Das entscheidende Argument der US-Notenbank für die erste Leitzinsanhebung seit vielen Jahren war der robuste Arbeitsmarkt. Nach einer schwächeren Phase im Spätsommer wurden für Oktober, November und Dezember jeweils über 250.000 neu geschaffene Arbeitsstellen gemeldet. Je mehr Menschen Arbeit haben, desto stärker das Wachstum … also ist auch mit steigenden Preisen zu rechnen, denen man mit einer Leitzinsanhebung entgegenwirken kann bzw. muss. Eine simple, logisch klingende Argumentation, die jedoch einige entscheidende Haken hat:
Zum einen wird bei diesen Arbeitsmarktdaten nicht berücksichtigst, ob es sich da um neue Jobs handelt, von denen ein Mensch oder gar eine ganze Familie leben könnte. Und meist ist genau das nicht der Fall. Zum anderen ignoriert die US-Notenbank dabei, dass gerade die Arbeitsmarktdaten der aktuellen Entwicklung erheblich hinterherhinken. Was logisch ist: So schnell ist niemand neu eingestellt oder entlassen. Bevor Unternehmen in Bezug auf ihr Personal Maßnahmen vornehmen warten sie ab, ob sich eine Veränderung der Auftragslage auch wirklich verstetigt. Ansonsten würde man Leute entlassen, die man kurz darauf doch wieder gebraucht hätte oder Personal einstellen, das Wochen später nutzlos herumsteht. Man rechnet da im Schnitt mit einem „Time Lag“, einer Zeitverzögerung, von drei bis vier Monaten.
DER GEGENWIND HAT DEN ARBEITSMARKT ERREICHT
Und mit den aktuellsten, am Freitag veröffentlichten Daten für den Januar ahnte man, dass die deutliche Eintrübung fast aller anderen US-Konjunkturdaten im vierten Quartal nun auch am Arbeitsmarkt angekommen ist. Mit nur 151.000 neu geschaffenen Jobs wurde die Erwartung der Analysten (im Schnitt bei 190.000) deutlich verfehlt. Dass die Arbeitslosenquote trotzdem auf 4,9 Prozent sank, resultierte einerseits daraus, dass die Zahl derjenigen US-Bürger, die als Basis der Berechnung der arbeitsfähigen Bevölkerung hergenommen werden, sukzessive sinkt und zum anderen daraus, dass die Datenerhebung für die Arbeitslosenquote und für die Zahl neuer Stellen auf zwei völlig unterschiedlichen Wegen erfolgt.
Die Reaktion war negativ. Man erkannte, wie vorstehend erwähnt: Auch der Arbeitsmarkt ist jetzt von der Abkühlung der Lage erfasst. Und das wog schwerer als die Schlussfolgerung, dass die US-Notenbank dadurch wenigstens nicht mehr auf die Idee kommen dürfte, dieser ersten Zinsanhebung des Dezembers in nächster Zeit eine weitere folgen zu lassen. Sie sehen im hier abgebildeten Chart des marktbreiten S&P 500-Index auf Tagesbasis, dass dieser am Freitag erneut die wichtige Unterstützungszone 1.867/1.872 Punkte testete, die Tiefs vom August und September. Noch zwei Tage zuvor war der Index von dieser Linie aus wieder nach oben gelaufen. Ob das diesmal auch gelingen wird, nachdem dieser erfolgreiche Test nun keine Anschlusskäufe nach sich zog, ist fraglich, denn diesmal konnte sich der Index von diesem Bereich am Freitagabend nicht nach oben absetzen.
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