Das Dumme an den chinesischen Konjunkturdaten ist, dass sie einerseits immens wichtig sind und die Aktienmärkte weltweit stark bewegen können, dass sie andererseits aber zu einer Zeit veröffentlicht werden, in der wir in Europa gemeinhin im Bett liegen. So auch heute Nacht: Die sehr wichtigen Import- und Exportdaten für den Mai kommen – voraussichtlich gegen 04:00 Uhr unserer Zeit. Und diese Daten haben es wirklich in sich, denn:
Sie zeigen deutlicher als andere Konjunkturdaten, wie groß – oder wie klein – das Stück ist, das die großen Exportunternehmen in den USA, Japan und Europa vom Kuchen des sukzessive nachlassenden chinesischen Wachstums abbekommen. Und das wurde zuletzt immer kleiner. Es sind daher die Import-Daten, auf die es ankommt. Denn wie viel China exportiert, ist zwar gut zu wissen. Aber über die Verfassung der chinesischen Konjunktur sagt das wenig aus, denn schwindende Exporte können ja durch einen steigenden Binnenkonsum ausgeglichen werden, dann würde dennoch so viel wie zuvor – oder mehr – produziert.
Vor allem die Importe sind wichtig!
Wenn aber die Importe ins Land schwinden, hieße das bei einem gleichbleibenden Wachstum zwar, dass die heimischen Unternehmen einen zunehmend größeren Marktanteil haben. Aber große Export-Unternehmen aus dem Rest der Welt verkaufen dort weniger – und das ist für unsere Aktienmärkte entscheidend. Und nein, China ist nicht, wie manche Analysten behaupten, eher unwichtig. China ist die zweitgrößte Wirtschaftsnation der Welt und für viele Firmen ein extrem wichtiger Absatzmarkt, denken wir nur an die Automobilindustrie.
Die Analysten erwarten für diese morgen Früh anstehenden Daten ein Minus von 6,0 Prozent bei den Importen und von 3,6 Prozent bei den Exporten, verglichen mit dem Niveau des Vorjahresmonats, d.h. dem Mai 2015. Sollte das Minus größer ausfallen, kann das die Aktienmmärkte in ihrem jüngsten Aufwärtsdrang ausbremsen. Ist das Minus indes geringer oder kommt es gar zu einem Zuwachs, kann das DAX, Dow Jones & Co ganz erheblich nach oben tragen!