Robuste Börsen werden von den Beteiligten anerkennend zur Kenntnis genommen. Die erste Reaktion auf die Anschläge in Brüssel wich einer Kaufwelle, welche die Verluste in Europa relativ zügig egalisierte und heute nun in weitere Käufe mündet. Begründet wird das mit der Argumentation, dass weder die Aktien noch die Rohstoffe oder der Devisenmarkt von dieser Entwicklung betroffen seien und schließlich starke Konjunkturdaten DAX & Co. ansonsten am Dienstag durch die Decke getragen hätten. Das klingt natürlich gut. Aber stimmt das?
WENN MAN SICH BRÜSSEL EINFACH WEGDENKEN WÜRDE …
Was den Terror angeht, ist das für den Moment durchaus richtig. Es gibt noch keine Beeinträchtigung des Wirtschaftslebens. Und auch, wenn sich das sehr wohl ändern könnte, wenn Transportwege bedroht werden und z.B. weniger Menschen Flugzeuge nutzen, weniger in weiter entfernte Urlaubsziele reisen, so wissen wir doch: Die Börse bzw. die Anleger handeln zwar angeblich die Zukunft. Aber sie handeln immer die Variante der Zukunft, die ihnen in den Kram passt. In diesem Fall eine Zukunft, in der der Terrorismus keine Rolle für das allgemeine Leben spielt. Das muss nicht notwendigerweise auch so kommen. Aber nehmen wir es mal als gegeben hin, tun wir so, als wäre Brüssel nicht passiert:
Dann lautet die Frage, wenn man sich über die Perspektiven der Aktienmärkte nach oben klar werden will: Waren die Konjunkturdaten gestern wirklich so stark, wie man nun behauptet? Nein. Wie gestern bereits im „Thema im Fokus“ betont, waren diese Daten, der ifo-Index, der ZEW-Index und die vorläufigen Einkaufsmanagerindex-Zahlen für März recht ordentlich, besser als im Vormonat und über den Erwartungen. Sie waren aber nicht so gut, dass man aus ihnen eine Wende nach oben ablesen könnte, die Rückkehr eines starken Wirtschaftswachstums, das eine Fortsetzung der ja nun schon sechs Wochen alten Aktienmarktrallye unterstützen würde.
DER QUARTALSULTIMO NAHT
Momentan ist es nur der „Schwung der Erleichterung“, der die Kurse antreibt. Der Glaube, dass es, da es nun ja offenbar nicht nach unten geht, notwendigerweise nach oben gehen müsse. Aber damit ist der DAX nur wieder in seine Handelsspanne der letzten drei Wochen zurückgekehrt. Erst, wenn er diese Zone eindeutig nach oben verlassen würde, wäre diese „gefühlte Rallye“, in der man den Eindruck bekommt, dass der DAX jeden Tag steigt, obwohl er auf der Stelle tritt, wieder eine echte. Und man sollte nicht vergessen:
Jetzt sind es nur noch vier Handelstage bis zum Quartalsultimo. Und der zieht diesmal die Kurse, dazu mehr in „Thema im Fokus“. Gelingt es, die Indizes bis zum 31.3. und damit bis zum kommenden Donnerstag noch höher zu ziehen, kann das auch noch neuen Schwung im dann beginnenden zweiten Quartal bedeuten. Aber spätestens dann sollte man mit einer Korrektur rechnen, denn ob man das gerne so hätte oder nicht, spielt keine Rolle: Die Börse ist trotzdem keine Einbahnstraße.
Und eine zackiger Rücksetzer wäre ja auch willkommen, denn wenn man bislang noch wenig oder gar nicht auf der Long-Seite investiert ist, wären solche Phasen genau die Chance, die Tragfähigkeit dieses Aufwärtsimpulses zu überprüfen und, wenn sie gegeben ist, Positionen zu günstigeren Kursen aufzubauen. Und wenn nicht, wenn diese Rallye sich, vergleichbar mit Oktober/November 2015, nur als eine größere Gegenbewegung im Abwärtstrend entpuppt, kann man froh sein, den Kursen nicht zu unbesonnen hinterhergelaufen zu sein.
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