP-Verhältnis und verschärft das Problem des Wachstums.

Es sollte auch offensichtlich sein, dass niedrige Zinssätze nicht stimulierend wirken. Es gibt reichlich Belege dafür aus Japan, den USA und der Eurozone.

 

Die Zentralbanken agieren konträr

Phasen hohen Wachstums sind durch höhere Zinssätze gekennzeichnet, da expandierende Unternehmen um Kapital konkurrieren. Zeiten geringen Wachstums sind von niedrigen Zinssätzen geprägt (wie in der Großen Depression), da weder Kreditaufnahme noch -vergabe gewünscht sind.

In einer Rezession bevorzugen Akteure das Horten von Bargeld und nicht realisierten Gewinnen gegenüber dem Investieren neuer Mittel in neue Projekte. Mit anderen Worten, die Zentralbanker haben das Verhältnis von Zinssatz zu Wachstum völlig missverstanden.

Das ist nicht überraschend, wenn man berücksichtigt, dass Zentralbanken mit wenigen Ausnahmen selten alles richtig machen.

Damit bleibt der Wechselkurs als einziges Werkzeug im Arsenal. Dies ist die bevorzugte Waffe im Währungskrieg.

Zentralbanken tendieren zu Zinssenkungen, nicht unbedingt um die Kreditaufnahme zu fördern, sondern vielmehr, um ihre eigene Währung zu schwächen.

Tatsächlich ist eine abgewertete Währung ein zweischneidiges Schwert.

 

Die Absurdität von Währungskriegen

In einer globalisierten Welt mag eine abgewertete Währung zwar die eigenen Exporte verbilligen, doch gleichzeitig steigen auch die Kosten für eingeführte Güter, insbesondere bei steigenden Energiepreisen.

Die positiven Effekte einer schwächeren Währung auf die Exporte sind in der Regel nur von kurzer Dauer, da es lediglich eine Frage der Zeit ist, bis Handelspartner im Gegenzug ihre eigenen Währungen abwerten.

Handelspartner werden nicht tatenlos zusehen, wenn Sie Ihre Währung schwächen.

Sie werden reagieren, indem sie ihre eigenen Währungen in einem „Auge um Auge“-Prinzip abwerten. Dies war einer der Hauptgründe, warum die Große Depression so lange anhielt, anstatt sich auf ein oder zwei Jahre zu beschränken.

Das ist jedoch die Dynamik von Währungskriegen. Es handelt sich um eine Strategie, die lediglich Gegenmaßnahmen von Handelspartnern provoziert.

Währungskriege gleichen im Grunde einem Wettlauf nach unten. Am Ende steht kein Sieger. Das schließt definitiv auch Japan ein.

Das Land blickt einem weiteren verlorenen Jahrzehnt entgegen.

 

Mit freundlichen Grüßen

Jim Rickards

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