Rotes Meer, totes Meer

Schiffswrack

Sehr geehrter Leser,

lassen Sie uns an die jüngsten Berichte über die Ereignisse im Roten Meer anknüpfen, wo Huthi-Truppen im Jemen Handelsschiffe ins Visier genommen haben. Das ist eine Geschichte, die sich noch entwickelt. Ich versichere Ihnen, dass sie sich defintiv auf die Weltwirtschaft auswirken wird – bis hin zu Ihrem Portemonnaie.

In der Zwischenzeit gibt es einen höchst strategischen Aspekt, den ich Ihnen erläuern möchte. Das Schicksal von Nationen steht auf dem Spiel, und dieser ganze Schlamassel wird auf uns zurückfallen.

 

Bühne frei für die Geographie

Auf den ersten Blick kontrolliert eine Gruppe namens Huthis einen Teil des Jemen, ein Land, das strategisch günstig an der schmalen Meerenge am südlichen Ende des Roten Meeres liegt. Die Huthis sind nicht die „offizielle“ Regierung des Jemen und kontrollieren einen großen Teil des Landes.

Sie haben begonnen, Handelsschiffe in der Nähe ihrer Küste im Roten Meer anzugreifen und zu entführen und andere Schiffe, darunter auch US-Kriegsschiffe, mit Raketen zu beschießen. Kurz gesagt kontrollieren die Huthis den südlichen Zugang zum Roten Meer.

US-Kriegsschiffe verfügen über Systeme zur Abwehr von Flugkörpern, doch vor durchgehenden Schüssen ist Vorsicht geboten. Es liegt auf der Hand, dass Durchsuchungen, Beschlagnahmungen und Flugkörper eine große Gefahr für Handelsschiffe, Besatzungen und Ladungen darstellen. Aus diesem Grund haben mehrere große internationale Reedereien, von Maersk bis zum Ölkonzern BP, angekündigt, dass ihre Schiffe das Rote Meer nicht mehr befahren werden.

Diese Karte veranschaulicht die geografische Problematik:

Wenn die Route durch das Rote Meer nicht möglich ist, verlängert sie sich durch die Umfahrung Afrikas um 40 %. Zeit und Kosten steigen, was widerum sofort den kompletten Welthandel beeinträchtigt.

Erinnern Sie sich zum Beispiel an das Frachtschiff, das im März 2021 im Suezkanal auf Grund lief. Damals lief der Frachter Ever Given der taiwanesischen Reederei Evergreen Shipping auf eine Sandbank im Kanal auf und blieb stecken.

Ein 200.000-Tonnen-Hindernis blockierte den Kanal für mehr als sechs Tage und beeinträchtigte den Verkehr von nicht weniger als 450 anderen Schiffen in beiden Richtungen. Der direkte Schaden belief sich auf mehrere Milliarden Dollar an überhöhten Tagessätzen für die Schiffe (d.h. die Kosten für die Anmietung eines Schiffes), zuzüglich der „Demurrage“, d.h. der Kosten, die dem Schiffseigner für Verzögerungen beim Be- oder Entladen zu zahlen sind.

Inzwischen hat die ägyptische Regierung von den Schiffseignern über eine Milliarde Dollar Schadenersatz für entgangene Gebühren und die Nutzung des Suezkanals sowie die Kosten für das Wiederflottmachen des Schiffes gefordert.

Insgesamt wurden die logistischen Auswirkungen dieses einzelnen zufälligen Ereignisses auf die Regale der Geschäfte in den Vereinigten Staaten in Bezug auf Waren, die aufgrund der Umleitung von Schiffen um Afrika herum oder anderer Arten von Verzögerungen und Ausgaben verspätet ankamen, deutlich. Ich will hier nicht weiter ins Detail gehen, sondern nur darauf hinweisen, dass die Blockade der Schifffahrt durch den Suezkanal sofort und weltweit hohe Kosten verursacht.

In Reuters News heißt es: „Etwa 15 % des weltweiten Schiffsverkehrs, darunter etwa 30 % des weltweiten Containerhandels, werden durch den Suezkanal abgewickelt. Die Umleitung der Schiffe um Afrika herum würde eine Hin- und Rückfahrt um etwa zweieinhalb Wochen verlängern, die Transportkapazität verringern und die Kosten erhöhen“.

An diesem einen Beispiel sieht man doch, was die Blockade der südlichen Einfahrt zum Roten Meer durch die Huthis anrichtet, oder?

 

Was passiert hier WIRKLICH?

