Liebe Leserinnen und Leser,
ein Freund und ich haben neulich über den Markt und die Wirtschaft gesprochen. Er vertrat dabei die Ansicht, dass es definitiv eine Rezession geben wird.
Er ist nicht allein mit dieser Meinung.
Fast jeder, der sich mit dieser Thematik auseinandersetzt, ist zu demselben Schluss gekommen. Dabei ist die Erwartung einer Rezession vergleichbar mit der Erwartung der Schalke-Fans, ihre Mannschaft könne eine Meisterschaft in der 1. Bundesliga gewinnen. Ich frage mich, ob wir alle auf etwas warten, das nie eintreten wird.
Ich komme nicht leichtfertig zu dieser Schlussfolgerung. Tatsächlich war ich im Januar der Meinung, dass wir irgendwann in diesem Jahr in eine Rezession geraten, auch wenn diese mild ausfallen dürfte. Damit ging ich mit der vorherrschenden Marktmeinung konform.
Aktuell hinterfrage ich diese Meinung allerdings.
Rezession im Jahr 2023?
Obwohl die Inflation immer noch zu hoch ist, ist das BIP im ersten Quartal gestiegen. Das Wachstum war mit 1,1 % nicht gerade überwältigend, aber es war positiv. Entscheidend ist, dass eine Rezession äußerst unwahrscheinlich ist, wenn die Arbeitslosigkeit auf Rekordtiefständen liegt.
Die Arbeitslosenquote für Afro-Amerikaner, die normalerweise höher ist als die anderer Gruppen, lag bei 5% und damit auf einem Rekordtief. Die Arbeitslosenquote für Frauen ist die niedrigste seit 70 Jahren.
Auch die Löhne steigen.
Generell kann man sagen, dass jeder, der einen Job haben möchte, einen bekommen kann und gleichzeitig noch mehr Geld verdient als im letzten Jahr. Viele Arbeitnehmer könnten sogar den Job problemlos wechseln, wenn sie das möchten.
Unter diesen Umständen ist es schwierig, eine Rezession zu haben. Darüber hinaus ist der Aktienmarkt, der ein vorausschauender Indikator ist, seit Jahresbeginn gestiegen.
Nach einem katastrophalen Jahr 2022 hat der S&P 500 in diesem Jahr mehr als 8% zugelegt. Der Nasdaq notiert beinahe 17% höher.
Es mag sich vielleicht nicht so anfühlen, weil der Markt in letzter Zeit unruhig war – besonders angesichts der Nachrichten über verschiedene Bankpleiten – aber bisher zeigt der Markt im Jahr 2023 eine sehr gute Performance.
Wenn wir uns die Entwicklung der Aktienkurse ansehen, deutet dies darauf hin, dass eine Rezession nicht unmittelbar bevorsteht.
Aber es ist nicht alles eitel Sonnenschein. Dieser Markt und diese Wirtschaftslage fühlen sich nicht gut an.
Die Inflation belastet jedermanns Budget. Mehrere Regionalbanken in den USA, aber auch große Bankinstitute wie die Credit Suisse sind zusammengebrochen und weitere werden folgen.
Zudem ist die US-Schuldengrenze ein großes Fragezeichen. Wenn sich der US-Präsident, das US-Repräsentantenhaus und der US-Senat nicht auf einen Deal einigen können und die US-Regierung infolgedessen stillgelegt wird, wird das amerikanische Volk erhebliche wirtschaftliche Schmerzen erleiden.
Trotz der Zinserhöhung durch die Federal Reserve folgt der Anleihemarkt dieser Entwicklung nicht. Zehnjährige US-Staatsanleihen rentieren immer noch bei rund 3,5 %, was darauf hindeutet, dass die Zinsen fallen sollten. Der Terminmarkt prognostiziert eine Zinssenkung durch die Fed im September mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 %.
Die Energiepreise sind in den letzten Wochen gesunken – ein weiteres Zeichen für eine schwächere Wirtschaftsleistung. Und natürlich tragen die täglich veröffentlichten negativen Nachrichten über die verkorkste Innen- und Außenpolitik nicht dazu bei, Vertrauen zu schaffen.
So sichern Sie Ihr Vermögen
Für die Gelder, auf die Sie kurzfristig verzichten können, gibt es derzeit kaum eine bessere Alternative als Staatsanleihen. Wenn Sie sich dennoch um einen Zahlungsausfall Sorgen machen, dann können Sie stattdessen auch einfach ein Tagesgeldkonto eröffnen. Hier gibt es mittlerweile wieder attraktive Angebote – wobei der Realzins weiterhin negativ bleibt.
Wenn Sie Geld am Aktienmarkt investieren möchten, dann sollten Sie nicht warten. Es mag sich anfühlen, als sei es nicht der richtige Zeitpunkt, aber das war auch Anfang 2009 der Fall, als die Wirtschaft noch ein Chaos war. Und dennoch war genau das der richtige Zeitpunkt, um zu investieren.
Außerdem können Sie den Markt nicht perfekt timen. Wenn Sie und andere Privatanleger glauben, dass es Grund zur Entwarnung gibt, wird der Markt bereits viel höher stehen als jetzt.
Der Markt richtet sich in die Zukunft, nicht in die Vergangenheit. Wenn die Wirtschaft also besser dasteht, wird sich der Markt bereits nach oben bewegt haben.
Besonders interessant finde ich den Energie- und Rohstoffsektor. Sollte eine Rezession vermieden werden, sollten insbesondere diese Sektoren gut abschneiden. Da die Aktien im Energiesektor in den letzten Wochen gefallen sind, gibt es viele günstige Einstiegskurse.
Ich halte auch vereinzelt regionale US-Banken für interessant. Diese bieten möglicherweise eine großartige Kaufgelegenheit, da die Aktienkurse eingebrochen sind. Es gibt derzeit qualitativ hochwertige Banken, die Dividendenrenditen von über 7 % zahlen.
Offensichtlich ist dieser Sektor derzeit sehr volatil. Wenn Sie also Geld in regionale US-Banken investieren, müssen Sie auf eine wilde Fahrt gefasst sein. Aber ich erwarte, dass Privatanleger langfristig gut damit fahren werden. Eine genaue Analyse ist dabei allerdings die Grundvoraussetzung.
Abschließend noch ein wichtiger Punkt. Denken Sie daran, dass der beste Zeitpunkt, um eine Aktie zu kaufen, genau dann ist, wenn es sich unangenehm anfühlt. Das bedeutet, dass Sie die Aktie wahrscheinlich zu einem großartigen Preis erhalten.
Herzliche Grüße
Ihr
PS: Mein Kollege, Ian King, startet in dieser Woche sein Projekt Die Nächste Million.
Schauen Sie sich das Interview mit John Daly und Ian King an: Es geht dort um 7 Kryptowährungen, die einen 7-stelligen Geldregen auslösen können, während die Krypto-Industrie sich zugleich in eine 200-Billionen-Euro schwere Anlageklasse verwandelt.