Bereiten Sie sich auf die Bankenkrise vor

Sinkender Kurs des Dollar

Sehr geehrter Leser,

dieser Artikel ist keine Lektion über das Bankwesen, denn ich will Sie ja nicht langweilen!

Dennoch ist es wichtig, einige grundlegende Regeln der Banken zu verstehen, um zu begreifen, warum die aktuelle Bankenkrise, die im März begann, noch nicht vorbei ist.

Beginnen wir mit der sogenannten mark-to-market-Bilanzierung. Es handelt sich dabei um  eine Bewertungsmethode beim Jahresabschluss von Kreditinstituten, die im Grundsatz die Bewertung von Finanzinstrumenten nach dem aktuellen Marktpreis vorsieht. Sie ist von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, die Preise von Vermögenswerten und insbesondere von Aktien zu bestimmen.

Das Konzept der mark-to-market-Bilanzierung ist recht einfach. Jede Bank oder jedes Unternehmen hat eine Bilanz. Auf der einen Seite stehen die Aktiva – Bargeld, Aktien, Forderungen, Immobilien und vieles mehr.

Auf der anderen Seite stehen die Verbindlichkeiten – Schulden, Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, Leasingverträge, Einlagen (bei einer Bank) und vieles mehr.

Wenn Sie die Verbindlichkeiten von den Vermögenswerten abziehen, erhalten Sie den Nettowert oder den so genannten Buchwert eines Unternehmens, wie ihn Buchhalter sehen. Der tatsächliche Marktwert kann je nach den Erwartungen der Anleger und anderen immateriellen Faktoren viel höher oder niedriger sein als der Buchwert.

Die mark-to-market-Bilanzierung ist einfach die Verwendung von Marktpreisen zur Bewertung Ihrer Vermögenswerte. Alles andere ergibt sich daraus.

 

Die Vor- und Nachteile

Für die Bilanzierung zu Marktpreisen spricht, dass es den Anlegern ermöglicht, den tatsächlichen Nettowert der Unternehmen, in die sie investieren, zu erkennen und die Solvenz der Banken zu beurteilen, bei denen sie Geld anlegen.

Wenn ein Unternehmen einen negativen Nettowert hat (die Verbindlichkeiten übersteigen die Vermögenswerte), sollten Sie nicht in dieses Unternehmen investieren. Wenn eine Bank einen negativen Nettowert hat (z. B. wenn die Einlagen größer sind als die Vermögenswerte), sollten Sie Ihr Geld lieber woanders anlegen.

Gegen eine Bilanzierung zu Marktpreisen spricht, dass Bewertungen in sehr volatilen und krisenhaften Situationen ins Extreme gehen können, was ein verzerrtes Bild von eigentlich soliden Unternehmen schaffen kann.

Die extremen Wertschwankungen können einen volatilen Markt in eine Panik stürzen.

Es gibt Zeiten, in denen Banken über Vermögenswerte verfügen, die solide sind, die aber in einer Panik oder bei einem Notverkauf extrem niedrig bewertet werden.

 

Historische Kosten

Eine weitere Möglichkeit zur Bewertung von Vermögenspreisen sind die so genannten historischen Kosten. Die historischen Kosten sind der Preis, den Sie beim Kauf eines Vermögenswerts bezahlt haben. Die Bilanzierung zu historischen Kosten hilft der Bank, solvent zu erscheinen und vorübergehende Paniksituationen zu überstehen.

Banken können für Wertpapiere, die bis zur Fälligkeit gehalten werden, die historischen Anschaffungskosten verwenden, müssen aber für Wertpapiere im Handelsbestand die mark-to-market-Methode anwenden.

Verschiedene Aufsichtsbehörden wie die SEC (US-Börsenaufsichtsbehörde) und die US-Notenbank sind für die Anwendung dieser Regeln auf bestimmte Unternehmen in ihrem Zuständigkeitsbereich oder unter ihrer Aufsicht verantwortlich und können weitere Ausnahmen einführen.