Die nächste Frage ist: Warum blockieren die Huthis den Schiffsverkehr von und nach Suez? Was passiert wirklich?

Zunächst einmal handelt es sich nicht einfach um eine andere Version der Hochseepiraterie der Huthis. Okay, sicher, sie wollen Bestechungs- und Lösegelder, um ihr Verhalten zu ändern, denn jeder will ein paar Dollar verdienen. Aber was hier passiert, geht weit über Geld hinaus.

Die Schutzbehauptung für das, was die Huthis tun, ist, dass sie in Solidarität mit den Palästinensern im Gazastreifen handeln, die derzeit von Israel angegriffen und bombardiert werden, nachdem die Hamas dort seit dem 7. Oktober militärische Aktionen durchführt.

Die Huthi-Führer haben Israel den Krieg erklärt. Und sie haben angekündigt, Schiffe anzugreifen, die von oder nach Israel fahren. Und sollten ausländische Flotten versuchen, die mächtigen Huthis zu stoppen, haben sie geschworen, das Rote Meer in einen „Friedhof“ zu verwandeln. Das ist zwar typische Großmannssucht, aber es ist auch nie gut, wenn hochexplosive Drohnen und Marschflugkörper herumfliegen.

Inzwischen haben die Huthis Schiffe angegriffen, die nichts mit Israel zu tun haben; die Ladung kam von woanders und sollte woanders landen. Die Huthis können Israel jedoch nicht wirklich nur von Süden her abriegeln, da Israel auch eine Küste am Mittelmeer hat.

Mit anderen Worten: Die Huthis können Israel handelsmäßig nicht allzu viel anhaben. Aber dann stellt sich die Frage: Wer wird im Verlauf der Ereignisse am meisten geschädigt? Antwort: Ägypten.

Das heißt, wenn Schiffe um Afrika herum geleitet werden, spürt Ägypten den Verlust sofort. Ägypten verliert Zolleinnahmen, Gebühren und andere Geschäfte, die mit dem Betrieb des Suezkanals verbunden sind. Die Gebühren sprechen für sich: rund 7 Milliarden US-Dollar pro Jahr für Ägypten, mehr als 19 Millionen US-Dollar pro Tag.

Zu den Gebühren gehören auch die Zahlungen an die Kanallotsen, die die Regierung für jedes Schiff im Kanal benötigt, das ihre Dienste nicht in Anspruch nimmt. Hinzu kommen unzählige weitere verlorene Geschäftsmöglichkeiten in den Einrichtungen entlang des Kanals. Dazu gehören der Verkauf von Treibstoff, Frischwasser und Lebensmitteln, Reparaturen während der Fahrt und die Beseitigung von Abfällen von vorbeifahrenden Schiffen.

Eine vorsichtige Schätzung der wirtschaftlichen Verluste für die ägyptische Wirtschaft beläuft sich auf über 25 Millionen US-Dollar pro Tag, wahrscheinlich sogar noch mehr, wenn man alle sekundären und tertiären Effekte zusammenzählt. Dies ist ein direktes Problem für die ägyptische Staatskasse.

 

Wer steckt hinter diesem globalen Schachbrett?

Die ganze Kette der Ereignisse ist verworren. Die Huthis sind nicht die legale Regierung des Jemen, aber sie kontrollieren bestimmte Gebiete und erklären Israel technisch gesehen den Krieg. Wobei Ägypten, nicht Israel, den großen finanziellen Schaden erleidet. Auch Drittstaaten leiden, weil ihre Schifffahrt den langen Weg um Afrika herum nehmen muss, was Zeit und Geld kostet.

Die USA und andere westliche Staaten organisieren nun eine multinationale Marinemission zur Verteidigung des Schiffsverkehrs im Roten Meer mit dem Namen „Operation Prosperity Guardian“. (Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, wer sich solche albernen Namen ausdenkt).

Betrachten Sie in diesem Zusammenhang ein globales Schachbrett. Und konzentrieren Sie sich darauf, wer die Huthis mit den meisten Geldern und Waffen versorgt. Ein Tipp: Es ist der Iran.

Das heißt, der Iran hat die Huthis im Jemen schon lange unterstützt und sicherlich auch Flugzeuge, Drohnen und Raketen geliefert, mit denen die Huthis den Schiffsverkehr im Roten Meer angreifen.

Insofern ist ein Angriff der Huthis auf den weltweiten Schiffsverkehr ein Angriff des Iran.

Was die Auswirkungen zweiter Ordnung betrifft, so ist die Schließung des Roten Meeres für den Schiffsverkehr auch ein finanzieller Angriff auf Ägypten, wiederum durch den Iran.

