Ob die US-Notenbank („Fed“) heute Abend um 20 Uhr verkünden wird, dass sie die Leitzinsen nach Dezember nun zum zweiten Mal nach vielen Jahren der Nullzinspolitik erhöht (siehe Chart) oder diesen Schritt nun doch noch ein oder zwei Sitzungen auf der Zeitachse nach hinten verlagert, betrifft auch uns als deutsche Anleger. Denn die Reaktionen an der Wall Street finden immer ihr Echo – auch bei uns.
Zinserhöhung verschoben? Nicht unbedingt!
Zuletzt ging man davon aus, dass die ernüchternd geringe Zahl neu geschaffener US-Arbeitsplätze im Mai dazu führen werde, dass die „Fed“ die Finger von der Zinsschraube lassen wird. Aber so sicher ist man sich da nun nicht mehr. „Fed“-Chefin Janet Yellen hatte letzte Woche in einer Rede gesagt, dass man kein zu hohes Gewicht auf einzelne Konjunkturdaten legen möge und die Tendenz der US-Wirtschaft nach oben weise. Zudem könnte man sich darauf berufen, dass die Arbeitslosenrate an sich deutlich gefallen war, nämlich auf 4,7 nach zuvor 5,0 Prozent. Die Diskrepanz dieser Zahl zu der geringen Zahl neu geschaffener Arbeitsplätze könnte da geflissentlich übergangen werden.
Nun könnte man sagen, dass eine Zinserhöhung dann ja auch kein Problem sei, immerhin betont die „Fed“ immer wieder die Solidität des US-Wachstums. Aber das sehen die Anleger mehrheitlich ganz anders. Das Wachstum ist zu schwach, wirkt instabil und basiert so sehr auf einer immer weiter steigenden Kreditaufnahme, dass es jederzeit zu einem Abriss kommen könnte. Und höhere Leitzinsen würden bei diesem hohen Gewicht, das auf den Krediten liegt, das Wachstum, auch wenn es hier nur um 0,25 Prozent gehen würde, ausbremsen können.
Der „Hexensabbat“ spielt mit hinein
Wir haben hier also eine völlig offene, hochspannende Situation vor uns. Es ist offen, was die „Fed“ tun wird … und es ist offen, wie die Marktteilnehmer egal welche Entscheidung bzw. deren Begründung aufnehmen werden. Denn hinzu kommt noch ein ganz anderes Element, das dazu führt, dass die dann folgende Reaktion keineswegs logisch sein muss: Der schon übermorgen anstehende „dreifache Hexensabbat“.
Das ist die landläufige Bezeichnung für den großen Verfalltermin für Futures und Optionen an der Terminbörse, der auch schon ohne eine Notenbanksitzung im Vorfeld für starke und oft hektische Bewegungen sorgt. Hier nun wäre man mit einer Situation konfrontiert, in der eine starke Reaktion auf die Aussagen der „Fed“ massive Absicherungen derjenigen Terminbörsen-Akteure nach sich ziehen würde, die es dann auf dem falschen Fuß erwischt. Und das hieße: Wenn sich heute Abend etwas bewegt, dann aber richtig – und da wird der DAX natürlich im abendlichen Handel über den Future mitziehen.
Achten Sie heute Abend nach 20 Uhr auf alles: Auf den Dow Jones, den Euro zum US-Dollar, auf die Anleihekurse, auf Rohöl (da kommen heute Nachmittag neue Lagerbestandsdaten), auf Gold und unseren abendlichen DAX! Wir werden zeitnah berichten!