Es ist ja eigentlich seltsam: Vor wenigen Tagen noch sahen sich die Anleger mit einer dynamischen Baisse konfrontiert. Gold stieg wie seit Jahren nicht, dafür sackten die Aktienindizes in Europa und den USA von einem Tief zum anderen. Heute scheint Gold auf einmal keiner mehr haben zu wollen, in China und Japan steigen trotz sehr schwacher Konjunkturdaten die Kurse … und der DAX wirkt wieder kämpferisch, bereit, sich die vor einer Woche gefallene Chartzone um 9.300 Punkte zurückzuholen. Ist denn heute all das nicht mehr wahr, was letzte Woche noch in Stein gemeißelt schien? Steht die Börsenwelt plötzlich auf dem Kopf?
ALLES BEIM ALTEN
Keineswegs. Die Welt dreht sich immer noch in dieselbe Richtung. Und Schlechtes ist nicht auf einmal gut. Es stimmt schon, in manchen Medien war gestern zu hören bzw. zu lesen, dass die Kurse steigen würden, weil die Anleger darauf setzen, dass die schwachen Konjunkturdaten aus Asien dazu führen, dass die Notenbanken dort eingreifen werden und das dann die Kurse wieder nach oben treiben wird. Aber diese Begründungen sind nicht glaubhaft. Schon seit Monaten reagieren die Anleger nicht mehr positiv auf die Notenbanken. Weil sie mittlerweile erkannt haben, dass deren Maßnahmen nicht wirken, wie sie wirken sollten. Denken wir doch nur an die EZB:
Seit Ende Januar weiß man, dass die Europäische Zentralbank wohl in ihrer nächsten Sitzung am 10. März weitere Maßnahmen beschließen wird, immerhin wurde das mehrfach angedeutet. Hat das DAX und Euro Stoxx 50 nach oben gezogen? Nein, das hat es nicht. Die scheinbar plötzlich so gute Stimmung der Anleger ist nämlich gar kein Stimmungswandel. Es handelt sich hier einfach um eine Korrektur.
DAS IST NOCH NICHT DIE WENDE
Immer dann, wenn diejenigen, die mit großen Positionen in Trendrichtung agieren, ihre Gewinne mitnehmen, laufen die Kurse in die Gegenrichtung. Im Fall einer Baisse, wie wir sie derzeit sehen, also nach oben. Das wirkt für viele Anleger, als sei nun die Wende da. Aber da ist nichts, was eine wirklich nachhaltige Wende unterstützen würde.
Wenn es gelingt, wichtige Hürden wie den Bereich knapp über 9.300 beim DAX zu überwinden, verlängert sich nur die Gegenbewegung. Was nicht heißt, dass aktive, kurzfristige Trader dann nicht auf der Long-Seite Profite erzielen können. Aber es bedeutet, dass diejenigen, die meinen, das Ende des Abwärtstrends an sich sei da und dass nun ideale Kurse für langfristige Aktienkäufe gegeben wären, dieses Gefühl, das nur durch diese überraschend steigenden Kurse hervorgerufen wurde, noch einmal hinterfragen sollten.
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