Angesichts der Entführung einer ägyptischen Passagiermaschine heute Früh darf und sollte man sich die Frage stellen, ob die Börsen in den letzten Wochen womöglich zu viel ausgeblendet haben. Ja, der DAX hat die Hälfte des letzten Abwärtsschubes von Anfang Dezember bis Mitte Februar aufgeholt. Die US-Indizes sogar den größten Teil davon. Aber was hat sich seitdem, seit Anfang Dezember oder seit Mitte Februar, man mag da gerne ansetzen, wo man will, verändert … vor allem zum Guten verändert?
Die Elemente, die in der vorherigen Abwärtsbewegung auf die Kurse drückten, waren die Sorgen um das Wachstum in den eigenen Wirtschaftsräumen, vor allem aber in China. Darüber hinaus war die Ausbreitung des Terrors in Europa ein elementares Thema, hinzu kam der Ölpreisverfall als Symbol des schwindenden Wachstums und die Zweifel am richtigen bzw. effektiven Kurs der Notenbanken.
WAS HAT SICH VERBESSERT?
Hat sich das Wachstum belebt? Zumindest scheint es, als wäre dessen Schrumpfung gestoppt. Einige Konjunkturdaten fielen zuletzt besser aus, nicht aber die gesamte Breite. Und was besser wurde, wurde geringfügig besser. Eine Belebung ist das nicht. Noch nicht? Die Anleger setzen darauf, dass das Frühjahr schon Schwung ins Geschehen bringen werde. Aber solange das nicht definitiv auch der Fall ist, verteilt man da im Zuge der Kurserholung der letzten Wochen Vorschusslorbeeren. Vor allem, weil der wichtige Wachstumsmotor China bislang nicht im Reigen positiver Nachrichten auftaucht. Auch der Anstieg von Rohöl als Signal einer solchen Belebung hat zuletzt gestockt und wirkt, als wäre hier eine Wende nach unten denkbar, womöglich sogar ein neuer Abwärtsimpuls, siehe „Märkte im Überblick“.
Was den Terror angeht, haben wir zuletzt sehen und hören müssen, dass die Hoffnung, hier hätte man effektiv gegensteuern können, offenbar zu ambitioniert waren. Und der Kampf gegen den IS wird zwar von einigen Erfolgsmeldungen begleitet, aber das ist nichts Neues. Ob es da wirklich vorangeht, wie es in einigen Medien angedeutet wird, können wir nicht abschätzen.
DIE NOTENBANKEN SIND NICHT UMSONST SO AKTIV
Es bleiben die Notenbanken. Da mag man erfreut sein, dass die Tendenz der US-Notenbank zu einem weniger rigiden Kurs andeutet, dass man auch dort wieder grob in Richtung des anlegerfreundlichen „billigen Geldes“ tendiert. Aber diese Aussagen der „Fed“ ebenso wie die Maßnahmen der EZB werden nicht umsonst auch mit einem weinenden Auge gesehen, weil sie wirken, als sei man zwar am Ende der möglichen Maßnahmen angelangt, vom Erreichen der gesetzten Ziele aber noch weit entfernt – weil man sonst eben solche Maßnahmen nicht ergriffen hätte. Fazit:
Das einzige, was sich momentan verbessert hat, ist die Stimmung der Investoren. Denn steigende Kurse geben einem das Gefühl, die Sache sei wieder im Lot. Aber das Fundament ist so bröckelig wie zuvor. Hier wurden Vorschusslorbeeren verteilt, die nur dann in die Fortsetzung der noch sehr jungen Triebe eines Aufwärtstrends münden können, wenn da nun seitens der Rahmenbedingungen „geliefert“ wird. Wer hier auf steigende Kurse setzt, sollte daher behutsam, mit kleinem Kapital und wohlüberlegten Stoppkursen agieren, um schnell aus der Schusslinie zu sein, wenn eben diese „Lieferung“ ausbleibt.
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