Richtig ist: Mit der Super-Rallye zum Wochenstart wurde die Nackenlinie der vorher vollendeten Schulter-Kopf-Schulter-Trendwendeformation des Londoner Leitindex FT-SE 100 wieder überwunden. Die Formation ist damit nicht mehr gültig, der Ausbruch nach unten zur Bärenfalle geworden. Zumindest wäre das in einem normalen Börsenumfeld so. Aber diese Tage vor und wohl auch einige Handelstage nach dem Referendum in Großbritannien sein kein normales Börsenumfeld.
Die extremen Reaktionen auf einlaufende Umfrageergebnisse zeigen, dass viele Marktteilnehmer überreagieren. Das macht die Nervosität, immerhin steht viel auf dem Spiel. In erster Linie fürchtet man, die EU werde schnell zerfallen, wenn ein so bedeutendes Mitglied wie Großbritannien den Verbund verlässt. Aber das ist nur die erste, oberflächliche Ebene der Problematik. Auf sie wird sich vor der Abstimmung konzentriert. Aber nicht wenige Anleger glauben, dass eine EU ohne Großbritannien mit seinen steten Extrawürsten möglicherweise handlungsfähiger und weniger zerstritten wäre. So betrachtet muss man, nüchtern betrachtet, konstatieren:
Jetzt besser den Ball flach halten
Die Reaktionen auf ein mal pro, mal contra EU ausschlagendes Pendel sind zwar extrem, nichtsdestotrotz stochern die Akteure im Nebel, wenn sie nun unlimitiert mal ein- und mal aussteigen. Wir meinen: es ist nicht empfehlenswert, diesen extremen Sprüngen vor dem Referendum hinterherzulaufen. Dazu ist die Berechenbarkeit dieses Aufwärtsimpulses zu gering; dasselbe gälte, würde es vor Donnerstag auf einmal wieder abwärts gehen. Was heute sonnenklar scheint, kann morgen Makulatur sein. Und:
Echte Trends sind nicht nach ein, zwei Tagen vorbei. Daher wäre es jetzt klüger, zurückhaltend zu agieren und abzuwarten, was herauskommt, wenn sich der Pulverdampf des Referendums verzogen hat.
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