Seit Anfang 2015 hat sich amazon.com fast verdreifacht. Für das laufende Jahr gehört die Aktie zu den großen Outperformern unter den Blue Chips der Wall Street. Und das mit einer Bewertung, die jeder Beschreibung spottet, nämlich mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 140 auf Basis der für 2016 erwarteten Gewinne. Da kann man doch eigentlich nur auf Verdacht Short gehen, oder?
Die hohe Bewertung wird gerne akzeptiert, weil …
Nein, das sollte man besser bleiben lassen. Amazon.com-Chef Bezos hat seine Aktionäre lange leiden lassen, keine Frage. Dauernd Verluste trotz immer weiter steigender Umsätze, eine Dividende schon gar nicht. Aber er hat gewusst, was er da tat. Der e-commerce-Markt ist stetig gewachsen. Immer neue Player tauchten auf. Bezos hat alles daran gesetzt, so schnell auf eine derartige Größe zu wachsen, dass niemand Amazons dominante Marktstellung gefährden kann. Das kostet nun einmal Geld und Gehirnschmalz. Letzteres wurde aber auch klug investiert:
Amazon Prime, buyVIP, das Abtasten neuer Geschäftsfelder … was Amazon angepackt hat, machte jedes Mal Sinn. Die Plattformen arbeiten schnell, zuverlässig, sind komfortabel – und damit bricht jetzt langsam die Zeit an, in der die Ernte eingefahren wird.
Die „Erntezeit“ hat begonnen
Für das laufende Jahr werden nun erstmals „sichtbare“ Gewinne eingefahren, die über Peanuts hinausgehen … und in den kommenden Jahren ist eine massive Gewinnsteigerung durchaus möglich. Dass das nur davon abhängt, ob das Unternehmen lieber Gewinn machen oder expandieren will, ist den Anlegern klar. Man könnte, wenn man wollte, auch 20 oder 40 US-Dollar pro Jahr Gewinn machen oder Dividenden zahlen. Man will nur nicht, weil die Zukunft das Ziel ist. Und solange die Anleger das akzeptieren, bleibt für die Aktie auch Luft nach oben.
Was wird morgen für das 3. Quartal erwartet?
Vor allem, wenn die morgen nach US-Handelsende anstehenden Quartalszahlen die Erwartungen so übertreffen, wie dies im ersten und zweiten Quartal bereits gelungen ist. Die Erwartungen für den Gewinn pro Aktie liegen zwischen 0,80 und 1,00 US-Dollar. Die Prognosen für den erzielten Umsatz bewegen sich im Bereich 32 bis 34 Milliarden US-Dollar. Sollte amazon.com diese Prognosen deutlicher übertreffen – was zumindest eine taugliche Chance hat – kann das bisherige Verlaufshoch der Aktie von 847 US-Dollar leicht überwunden werden.
Neu einzusteigen wäre bei solchen Super-Rallyes nur in Rücksetzer sinnvoll, wie wir diesen gerade erst an die momentan relevante Aufwärtstrendlinie erlebt haben. Prozyklisch kleine Positionen im Fall neuer Hochs zuzukaufen, wäre aber durchaus eine Überlegung wert. Wichtig: Absicherung nie vergessen! Negative Überraschungen darf man nie ausschließen. Sinnvoll erschiene hierbei ein Stoppkurs, der mit 795/800 US-Dollar knapp unter dem letzten Zwischentief angesiedelt würde.
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