Es gibt an der Börse zahllose Sprüche und geflügelte Worte. Einige bergen außerordentlich sinnvolle Regeln. Andere sind einfach nur Unfug oder nur tauglich, wenn man den entsprechenden Zeitrahmen beachtet. Zu letzteren gehört zum Beispiel ‚“Kaufe, wenn die Kanonen donnern“. Also wenn es so richtig heftig abwärts geht, niemand mehr an steigende Kurse glaubt und die Lage immens ernst scheint. Das ist gar nicht so verkehrt. Aber zum einen ist das eine Regel für langfristige Investments. Zum anderen: Woran erkenne ich denn, dass der „Kanonendonner“ nicht noch viel heftiger wird?
ES GIBT MEHR INDIZIEN ALS NUR PLATTE SPRÜCHE
Da greift nämlich plötzlich eine andere Regel: „Was billig scheint, kann noch viel billiger werden.“ Oder anders formuliert: Stemme dich nicht gegen einen laufenden Trend. Damit wäre man dann also so schlau wie zuvor. Nimmt man beide Sprüche zusammen, käme dabei heraus: „Am besten kauft man am Tief.“ Wie hilfreich. Aber gibt es denn gar nichts, womit man den Kursen auf den Zahn fühlen kann?
Doch, gibt es. Es gibt Indizien, die andeuten, ob ein Trend noch intakt ist, was die kurzfristige Ebene angeht. In derart schwankungsfreudigen Phasen, wie wir sie jetzt erleben, muss man aber immer einkalkulieren, dass plötzliche Ereignisse einen Handelsverlauf auf den Kopf stellen und blanke Nerven dazu führen, dass selbst die ganz großen Adressen am Markt emotional, aus dem Moment heraus entscheiden. Einen gewissen Puffer hinsichtlich nicht zu enger Stopps und nicht zu knapper Nerven sollte man also mitbringen.
ZWEI INDIZIEN FÜR EINEN INTAKTEN TREND
Zwei Punkte sind recht gut geeignet um feststellen zu können, ob die Tendenz noch passt. Hier bezogen auf einen Abwärtstrend, für einen Aufwärtstrend gelten sie einfach umgekehrt:
Man reagiert kaum oder gar nicht mehr auf positive Nachrichten. Beispiel: Die gestern veröffentlichten US-Rohöl-Lagerbestände fielen besser als erwartet aus. Die Lagerbestände waren nicht wie erwartet erneut deutlich gestiegen, sondern leicht gesunken. Das hätte Rohöl nach oben treiben müssen, aber nach einer kurzen Rallye wurde diese wieder komplett abverkauft. Ein guter Hinweis, dass die Bären noch fest am Ruder stehen.
Der Abverkauf von Kursgewinnen an sich ist der zweite Punkt. Wenn relativ oft in steigende Kurse hinein plötzlich Verkaufsdruck aufkommt zeigt das: Hier sind immer noch genug Akteure willens, jede Erholung zum Ausstieg oder zu neuen Short-Positionen zu nutzen. Das deutet an, dass dem Markt die Verkäufer nicht ausgehen – siehe dazu auch unser „Thema im Fokus“.
Der heutige Vormittag, eigentlich die gesamte bisherige Woche, zeigte mehrfach solches Kursverhalten. Fazit: Es kann immer und jederzeit zu auch kräftigen Gegenbewegungen kommen, aber der Trend an sich ist weiter intakt und weist abwärts.
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