Immer dann, wenn davon die Rede ist, dass „große Adressen“ gezielt kaufen oder verkaufen, rümpfen viele die Nase. Denn das wirkt, als würden diese „Großen“ den Markt manipulieren. Was übersehen wird: Wir alle kaufen oder verkaufen, weil wir ein Ziel haben, etwas erreichen oder vermeiden möchten. Der einzige Unterschied: Wir haben nicht das Kapital, um DAX oder Dow Jones dadurch nach oben zu ziehen oder zu drücken. Hätten wir es … würden wir es genauso machen. Zumal: Das Volumen, mit denen diese großen Adressen zu Werke gehen, basiert auf der Größe ihrer Portfolios. Und die sind so groß, weil die Anleger ihnen über Jahre entsprechend große Summen zugeführt haben, auf dass man es investieren und mehren möge.
Fragwürdiger wird es, wenn diese großen Adressen Unsinn mit dem Geld der Sparer treiben. Und das konnte man in den vergangenen Monaten durchaus beobachten. Basis der Aktivitäten: blanke Angst. Denn z.B. Fonds haben nicht wie unsereiner die Wahl, ob und wie hoch sie am Markt investiert sein wollen. Sie müssen mitziehen, um nicht gegenüber der Konkurrenz Performance einzubüßen. Käme es dazu, wäre der Job schnell weg. Also ist man bei jeder Rallye auf der Käuferseite dabei, bei jedem Abwärtsimpuls werden Positionen körbeweise verkauft. Aber letzteres, ein neuer Abwärtsimpuls, darf nicht sein. Denn die Abhängigkeit der großen Adressen geht noch weiter:
Fonds können nicht, wie sie wollen
Da man aufgrund des Performancedrucks nur geringe Barreserven halten kann, fehlt bei einem größeren Rückzug der Sparer das Geld, um sie auszuzahlen … es sei denn, man macht Bestände zu Geld. Das aber sorgt aufgrund der gewaltigen Summen, die solche großen Adressen verwalten, für fallende Kurse, denn immer dann, wenn es ungemütlich wird, sind Käufer, die da die Hand aufhalten, rar. Also sägt man sich den Ast ab, auf dem man sitzt, indem man unfreiwillig eine Kettenreaktion auslöst: Man verkauft, um abwandernde Anleger auszuzahlen, drückt damit aber das Niveau der Kurse weiter und bringt so nur neue Anleger dazu, ebenfalls ob der wachsenden Verluste auszusteigen. Um die auszahlen zu können, muss man jedoch erneut verkaufen … und so weiter. Um das zu vermeiden, wird seit anderthalb Wochen gekauft, was das Zeug hält. Ist das klug?
Kaufen, damit die Anleger nicht aussteigen?
Das ist zu bezweifeln. Da wird versucht, eine Wende vorzugaukeln, indem nun erreicht wurde, dass der marktbreite US-Index S&P 500 aus dem „correction territory“ heraus ist. In den USA wird gerne nach Schema F gedacht und agiert: So ist ein Niveau zwischen zehn und zwanzig Prozent unter dem letzten Hoch „correction territory“, bei mehr als 20 Prozent wäre ein Index im „bear market territory“. Letzteres konnte vermieden werden, das „bear market territory“ hätte unter 1.710 Punkten begonnen. Jetzt gelang es, den Index über die Zehn-Prozent-Marke unter dem letzten Hoch (Allzeithoch 2.135 Punkte, Zehn-Prozent-Linie 1.921 Punkte) zu ziehen. Das soll die Anleger davon abhalten zu verkaufen. Aber ob das hilft? Es wirkt, da die Rahmenbedingungen bearish bleiben, wie genau der Unsinn, mit denen man den Karren nur noch tiefer in den Dreck fährt, denn das kostet genau die Barreserven, die man sicherheitshalber nicht antasten sollte …
Wir wünschen eine erfolgreiche Handelswoche!
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