Sich des Morgens eine kalte Dusche zu gönnen, ist höchst belebend. Aber bekommt man da gleich zu Beginn des Handelstages eine ordentliche Ladung Eiswasser ab, kann das einem die Bullenhörner abfrieren. So geschehen heute Früh: Die Konjunkturdaten, die relativ zahlreich über die Nachrichtenticker liefen, während wir in Europa in den Federn lagen, waren höchst unangenehm, denn sie deuten an, dass das ungemütliche Klima in den wichtigen asiatischen Wirtschaftsräumen noch ungemütlicher wird.
IN JAPAN GEHT NICHTS VORAN
Trotz der extrem expansiven Geldpolitik und fast permanenten Konjunkturprogrammen der japanischen Regierung tritt Japan immer noch auf der Stelle. Es scheint unmöglich, dieses Land, das seit Anfang der 90er Jahre vergebens versucht, an das immense Wachstum der Jahrzehnte zuvor anzuknüpfen, auch nur ansatzweise so in Schwung zu bringen, dass es von alleine wächst. Die letzte Berechnung für das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2015 lag mit -0,3 Prozent zwar einen Tick höher als in der ersten Schätzung (-0,4 Prozent), aber die Zahlen sind deutlich genug um klar zu machen: Hier geht einfach nichts voran. Besonders problematisch dabei: Der private Verbrauch ist auch im vierten Quartal weiter gefallen, um 0,9 Prozent gegen Vorquartal. Und zieht der Konsum nicht an, sind alle Klimmzüge der Notenbank und der Regierung vergebens.
IN CHINA BRENNT DER BAUM
Noch weitaus heftiger waren indes die Daten, die kurze Zeit später aus China kamen: Die Exporte sind im Februar gegenüber dem Februar 2015 um furchterregende 25,4 Prozent zurückgegangen. Und das basiert nicht auf einer statistischen „Delle“, weil der Februar 2015 außergewöhnlich hohe Exporte verzeichnet hätte. Nein, im Gegenteil: Der Februar 2015 war an sich schon schwach, weil er, ebenso wie der Februar 2016, die Feiertagswoche des chinesischen Neujahrsfestes beinhaltete. Diese -25 Prozent sind also durchaus „echt“.
Auch die Importe fielen mit -13,8 Prozent deutlich und mehr als erwartet. Und das trifft vor allem Europa und die USA. Denn sie sind es ja, deren Waren dann in deutlich geringerer Stückzahl ins Reicht der Mitte fließen. Dass dieses Minus deutlich niedriger liegt als bei den Exporten chinesischer Güter in unserer Richtung, sollte da nicht täuschen. Denn dieses Minus ist das 16. (!) in Folge. Seit 16 Monaten schrumpfen die Importe aus dem Ausland nach China ohne Unterbrechung!
Das sind Zahlen, die deutlich machen, dass eine nachhaltige Wende an den Aktienmärkten nicht so ganz einfach werden dürfte. Und man darf nun wirklich sehr, sehr gespannt sein, wie die nächsten „Hammer-Daten“ aus China ausfallen werden. Denn am Samstag, ausgerechnet auch noch an einem Wochenende, wo niemand reagieren kann, stehen dann die lange überfälligen Januar-Daten zu Industrieproduktion, Einzelhandelsumsatz und Investitionsausgaben in China an!
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