Eigentlich ist es ja absurd, dass die Anleger weltweit mit weitaus mehr Unruhe auf die US-Arbeitsmarktdaten warten als auf die des eigenen Landes und entsprechend heftig reagieren. Besonders starke oder schwache US-Arbeitsmarktdaten können einen Trend beim DAX intensivieren oder brechen. Die eigenen, deutschen Daten tun das nie. Aber das liegt daran, dass die US-Daten immer als erste auf den Tisch kommen und man unterstellt, dass eine Tendenz, die in den USA entsteht, zwangsläufig im Rest der Welt nachvollzogen wird. Das ist zwar alles andere als zwingend, aber man geht eben einfach davon aus. Und Sie wissen ja: An der Börse können solche „Bräuche“ höchst hartnäckig sein.
Grundsätzlich gilt: Je höher die Zahl der neuen Arbeitsplätze und je niedriger die Arbeitslosenquote (letztere sehen Sie im Chart, beginnend 1989), desto besser. Nun weiß man zwar, dass diese Daten sehr ungenau sind und meist deutlich im Nachhinein korrigiert werden. Und man weiß ebenso, dass sie die Lage beschönigen, weil viele potenzielle Arbeitnehmer ohne Job von diesen Statistiken einfach ignoriert werden. Und nicht nur das: Gerade die Arbeitsmarktdaten hinken der aktuellen Konjunkturentwicklung Monate hinterher, weil kein Unternehmen sofort Arbeitnehmer entlässt oder einstellt, wenn sich seine Lage kurzfristig verbessert oder verschlechtert. Und selbst wenn man es täte: Durch die Suche nach geeigneten Kandidaten und Kündigungsfristen entsteht dennoch eine große Verzögerung.
DATEN KÖNNEN ZUGLEICH GUT UND SCHLECHT SEIN
Aber man weiß eben, dass die US-Notenbank, die am 16.3. wieder über die Leitzinsen entscheiden wird, diese Daten wie eine ultima ratio behandelt. Daher spielen sie für die Börsen eine größere Rolle, als ihnen eigentlich zukommen würde, denn Konjunkturdaten wie Auftragseingänge, Industrieproduktion und Einkaufsmanagerindizes wären für die Börsen weit wichtiger.
Die „Behandlung“ dieser Arbeitsmarktdaten ist dabei immer so eine Sache, denn es gibt immer zwei Möglichkeiten, sie zu interpretieren. Und je nach Stimmungsbild am Markt und den Interessen der großen Akteure setzt sich dann eine der beiden Varianten durch. Nehmen wir an, die Prognose von 190.000 neuen Arbeitsstellen im Februar wird deutlich verfehlt, es wären z.B. nur 130.000. Das wäre eigentlich negativ für den Aktienmarkt, denn es würde die Aussage anderer Daten hinsichtlich einer immer mehr Richtung Rezession kippenden US-Konjunktur bestätigen. Aber trotzdem könnten Dow Jones & Co. steigen. Nämlich, wenn man einfach argumentiert, dass diese schlechten Daten dafür das Risiko verringern, dass die US-Notenbank in den kommenden Monaten noch einmal die Leitzinsen anheben wird – und das wäre wiederum positiv und ein Grund, die Aktienindizes trotzdem steigen zu lassen. Sie sehen: Das wird heute mal wieder ein spannender Nachmittag!
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