ein heikles Thema, über das ich sicherlich nicht gerne schreibe. Aber irgendwann werden wir alle in den Börsianerhimmel abrücken. Das ist der Ort, wo die Kurse immer regelmäßig steigen, und der Leitzins liegt stabil bei -0,25 %. Ich weiß, ein ganz schlechter Witz.
Zur Sache: Üblicherweise wünscht sich der Depotbetreuer, dass seine Arbeit über sein Ableben hinaus fortgesetzt wird, sei es vom Partner oder von den Erben. In der Praxis freilich sehen wir eine solche Kontinuität eher selten. Denn oftmals ist der Ehepartner kaum in die Depotarbeit involviert. Auch die eigenen Kinder hat man oftmals nicht ausreichend vorbereitet. Am Ende wird dann das Depot aufgelöst und selbst beste Aktienqualität achtlos weggeworfen.
Denn für Nicht-Börsianer ist Münchener Rück erst einmal eine Versicherung und Netflix nur ein Videodienst. Das muss allerdings nicht so sein, wie Marc Lichtenfeld jüngst seinen US-Lesern erklärt hat. Ich habe seinen hilfreichen Beitrag übersetzen lassen. Nicht jedes Detail seiner Ausführungen können Sie eins zu eins auf europäische Verhältnisse übertragen.
Der Grundgedanke freilich gilt: Bereiten Sie Ihre Nachfolger vor, damit sie Ihre teils jahrzehntelange Arbeit sinnvoll fortsetzen können! Wichtig ist dabei eben, dass Sie nicht nur einfach Ihr Kapital weiterreichen, sondern auch Ihre Kompetenz als Börsianer. Das kann für Ihre Erben ein sehr wertvoller Schatz sein. Nachfolgend lesen Sie einen wertvollen Gastbeitrag meines Kollegen Marc Lichtenfeld zu genau diesem Thema.
Alexander von Parseval
Chefredakteur, Börse am Mittag
Sorgen Sie für Ihre Angehörigen vor
Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,
letzte Woche war Valentinstag. Vielleicht haben Sie Ihre Liebsten mit einer kleinen Aufmerksamkeit überrascht. Aber zu den wichtigsten – und liebevollsten – Dingen gehört es auch, sicherzustellen, dass für Ihren Partner und Ihre Familie gesorgt ist, wenn Sie nicht mehr da sind.
Nein, ich versuche nicht, Ihnen eine Lebensversicherung zu verkaufen. In der Tat habe ich mich in meinen Artikeln schon oft gegen viele Lebensversicherungsprodukte ausgesprochen.
Stattdessen fordere ich Sie auf, Ihren Angehörigen mitzuteilen, wo sie alle wichtigen Informationen finden können, die sie nach Ihrem Tod benötigen werden.
Als mein Vater vor ein paar Jahren starb, wurde die emotionale Zeit dadurch erleichtert, dass meine Eltern alle Beerdigungsvorkehrungen im Voraus geplant und alle finanziellen Informationen an einem Ort gesammelt hatten..
Treffen Sie Vorkehrungen für Ihr Vermögen
Finanziell war alles ganz einfach. Sie hatten ihre Angelegenheiten so geregelt, dass alles direkt an meine Mutter ging, ohne dass eine gerichtliche Testamentseröffnung erforderlich war. Für diesen Fall hatten Sie einen Treuhandfond eingerichtet. In seiner einfachsten Form hilft solch ein Fond, ein Nachlassverfahren zu vermeiden, das sehr lange dauern und viel Geld kosten kann. Das Letzte, was Sie wollen, ist, dass Ihrer Familie möglicherweise Gerichtskosten entstehen und sie auf das warten muss, was Sie ihr großzügig zukommen lassen wollen.
Und ein Treuhandfond oder Treuhandkonto bedeutet nicht, dass das Geld für Ihre Erben aufbewahrt wird und Sie keinen Zugriff darauf haben. Ganz und gar nicht. Sie haben jederzeit vollen Zugriff auf Ihr Geld. Aber wenn Sie sterben, ist es ganz klar, was mit dem Vermögen geschieht.
Sie können auch Regeln aufstellen. Meine Kinder sind zum Beispiel sehr bald erwachsen. Sollte meiner Frau und mir etwas zustoßen, bekämen meine Kinder genug zum Leben, aber erst ab einem bestimmten späteren Lebensjahr den vollen Betrag. Meine Kinder sind gute Kinder. Aber plötzlich ein Nettovermögen zu haben, das mit Anfang 20 exponentiell ansteigt, kann selbst für die vertrauenswürdigsten jungen Erwachsenen zu verlockend sein.