Erinnern wir uns an den ersten Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Wer ist der Hauptgeldgeber der Hamas? Wer hat die Angreifer der Hamas bewaffnet und ausgebildet? Genau. Der Iran.

Um eine Schachmetapher zu verwenden: Ein iranischer Bauer hat bereits gegen Israel gezogen, nämlich die Hamas. Und jetzt zieht ein weiterer iranischer Bauer – die Huthis – nicht nur gegen Israel, sondern auch gegen Ägypten und stört den Welthandel.

Allein diese beiden Züge – von Bauern, nicht weniger! – haben ein komplexes geographisches und strategisches Dilemma geschaffen.

Israel sitzt im Gazastreifen fest, kämpft gegen die Hamas und verbrennt sowohl seine Armee als auch seine Glaubwürdigkeit auf der Weltbühne in einem stalingradähnlichen Häuserkampf. Man könnte sagen, die Israelis sind genau dort, wo die Iraner sie haben wollen.

Unterdessen verliert Ägypten erhebliche Einnahmen aus dem Suezkanal. Obwohl Ägypten eine starke Armee hat, ist es nicht in der Lage, über das Rote Meer zu fliegen oder zu segeln, um Krieg gegen die Huthis zu führen. Zu Hause wird die ägyptische Wirtschaft leiden. Und angesichts der langjährigen Freundschaft Ägyptens mit dem Westen dürfte das den Iranern gefallen.

Saudi-Arabien teilt in der Region eine lange Südgrenze mit dem Jemen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die Saudis gegen die Huthis vorgehen werden, da Saudi-Arabien bereits vor einigen Jahren einen teuren und erfolglosen Krieg in diesen Teilen geführt hat. Saudi-Arabien befindet sich nach jahrzehntelangen Spannungen inmitten einer Annäherung an den Iran.

Insgesamt bereiten sich die USA und andere westliche Mächte nun darauf vor, militärisch gegen die Huthis vorzugehen. Es ist nicht abzusehen, wie die Antwort genau aussehen wird, obwohl die kollektive militärische Weisheit der Biden-Administration legendär ist und für sich selbst spricht; man schaue sich nur an, wie Afghanistan endete oder wie die Ukraine begann.

Wenn dies ein Schachspiel ist, dann hat der Iran die USA und den Westen in Schach gehalten. Es wird großer und entscheidender Züge bedürfen, um das Blatt zu wenden.

Der Einsatz ernsthafter Kampfkraft gegen die Huthis wird in Zukunft auf jeden Fall umfangreiche Schiffe und Flugzeuge, wenn nicht sogar Bodentruppen erfordern. Darüber hinaus erfordert Kampfkraft umfangreiche Treibstoff- und andere Vorräte sowie die Fähigkeit, sich über Kontinente hinweg zu bewegen und zu stationieren.

Aber Moment mal! All diese militärischen und logistischen Kapazitäten der USA und anderer westlicher Staaten sind nach mehreren Jahren der Spannungen in Asien, in der Ukraine und im Nahen Osten stark geschrumpft.

Hmm… Ich vermute, man lächelt in Teheran.

 

Wo geht es von hier aus weiter?

Wie ich eingangs erwähnt habe, ist diese Situation im Wandel begriffen. Und die Möglichkeiten sind vielfältig.

Eines ist sicher: Der Welthandel ist an einem entscheidenden Reibungspunkt angelangt. Hunderte, wenn nicht Tausende von Schiffen werden um Afrika herumgeführt. Das wird den Handel verlangsamen und die Kosten für alles erhöhen, was auf dem Seeweg transportiert wird, einschließlich Öl und veredelte Produkte.

Auf dem Weg dorthin wird der Druck auf Israel zunehmen, sein Vorgehen im Gazastreifen zu mäßigen, die Militäroperationen zu beenden und mit den Palästinensern zu verhandeln. Aus offensichtlichen Gründen ist mit Druck von Israels Nachbarn Ägypten zu rechnen, und der Druck aus dem Westen wird allein schon wegen der Störung des Handels mit Öl und anderen Gütern zunehmen.

Alles in allem steigen die Risiken, ebenso wie der Ölpreis und die Preise für andere Waren und Güter. Im weiteren Verlauf sollte man darauf achten, wie sich das Ganze schließlich zu einer Inflation auswächst.

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Mit freundlichen Grüßen

Byron King

Co-Analyst, Jim Rickards Strategische Investments

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