Dieses Spannungsverhältnis zwischen der Bilanzierung zu historischen Kosten und der mark-to-market-Bilanzierung haben wir in den letzten 25 Jahren in der Praxis erlebt.

Nach den Skandalen bei Enron und WorldCom (2001) herrschte die Meinung vor, dass die Unternehmen die Bilanzierung zu historischen Kosten dazu benutzt haben, Verluste zu vertuschen und Anleger zu betrügen. Dies führte zu einer Bewegung hin zur mark-to-Market-Bilanzierung, die sich im Sarbanes-Oxley Act (2002) niederschlug.

(Der Sarbanes-Oxley Act ist ein US-Bundesgesetz, das in Folge des Enron/WorldCom-Skandals verabschiedet wurde und die Verlässlichkeit der Berichterstattung von Unternehmen, die den öffentlichen Kapitalmarkt der USA in Anspruch nehmen, verbessern soll.)

Zum Zeitpunkt der weltweiten Finanzkrise (2007-2009) herrschte jedoch die Ansicht, dass die Bilanzierung zu Marktpreisen eine Finanzpanik auslöste. Grund war, dass die Subprime-Hypotheken (Hypotheken-Darlehen, die sich durch eine relativ geringe Bonität auszeichnen) im Wert einbrachen und die Banken mit sich rissen.

Zu diesem Zeitpunkt schlug das Pendel in die andere Richtung aus, und die Bilanzierung zu Marktpreisen wurde für alle finanziellen Vermögenswerte außer aktiv gehandelten Wertpapieren abgeschafft. Dies ermöglichte den Banken, ihre Hypotheken bis zur Fälligkeit zu halten und die Probleme unter den Tisch zu kehren.

 

Grünes Licht für die Banken

Ein faszinierender Aspekt der Umstellung auf die Bilanzierung zu historischen Kosten ist, dass sie fast genau mit dem Tiefpunkt des Börsencrashs von 2008-2009 zusammenfiel. Technisch gesehen haben die Aufsichtsbehörden die Marktpreisbilanzierung nicht aufgegeben. Stattdessen sagten sie, dass der „Marktpreis“ auf geordneten Märkten und nicht auf Panikmärkten basieren könnte.

Das gab Banken und anderen Unternehmen einen enormen Spielraum bei der Entscheidung, was ihre Vermögenswerte wert sind und damit auch, wie hoch ihr Aktienkurs sein sollte.

Es wurde allgemein erwartet, dass die Entscheidung bis März 2009 angenommen würde. Das war genau das Datum, an dem der Aktienmarkt seinen Tiefpunkt erreichte – der 9. März 2009.

Mit anderen Worten: Die Großanleger wussten, dass die Aufsichtsbehörden und die Regierung das Problem vertuschen würden, indem sie die Rechnungslegungsvorschriften zugunsten der Banken ändern würden. Das war ein grünes Licht für den Kauf von Aktien. Seitdem geht die Rallye am Aktienmarkt unaufhaltsam weiter.

Lektion für Anleger: Kümmern Sie sich nicht um die Fundamentaldaten, sondern beobachten Sie einfach, wie die Regierung das Spiel manipuliert.

 

Die US-Notenbank ist zahlungsunfähig

Was ist mit unserer Zentralbank? Auch die US-Notenbank hat eine Bilanz, und sie ist öffentlich zugänglich. Die US-Notenbank ist aufgrund ihrer langfristigen Anleihen und Obligationen zu Marktpreisen technisch insolvent.

Diese Vermögenswerte haben aufgrund von Zinserhöhungen an Wert verloren. Aber die US-Notenbank bewertet nicht zu Marktpreisen. Sie hält ihre Wertpapiere zu historischen Kosten, unabhängig vom tatsächlichen Marktwert.

Dennoch kann man die Bilanz der US-Notenbank anhand öffentlich zugänglicher Informationen selbst auf den Markt bringen.

Diese Analyse offenbart die Zahlungsunfähigkeit der US-Notenbank.

