Liebe Börsianer,
die Börsianer und auch die Medien sind sich wieder einmal ziemlich sicher. Wir starten nun ins Zins-Endspiel. Zuletzt hat die US-Notenbank bekanntlich den Leitzins nochmals hochgefahren. Derart hoch war der wichtige Tageszins zuletzt vor 22 Jahren.
Da kann doch nicht mehr viel kommen, oder? Zumal die US-Inflation in den vergangenen Monaten stramm rückläufig war.
Okay, also vielleicht sehen wir noch eine einzige, noch eine letzte Zinserhöhung in diesem Jahr. Dann ist aber endgültig Schluss, so die große Hoffnung im Markt.
Dann packt die Fed und einige Monate später wahrscheinlich auch die EZB die große Zinskeule endlich wieder ein. Das ist der Plan der Börsianer.
Im Grunde bin ich auch eher „zinsoptimistisch“ und gehe davon aus, dass die meisten westlichen Notenbanken in absehbarer Zeit die Zügel der Geldpolitik zumindest etwas lockerer halten können. Man muss nach meiner Meinung nicht mehr ziehen und zerren wie an einem störrischen Esel.
Aber ich sehe durchaus einige Faktoren, die unserem Plan von der gelockerten Geldpolitik schon noch entgegenstehen können. Blicken wir einmal hinter die Kulissen! Welche Kräfte und Faktoren wirken im Hintergrund?
Erstens, der jüngste Zinsentscheid der Fed fiel im sog. Offenmarktausschuss einstimmig aus. Mit anderen Worten: Die „Front“ der Zinsfalken steht.
Die US-Währungshüter sind sich völlig einig, der Bekämpfung der Inflation muss höchste Priorität eingeräumt werden. Ich sage es direkt: Das spricht eventuell für mehr als noch eine Zinserhöhung.
Zweitens, die Fed prognostiziert nun für das laufende Jahr einen „spürbaren Rückgang im Konjunktur (-Wachstum)“, eine Rezession freilich befürchtet man erst einmal nicht.
Zudem erkennt man einen unverändert robusten US-Arbeitsmarkt, in dem die Arbeitnehmer sehr oft für sich schöne Gehaltsaufschläge durchsetzen. Das treibt eben die Nachfrage und hält die Preise hoch. Dieser Sachverhalt spricht ebenfalls dafür, dass das Zinsendspiel doch noch nicht so ganz konkret bevorsteht.
Vielleicht denken wir sowieso momentan etwas zu eng…
Was halten Sie von diesem Szenario: Tatsächlich sehen wir in diesem Jahr nur noch eine Zinserhöhung. Anschließend geht die Fed in eine Zinspause von – sagen wir – 4 Monaten, um die bittere Medizin wirken zu lassen.
Und am Ende stellen die US-Währungshüter (leider) fest: Das war es eben doch noch nicht. Wir müssen auch 2024 noch 75 oder 100 Basispunkte draufpacken.
Dieses Szenario wird uns als Börsianer ohne Frage nicht sonderlich begeistern. Man muss daraus nicht gleich eine große Crashgefahr herleiten.
In Kombination mit anderen Zutaten – wie rückläufige Unternehmensgewinne o.ä. – freilich kann eine Verlängerung der harten Geldpolitik sehr giftig wirken.
Deshalb gilt, liebe Mitbörsianerinnen und Börsianer, bei allem gerechtfertigten Zinsoptimismus dürfen wir die potenziellen Störer nicht übersehen.
So empfehle ich generell in den anstehenden Wochen eher vorsichtige Ordertätigkeit. Bekanntlich waren die Monate August und September für uns nur selten wirklich renditeträchtig.
Sie möchten jetzt noch einen Schritt weiter gehen und Ihr Depot proaktiv gegen die Korrekturwelle absichern? Dann rate ich Ihnen, werfen Sie einmal einen Blick auf den Börsendienst Crash Trader meines Kollegen Jim Rickards.
Ich verspreche Ihnen, dieser Kollege kann Korrektur. Mehr Infos dazu finden Sie gleich hier.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Alexander von Parseval
Chefredakteur, Börse am Mittag
P.S. Die 16.000 kann der DAX nicht halten, nun nehmen wir die 15.000 ins Visier. Seien Sie jetzt aufmerksam und vorsichtig!