Wenn Sie über ein beträchtliches Vermögen verfügen, kann ein Treuhandfond Ihren Erben möglicherweise auch helfen, Steuern zu vermeiden. Sie haben hart für Ihr Geld gearbeitet – und bereits Steuern darauf gezahlt. Das Letzte, was Sie wollen, ist, dass Ihre Kinder oder andere Erben einen beträchtlichen Teil Ihres Vermögens an den Fiskus abtreten müssen.
Die Einrichtung eines Treuhandfonds oder Treuhandkontos kostet etwas Geld – in Abhängigkeit davon, wie kompliziert die Regelungen sein sollen. Bei einfacher Gestaltung dauert es jedoch nur etwa eine Stunde, bis man sich beispielsweise mit einem Anwalt getroffen, und den Papierkram durchgesehen und unterschrieben hat. Jeder Finanzplaner, den ich kenne, hat gesagt, dass ein Treuhandfond jeden Cent wert ist. Man muss nicht reich sein, um solch einen Treuhandfond einzurichten. Ich empfehle dringend, sich damit zu befassen, anstatt ein einfaches Testament zu machen.
Regeln Sie Ihre Bestattung
Eine weitere Erleichterung beim Tod meines Vaters war die Tatsache, dass die Umstände der Beerdigung im Voraus festgelegt wurden. Meine Mutter musste nur einen Anruf beim Bestattungsunternehmen tätigen, und alles war geregelt. Als ich fragte, wie ich bei der Beerdigung helfen könnte, gab es buchstäblich nichts mehr zu tun. Ich habe gesehen, wie es ist, wenn andere Familienmitglieder verstorben sind, und wie sehr man sich darum bemüht, eine Trauerfeier zu organisieren und die Wünsche des Verstorbenen zu erfüllen.
Wenn Sie können, sollten Sie Ihre Beerdigung vorbereiten und sicherstellen, dass Ihre Familie weiß, wie sie alles in die Wege leiten kann. Auf diese Weise können sie mehr Zeit damit verbringen, sich gegenseitig zu trösten, und müssen sich weniger um die Details kümmern.
Das Passwort ist …
Es ist schon schwer genug, sich die eigenen Online-Passwörter zu merken, geschweige denn, die der Angehörigen herauszufinden. Erstellen Sie eine Liste mit Passwörtern und stellen Sie sicher, dass Ihre Erben wissen, wo diese Liste ist.
Ich würde sie irgendwie codieren. Wir haben zwei elektronische Dokumente, eines mit den Benutzernamen und eines mit den Passwörtern. Ich schlage vor, dass die Dokumente falsche Namen tragen, wie beispielsweise „Urlaubsreise2020“ oder „Hochzeitslieder“ – etwas, das niemanden interessieren würde, wenn er Zugang zu Ihrem Computer hätte.
Unsere Kinder haben Kopien der Dokumente und wissen auch, wie sie auf unsere Computer zugreifen können. Wenn uns etwas zustößt, möchte ich nicht, dass meine Kinder ewig damit beschäftigt sind, sich einen Zugang zu den notwendigen Diensten zu verschaffen. Ich möchte, dass sie sich anmelden und mit einem Mausklick alles regeln können.
Die genannten Angelegenheiten sind keine angenehmen Themen, über die man mit seinen Angehörigen sprechen sollte. Aber sich im Voraus um diese Dinge zu kümmern, ist meiner Meinung nach der ultimative Ausdruck von Liebe, den Sie Ihrem Partner oder Ihren Erben zeigen können.
Wussten Sie übrigens, dass Sie diverse Produkte des Verlags vererben können. Zum Beispiel das Premium-Paket, in dem auch einer meiner Dienste enthalten ist. Hier holen Sie sich weitere Informationen zu diesem Angebot.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Marc Lichtenfeld
Chefanalyst, Der Dividenden Club
Wichtiger Hinweis der Redaktion
Lieber Leser von Börse am Mittag,
vor wenigen Tagen habe ich im Namen des AnlegerVerlags mit Jim Rickards, Marc Lichtenfeld und Alexander von Parseval über die andauernde Inflation gesprochen. Dabei haben sie uns ihre Einschätzungen zum weiteren Inflationsverlauf geben und erläutert, wie sich die Entwicklung auf die Märkte auswirken könnte.
Ich wünsche Ihnen alles Gute,
Armin Hecktor
Redaktionsleiter, Börse am Mittag
