Der in der vergangenen Woche gemeldete Rückgang der US-Rohöl-Lagerbestände um sagenhafte 14,5 Millionen Barrel war der größte seit Beginn der Messungen in den Achtziger Jahren. Und so misstrauten viele Anleger diesen Zahlen – warum hätten die Lagerbestände mit einem Mal derart sinken sollen? Gibt es denn tatsächlich Hinweise auf eine so drastisch anziehende Nachfrage?
Mehrere mögliche Gründe für den Abstieg der Bestände
Nun, immerhin deutete zuletzt ein Anstieg des die Schiffsfrachtraten für wichtige Rohstoffe messenden Baltic Dry Index darauf hin, dass die Weltwirtschaft wieder ein wenig Fahrt aufnehmen könnte. Auf der anderen Seite sagte man sich, dass es womöglich vor allem das Ende der Urlaubssaison in den USA gewesen sein könnte, das kurzzeitig für diesen erhöhten Verbrauch gesorgt hat. Und es gab noch eine andere Option: Viele US-Firmen hätten einfach zugleich, rein zufällig, vermehrt auf die womöglich randvollen Vorräte zugegriffen, statt im selben Maß, wie es benötigt wird, Rohöl am Markt zu ordern.
Also gingen Anleger und Analysten davon aus, dass es zumindest eine Gegenreaktion geben werde, d.h. dass der Lagerbestand zumindest wieder ein wenig steigen würde. Im Schnitt lag die Prognose da für die soeben um 16:30 Uhr veröffentlichten Bestände bei +3,8 Millionen Barrel. Aber was da nun auf den Tisch kam, war eine Überraschung: Es kam erneut zu einem, wenngleich mit -0,56 Millionen Barrel kleinen – Rückgang. Also steigt die Nachfrage doch so stark?
Wenn „good news“ nicht mehr ziehen, wird es brenzlig
Es scheint so, aber die Trader am Ölmarkt misstrauen den Daten weiterhin. Zwar zog Rohöl Brent unmittelbar nach den Zahlen an und holte dadurch vorherige Abgaben auf, drehte dann aber sehr schnell wieder ins Minus und ringt damit weiterhin um die kurzfristige, Anfang August etablierte Aufwärtstrendlinie. Damit kommt dem weiteren Handelsverlauf heute eine Schlüsselfunktion zu, denn:
Wenn die Kurse nicht mehr adäquat auf „good News“ reagieren, stimmt etwas nicht. Dann ist das Risiko, dass jede negative Kleinigkeit für markanten Druck sorgt, weil das bullishe Lager schlicht massiv unterbesetzt ist, hoch. Daher sollte man jetzt genau auf die Unterstützungszone aus 200-Tage-Linie sowie dem Zwischentief vom Mai und der Monatswende August/September zwischen 44,30 und 45,30 US-Dollar achten. Rutscht der Brent-Kurs da deutlicher drunter, wäre das eine Chance für bearish orientierte Trader.
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