Wenn die Gesamtlage problematischer wird – und bei einem Abwärtstrend, der ja nun ohne Wenn und Aber beim DAX noch existiert, ist die Gesamtlage problematisch – wird einem als Anleger von gutmeinenden Menschen geraten: „Du musst defensive Aktien kaufen, die laufen immer dann, wenn die Wirtschaft wackelt.“ Was im Prinzip auch richtig ist.
Unter defensiven Aktien versteht man Aktien von Unternehmen, die im Fall eines wirtschaftlichen Abstiegs am besten davonkommen. Und zwar, weil sie Güter oder Dienstleistungen anbieten, die man immer braucht, ob man nun viel oder wenig Geld auf der hohen Kante hat. Typisch sind hier die Energieversorger, die Hersteller von Haushaltsartikeln aller Art und der Gesundheitssektor.
Nun haben die deutschen Energieversorger wegen der Energiewende gerade Probleme, aber die anderen Aktien des DAX aus dieser „defensiven“ Kategorie weisen in der Tat momentan eine relative Stärke zum DAX auf, d.h. sie liefen seit dessen Allzeithoch am 10.4.2015 besser als der Index.
KAUFEN, WAS „BILLIG“ IST
Aber ist das ein Freibrief, derartige Aktien wie z.B. die im Chart gezeigten Fresenius und Beiersdorf jederzeit zu kaufen? Da ist es eben nicht. Denn wenn alle sich auf diese „defensiven“ Aktien stürzen, steigt deren Bewertung irgendwann in einen Bereich, in dem diese Titel dann teuer sind und nicht mehr die zyklischen Werte wie die hier als Beispiel im Chart abgebildete BMW. Denn ja, bei den „Zyklikern“, den Unternehmen also, die sehr stark auf die Auf- und Abwärtsbewegungen der Konjunktur reagieren, fallen die Unternehmensgewinne in Phasen nachlassenden Wachstums oder gar in einer Rezession deutlich. Aber bei den defensiven Unternehmen gehen Umsatz und Gewinn dann ja nicht durch die Decke. Sie halten ihre Gewinne meist, aber viel mehr eben nicht (gemeint ist immer die grundsätzliche Tendenz, natürlich schlägt sich jedes Unternehmen individuell anders). Was bedeutet:
Hält ein solcher Trend, vor allem die defensiven Aktien ins Depot zu nehmen, schon längere Zeit an, kauft man da „teuer“ ein. Dann kann es auf einmal schon wieder höchst interessant sein, sich die zyklischen Aktien anzusehen, die bereits längere Zeit unter Druck standen und entsprechend „billig“ sind. Natürlich ist klar: Was billig ist, kann noch viel billiger werden. Auch so ein alter Börsenspruch, der indes seine Berechtigung hat. Aber wenn man nicht erwartet, dass das Schlimmste, was das Wirtschaftswachstum oder die Rahmenbedingungen für die Börsen an sich angeht, noch vor uns läge, kann man in solchen Situationen zumindest langsam anfangen, sich bei diesen verschmähten zyklischen Titeln einen guten Durchschnittskurs zusammenzukaufen.
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