Die deutsche Wirtschaft steht kurz vor dem Blackout

Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

im März ist in Finnland ein neues Atomkraftwerk ans Netz gegangen. Gebaut wurde das 9 Milliarden Euro teure Projekt von Areva aus Frankreich und Siemens, einem deutschen Unternehmen mit hervorragendem Ruf bei großen Energieprojekten. In Deutschland ist diese Expertise jedoch nicht mehr gefragt.

Während anderswo kräftig in die Zukunft investiert wird, hat Deutschland am 15. April seine letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet. Ein adäquater Ersatz für die Grundlastfähigkeit ist nicht vorhanden. Fossile Brennstoffe wie Gas sollen nicht mehr zur Stromerzeugung verwendet werden, um die Abhängigkeit von Russland und anderen autoritären Staaten zu verringern.

Deutschland ist zwar Vorreiter bei den erneuerbaren Energien, aber dem Land fehlen die nötigen Speicherkapazitäten, um in Zeiten hoher Auslastung den Strom für wind- und sonnenarme Stunden zu speichern. Zudem fehlen die Stromtrassen, auf denen das Lebenselixier unserer Wirtschaft vom Norden in den Süden transportiert werden kann.

Diese Fehlentwicklung verteuert nicht nur unser aller Leben, sie sorgt auch für eine schleichende Deindustrialisierung unseres Landes. An der Strompreisbörse in Leipzig gibt es heftige Schwankungen. Laut statista betrug der durchschnittliche Preis für die gehandelte Megawattstunde im August vorigen Jahres 465 Euro. Im Dezember waren es nur noch 251 Euro und im März diesen Jahres 102. Diese Durchschnittswerte täuschen aber über die tatsächlichen Schwankungen hinweg. So gibt es einzelne Zeiträume, in denen der Strompreis sogar negativ ist. Verbraucher werden also dafür bezahlt, Strom abzunehmen, damit das Netz nicht zusammenbricht. An anderen Tagen ist der Strompreis so hoch, dass sich die Abnahme großer Mengen für die industrielle Fertigung nicht mehr lohnt.

Viele deutsche Unternehmen, insbesondere in energieintensiven Branchen, müssen wegen der starken Schwankungen am Strommarkt mittlerweile sehr hohe Energiepreise an die Versorger zahlen. In Deutschland sind die Preise rund doppelt so hoch wie im EU-Durchschnitt. Das liegt nicht nur an den hohen Erzeugungskosten erneuerbarer Energien, sondern auch an zahlreichen Steuern und Abgaben, die in Deutschland im internationalen Vergleich besonders hoch ausfallen.

Mit seiner Energiepolitik gefährdet Deutschland seinen Status als Exportweltmeister. In vielen Branchen ist kaum noch ein Gewinn zu machen. Zahlreiche Unternehmen versuchen nur noch kostendeckend zu produzieren. Deshalb denken immer mehr Unternehmen über eine Verlagerung ihrer Produktion ins Ausland nach. Die Kombination aus hohen Energiepreisen, hohen Steuern und hohen Personalkosten sind ein toxischer Mix. Es gibt kaum Orte auf der Welt an denen eine Produktion so teuer ist.

In der Abwanderung der Industrie liegt eine unterschätzte Gefahr. Wenn die industrielle Struktur erst einmal wegbricht, ist es nicht leicht diese zurückzuholen. Der Mechanismus wird sehr deutlich, wenn man sich die Entwicklung Ostdeutschlands ansieht. Nach 1990 setzte ein massenhaftes Industriesterben ein, weil die ostdeutsche Industrie nach Jahrzehnten der Planwirtschaft nicht mehr konkurrenzfähig war. Auch mehr als 30 Jahre später hat sich die Entwicklung noch nicht umgekehrt. Wirtschaftsstarke Cluster gibt es immer noch vor allem im Westen und Süden der Republik. Es ist schwierig, zeitaufwändig und teuer, neue Industrien zu etablieren. Ein Exodus der Wirtschaftszentren infolge einer verfehlten Energiepolitik hätte deshalb weitreichende und langfristige Folgen.

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA gibt es einige Unternehmen, die durch verfehlte Politik in Schwierigkeiten geraten. Mein Kollege Jim Rickards findet immer wieder spannende Anlagechancen auf der Short-Seite. Der Fokus liegt auf der Identifizierung von Aktien, die aufgrund des makroökonomischen Umfelds oder schwacher Bilanzen anfällig für starke Kursrückgänge sind. Es gelingt ihm große Probleme von Unternehmen vorher zu sehen und seinen Lesern auf diese Weise einen Vorteil zu verschaffen. Sie können sich das Angebot hier einmal ansehen.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Alexander von Parseval

Chefredakteur, Börse am Mittag

P.S. Keine Frage, der Atomausstieg war überhastet und wenig klug geregelt. Es gibt aber Lösungen. Ab morgen beschäftige ich mich ausführlich damit, wie die Transformation der Energieversorgung, der Produktion oder auch des Verkehrs in Europa gestaltet werden muss. Nur so wird uns die Klimawende gelingen, ohne dass wir gleichzeitig den Standort Deutschland gefährden. Ich wünsche unserer Politik viel Kompetenz. Das braucht sie nämlich jetzt mehr denn je.

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