Das gestern Abend um 20 Uhr veröffentlichte Statement der US-Notenbank, das Ergebnis der Sitzung des dort die Entscheidungen fällenden Offenmarktausschusses (Federal Open Market Committee), wurde mit einer explosiven Mischung aus Hoffnung und Furcht erwartet. Doch was dann auf den Tisch kam, bestätigte weder Hoffnungen noch Sorgen. Es war schlicht ein Blatt Papier mit leeren Worthülsen.
Manch einer hatte befürchtet, die US-Notenbank könnte in diesem Statement Hinweise auf weitere, bald anstehende Leitzinserhöhungen geben. Davon war indes nicht einmal zwischen den Zeilen etwas zu lesen. Andererseits: Dass man nun für einen längeren Zeitraum die Füße still halten werde, sprich diese eine kleine Zinserhöhung im Dezember symbolisch bleiben würde, war dort auch nicht zu erkennen.
EIN NETT VERPACKTES NICHTS
Das Statement war ein Konglomerat aus Gemeinplätzen und nicht tauglich begründeter, allgemeiner und verhaltener Zuversicht. Einige Wirtschaftsbereiche wie Immobilien- und Arbeitsmarkt würden sich gut entwickeln, andere Bereiche wie Investitionsausgaben sind auf dem Rückzug, insgesamt werde man aber ein moderates Wachstum sehen. Und auch, wenn die Inflation momentan durch fallende Energiepreise zu gering sei, sei man doch sicher, dass sie mittelfristig das Ziel von zwei Prozent wieder erreichen wird.
Was die Lage der US-Wirtschaft anging, wusste das jeder Anleger, der sich die allesamt ja frei zugänglichen Konjunkturdaten anschaut, auch schon vorher. Nur, dass man da als „Nicht-Notenbanker“ zu einem weniger optimistischen Gesamtbild kommen muss.
INVESTOREN WOLLEN KEINE PASSIVE NOTENBANK
Es war unter dem Strich ein „alles ist gut“-Sermon ohne Hinweise auf kommende Aktivitäten. Das war noch dünner als das, was die EZB in der vergangenen Woche von sich gegeben hatte. Die Reaktion der US-Indizes (siehe auch der Marktüberblick) war entsprechend. Man war enttäuscht darüber, dass die wichtigste Notenbank der Welt angesichts der zunehmenden Unruhe an den Finanzmärkten so tut, als wäre nichts … und dementsprechend auch tatenlos bleiben wird. Nicht einmal bei der Euro/US-Dollar-Relation kam es zu der längst überfälligen Trendentscheidung.
Die europäischen Aktienmärkte versuchen heute Vormittag den gestrigen Abwärtsimpuls an der Wall Street zu ignorieren. Aber wir raten da zur Vorsicht. Das wirkt wie eine beeindruckende relative Stärke – aber bislang ohne echten Effekt. Die bullishe Seite verbraucht nur ihre Kräfte, sehen Sie dazu auch unseren Beitrag „Die Bullen verbrauchen ihre Kraft“
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