Als die Kurse der chinesischen Aktienindizes im vergangenen Frühjahr wie entfesselt stiegen, interessierte es niemanden, ob die weiterhin guten Konjunkturdaten der chinesischen Regierung ein wenig geschönt sein mochten oder nicht. Jetzt jedoch, nachdem die Indizes in Shanghai und Shenzen nun bereits zum zweiten Mal in vier Tagen vorzeitig den Handel beendeten, weil das maximale Minus von sieben Prozent erreicht wurde, interessiert es auf einmal jeden.
Und ebenso, wie steigende Kurse alle Zweifel beiseite wischen, werden sie von fallenden Kursen geschürt. Denn immer, ob nun bei einer Hausse oder einer Baisse, wird die persönliche Einschätzung durch die kurzfristige Richtung der Kurse beeinflusst, weil man bei starken Trends natürlich den Eindruck erhält, die anderen werden schon wissen, warum sie kaufen oder, wie aktuell, verkaufen.
AUS DEM BAUCH HERAUS HANDELN? BESSER NICHT!
Ob es berechtigt ist, dass sich die in China aufkommende Panik so deutlich in DAX oder Dow Jones niederschlägt, ist ein Punkt, über den sich nun alle die Köpfe heißreden, siehe dazu auch das „Thema im Fokus“. Aber das ist jetzt für Sie als Anleger nicht der entscheidende Punkt. Entscheidend ist jetzt, besonnen zu agieren und sich nicht von diesen Emotionen, die bei starken Kursbewegungen automatisch aufkommen, überrennen zu lassen. Denn die Erfahrung lehrt: Wer jetzt hektisch und aus dem Bauch heraus handelt, handelt in 90 Prozent der Fälle falsch.
Dabei gilt genau jetzt vor allem eine Regel: Nicht in ein fallendes Messer greifen! Auch, wenn Sie den Eindruck haben sollten, dass ein DAX, der plötzlich wieder deutlich unter 10.000 Punkten notiert, eine perfekte Einstiegschance sei: Denken Sie daran, wie dynamisch Trends sind. Je höher die Schwungkraft, desto weniger ist vorhersagbar, wie weit eine solche Bewegung führt. Vergleichen Sie das einfach mit der Hausse, die den DAX ab Oktober 2014 von 8.350 auf knapp 12.400 geführt hatte. Hätte man dort einfach wegen der immensen Intensität und der durchaus zu konstatierenden Übertreibung auf der Short-Seite dagegengehalten, wäre man überrannt worden.
FALLENDE MESSER SIND GEFÄHRLICH!
Da hilft es, sich eine andere einfach Regel zu erinnern: Was billig scheint, kann noch viel billiger werden. Denken Sie da auch mal an Rohöl. Wer hätte das gedacht, werden sich heute viele sagen, die vor nicht allzu langer Zeit fest davon überzeugt waren, dass der Ölpreis nie und nimmer noch einmal unter 100 Dollar fallen würde. Fazit: Es ist jetzt ganz entscheidend, sich nicht von Emotionen zu vorschnellen Aktionen hinreißen zu lassen. Den Boden erwischt man eben extrem selten – und man bräuchte Glück dazu. Wartet man indes ab, bis sich hier aus charttechnischer Sicht etwas Handfestes etabliert, hat man die Chancen auf seiner Seite und ist auf den Faktor Glück nicht mehr angewiesen.