Es war doch gerade erst am Donnerstag: Gold schoss wie eine Rakete nach oben, in der Spitze über 60 Dollar an nur einem Tag. Der Ölpreis war schwach. Anleihen liefen wie geschnitten Brot, während die Aktienindizes in Europa und den USA großenteils neue Tiefs im seit Frühjahr 2015 laufenden Abwärtstrend markierten. Die Baisse war in vollem Gange und seitens der Konjunkturdaten gab es Lichts, das auf Licht am Ende des Tunnels hingedeutet hätte.
Heute ist Dienstag, es ist also seitdem keine Woche vergangen. Gold hat von seinen Donnerstags-Hochs über 70 Dollar verloren. Rohöl ist über 15 Prozent gestiegen. In China hat der Handel mit Gewinnen eingesetzt, nachdem dort vergangene Woche feiertagsbedingt geschlossen war. Und auch in Europa steigen die Aktienkurse. Es muss sich etwas Bedeutsames verändert haben. Aber was?
Klassische „Börsenmechanik“
In den Nachrichten ist nichts zu fnden. Seitdem am Donnerstagabend die Kurse plötzlich in die Gegenrichtung liefen, hat sich nichts gewandelt. Weder haben Notenbanken eingegrifen noch hätte es Konjunkturdaten gegeben, die die bearishe Einstellung der Mehrheit der Investoren hätten verändern können. Im Gegenteil, am Montagmorgen kamen Daten aus China und Japan, die durchweg bestätigten, dass man mit einer Belebung des Wachstums in nächster Zeit nicht rechnen kann. Also – was hat diese Wende verursacht?
Es sind einfach die klassischen Mechanismen der Börse. Genauso, wie man in intensiven Aufwärtstrends markante Korrekturen erlebt, die einfach plötzlich da sind, ohne zwingende Gründe, läuft es auch in einem Abwärtstrend. Und aus den selben Gründen: Zum einen Gewinnmitnahmen, dann Termine wie Monats- und Quartalsultimos oder Verfalltermine an der Terminbörse und zu guter Letzt auch charttechnische Aspekte. All das kam Ende vergangener Woche zusammen und wirkt nun auf die Märkte.
Einfach nur eine Rallye im Abwärtstrend
Wenn bearishe Investoren ihre Gewinne sichern wollen, müssen sie entweder in Futures Long gehen, um bei Short-Positionen den erreichten Gewinn zu fxieren oder leer verkaufte Aktien eindecken. Beides erzeugt Kaufdruck. Wenn große Akteure an der Terminbörse sich einen bestimmten Korridor ausgeguckt haben, in dem ihre Positionen optimalen Gewinn abwerfen, lohnt es sich für sie oft, den Markt aktiv zu beeinfussen, damit die Kurse in diesem Korridor sind, wenn die Derivate abgerechnet werden. Und wenn große Adressen wie Fonds fürchten, dass ein weitergehender Kursverfall sie in
Schwierigkeiten bringen würde, versuchen sie, ihre Barreserven einzusetzen, um eben diesen Abstieg zu verhindern und wichtige charttechnische Marken zu halten.
All das kam in den letzten Tagen zusammen. Der Chart des DAX auf Wochenbasis zeigt es: Zum Wochenschluss war es gelungen, vom unteren Ende des Abwärtstrendkanals wieder leicht nach oben zu laufen und die Unterstützungszone 8.900/9.000 Punkte zu verteidigen. Das war das Sprungbrett für weitere Eindeckungen der Bären und Käufe der Fonds zum Wochenstart. Aber der Abwärtstrend bleibt ein Abwärtstrend. Was wir hier sehen, sind Kurse, die sich in eine Position begeben, in der man in Trendrichtung wieder zugreifen kann!
Wir wünschen eine erfolgreiche Handelswoche!
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