Ich hatte einmal ein privates Gespräch mit einem Mitglied des Gouverneursrates der US-Notenbank. Nach einigem Zureden gab mein Gesprächspartner mir gegenüber zu, dass die US-Notenbank zahlungsunfähig sei. Aber dann sagte das Gouverneursratsmitglied: „Zentralbanken brauchen kein Kapital“. Interessant.

Seien Sie jedoch vorsichtig mit der US-Notenbank-Bilanz. Sie hat einen Vermögenswert, der nicht zum Marktwert bewertet wird und der 400 Milliarden Dollar mehr wert ist als der in der Bilanz ausgewiesene Wert.

Wenn Sie die US-Notenbank-Bilanz zu Marktpreisen bewerten, vergessen Sie nicht, ihr das unterbewertete Gold zuzuschreiben!

 

Viele Banken sind zahlungsunfähig

Was die von der US-Notenbank regulierten Geschäftsbanken betrifft, so besteht kaum ein Zweifel daran, dass eine beträchtliche Mehrheit der Mitgliedsbanken zu Marktpreisen zahlungsunfähig ist, weil sie sich mit Staatsanleihen eingedeckt haben, als die Zinssätze bei 2-3 % lagen. Bei einem derzeitigen Zinssatz von 5 % sind ihre Staatsanleihen und Hypotheken zu 20 % überzogen.

Diese Situation wird durch die folgenden Faktoren gemildert:

  • Die Banken nehmen keine Bewertung zu Marktpreisen vor (außer bei Tradingkonten), so dass die Verluste größtenteils verborgen sind.
  •  Etwa 10 Banken sind wirklich „too-big-to-fail“ (einschließlich der Bank of America), so dass sich der Markt keine Sorgen um sie macht.
  • Die US-Notenbank hat angeboten, den Nennwert der von einer Mitgliedsbank angebotenen Staatsanleihen zu beleihen, selbst wenn sie 80 % des Nennwerts wert sind. Damit soll verhindert werden, dass die Insolvenz in Illiquidität umschlägt, was das eigentliche Problem für die Banken ist.

Davon abgesehen gibt es etwa 20 Banken mit Vermögenswerten zwischen 100 und 800 Milliarden Dollar, die zwar insolvent, aber nicht „too-big-to-fail“ sind. Sie sind sehr anfällig für einen Zusammenbruch wie die Silicon Valley Bank.

 

Vorbereitung auf die 2. Ansteckungsphase 

Es ist auch wichtig, zwischen dem Zusammenbruch einzelner Banken und einer systemischen Bankenkrise zu unterscheiden. Wenn einzelne Banken zusammenbrechen, sind die Anleger und Gläubiger in der Regel geschützt, aber die Aktionäre können in den Ruin getrieben werden.

Bei einer systemischen Bankenkrise greift die Ansteckung schnell von einer Bank auf die andere über, und das gesamte System muss mit einer Kombination aus pauschaler Einlagensicherung und unbegrenztem QE gerettet werden.

QE, zu englisch “quantitative easing”, bezeichnet die Ausweitung der Geldbasis durch eine Zentralbank.

Im schlimmsten Fall muss man die Banken entweder schließen (was Franklin D. Rossevelt 1933 tat) oder sie verstaatlichen (was einige Länder von Zeit zu Zeit getan haben). NatWest, ein britisches Kreditinstitut, wurde 2008 teilweise verstaatlicht.

Jederzeit kann es zu einem einzelnen Bankenzusammenbruch oder einer systemischen Krise kommen. Der tatsächliche Auslöser ist etwas rätselhaft und zumeist psychologisch bedingt, da die grundlegenden Probleme schon immer vorhanden waren.

Anleger sollten sich auf Stufe 2 der Bankenkrise vorbereiten, indem sie ihre Barmittel aufstocken und ihr Engagement in mittelgroßen Regionalbanken reduzieren.

Sie sollten auch bei Unternehmen vorsichtig sein, deren Marktwert weit über dem Buchwert liegt.

Diese Zeitlupenkrise kann sehr schnell zu einer Echtzeitkrise werden.

 

Herzliche Grüße

Jim Rickards

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