Fragt man dieser Tage nach dem „Warum“ von Kursbewegungen, wird man von den üblichen Antworten der Medien leicht auf die falsche Spur gelockt. Die Suche nach den Gründen für die immensen Schwankungen, die in den letzten Tagen vor allem am Aktienmarkt aufgetaucht sind, gleicht einer Schnitzeljagd. Aber ebenso wie dort lohnt es sich, hartnäckig zu sein. Das bemerkenswerte ist, dass die abrupten und weitreichenden Richtungswechsel, die Sie im DAX auf 60-Minuten-Basis bis einschließlich heute Früh sehen, nicht zur Nachrichtenlage passen. Nehmen wir nur die Reaktionen auf die EZB-Sitzung:
Spätzünder-Reaktion auf die EZB-Entscheidung?
Nachdem die Entscheidung überraschend auch inklusive der Aufstockung des Anleihekaufvolumens schon um 13:45 Uhr verkündet wurde und die überrumpelten Akteure, die mit dieser Information erst um 14:30 Uhr gerechnet hatten, eine ordentliche Kaufwelle losgetreten hatten, brach der DAX förmlich ein. Zwischen dem Tageshoch und dem Tagestief lagen 500 Punkte. Es schien, als habe man erkannt, dass dies auf längere Zeit die letzte Runde an EZB-Maßnahmen war und diese Maßnahmen nur nötig wurden, weil die EZB sich angesichts der nicht ausreichenden Wirkung der bisherigen Aktivitäten in Verbindung mit einer klar eingetrübten Perspektive Sorgen macht. Aber:
Schon am Freitag schoss der DAX auf einmal wieder nach oben. Wieso? Änderte man seitens der Marktteilnehmer etwa Nacht kollektiv die Meinung und sagte sich auf einmal: „Egal, was die EZB sagt und denkt, Hauptsache, die Zinsen werden gedrückt und das pusht den Aktienmarkt“? Es wäre unwahrscheinlich, nicht wahr? Und damit nicht genug:
Am Freitag ebenso wie am Montag stiegen die Kurse, obwohl die Bewegungen bei Assets, die man sonst als Argument für den Ein- oder Ausstieg heranzieht, dazu nicht passen mochten. So konnten die US-Indizes auch ohne die Sogwirkung steigender Ölpreise zulegen. Und obwohl die Kursschwankungen bei Euro/US-Dollar immer jeweils nur entweder für die Wall Street oder für die Eurobörsen positiv sein können, weil nur die Abschwächung der eigenen Währung von Vorteil ist, legten beide Aktienmärkte parallel zu. Hinzu kam, dass man schwache Konjunkturdaten aus China, die am Samstag veröfentlicht wurden, zum Wochenstart schlichtweg ignorierte. Seltsam?
Wenn nichts passt, ist es die Terminbörse
Durchaus nicht. Denn fast immer, wenn logische Aspekte nicht zu passen scheinen, ist es die Terminbörse, die die Kurse maßgeblich beeinfusst. Und dort hat man seine eigene Logik. Es geht um gewaltige Summen, die jetzt am Freitag im Zuge des Verfalltermins für Optionen und Futures auf dem Spiel stehen. Summen in einer Größenordnung, die es lohnen, dass die dortigen großen Akteure gezielt versuchen, die Aktienindizes in die für sie richtige Richtung zu treiben. Nicht umsonst nennt man solche Verfalltermine auf Hexentanz, wobei dieser Tanz gemeinhin im Vorfeld stattfndet – also jetzt.
Merken muss man sich nur zweierlei: Diese Kursausschläge sind so gut wie nie im Vorfeld eingrenzbar. Und sie sind nur auf diesen einen Termin am Freitag ausgelegt. Was bedeutet: Man sollte sich hier nicht mit großem Kapitaleinsatz ins Getümmel werfen, denn wirklich bedeutsam wird sein, was ab kommenden Montag passiert.
Bitte beachten: Die nächste Ausgabe erscheint am 29.03.2016.
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