Sehr geehrter Leser,
es mehren sich die Anzeichen einer bevorstehenden Rezession, und diese Hinweise sind durchaus fundiert. Sie basieren nicht bloß auf Gefühlen oder Vermutungen.
Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: Phänomene wie invertierte Zinskurven und negative Swap-Spreads zählen neben anderen Indikatoren zu den Warnsignalen einer Rezession.
Abgesehen von diesen technischen Anzeichen sind sowohl die Produktion als auch der globale Handel rückläufig.
Europa steckt bereits in einer Rezession, Japan kämpft um Stabilität und über China habe ich noch gar nicht gesprochen. Chinas wirtschaftlicher Neustart nach COVID verlief enttäuschend, und auch hier zeichnet sich möglicherweise eine Rezession ab.
Somit befinden sich viele Regionen der Welt entweder in einer wirtschaftlichen Talfahrt oder stehen kurz davor.
Trotz all dieser Probleme, kombiniert mit extremen Zinserhöhungen und einer mit Schulden überladenen Wirtschaft, verzeichnete der S&P 500 im bisherigen Jahresverlauf einen Zuwachs von rund 17 Prozent.
Warum also boomt die Börse? Die schlichte Erklärung: Wir befinden uns in einer Marktblase. Es gibt dabei einige Aspekte zu berücksichtigen.
Die Big Four des S&P 500
Beim S&P 500 handelt es sich um einen kapitalgewichteten Index. Das bedeutet, dass die Auswirkungen des Aktienkurses eines Unternehmens auf den Index von seiner Marktkapitalisierung abhängen. Derzeit repräsentieren die zehn größten Unternehmen im S&P rund 30 Prozent des gesamten Index.
Es sind nur wenige Schwergewichte wie Apple, Microsoft, Nvidia und Google (Alphabet), die maßgeblich für die Marktgewinne dieses Jahres verantwortlich sind.
Tatsächlich haben dieses Jahr mehr der insgesamt 500 Aktien im S&P 500 an Wert verloren als gewonnen. Daher gibt die Behauptung, der S&P 500 sei um 17 Prozent gestiegen, ein trügerisches Bild wieder.
Die Wahrheit ist, dass der Markt fast ausschließlich von einer Handvoll Unternehmen getrieben wird. Aber warum haben beispielsweise Aktien wie Nvidia in diesem Jahr so stark zugelegt?
Ein Grund dafür ist der aktuelle Trend im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) und GPT (Generative Pre-trained Transformers). Doch verstehen diejenigen, die in diese Aktien investieren oder die Analysten, die Berichte darüber schreiben, tatsächlich was GPT ausmacht?
Oftmals nicht. Sie mögen den Namen kennen, aber die genaue Funktionsweise ist ihnen fremd. Sie wissen jedoch, dass es auf den Hochleistungsprozessoren von Nvidia basiert.
Ich vertiefe mich derzeit in die Forschung zu KI und GPT. Sicherlich, diese Technologie hat großes Potenzial und ihre mögliche Bedeutung sollte nicht unterschätzt werden. Dennoch birgt sie auch zahlreiche Herausforderungen.
In vielerlei Hinsicht bietet sie weniger, als es auf den ersten Blick scheint. Einige könnten argumentieren, dass sie im Grunde genommen nur ein extrem schneller Leser ist.
Doch rechtfertigen solche Aspekte die derzeitigen Aktienbewertungen? Meiner Meinung nach nicht.
Wie Blasen entstehen
Menschen werden oft von Hypes angezogen, aus Angst, die nächste große Gelegenheit zu verpassen. Sie investieren in Aktien, was deren Wert steigen lässt. Dieser Anstieg zieht weitere Käufer an, treibt den Preis noch höher und setzt diesen Zyklus fort.
Wir haben es hier mit einer positiven Rückkopplungsschleife zu tun, in der wir uns aktuell befinden. Diese Dynamik wird durch institutionelle Investoren noch verstärkt.
Die Mehrheit der Anleger kauft nicht direkt einzelne Aktien. Stattdessen investieren sie in ETFs oder Indexfonds. Diese Fonds kaufen dann Aktien. Hauptakteure sind hier Unternehmen wie Vanguard, Blackrock und Fidelity.
Diese Fonds orientieren sich an Indizes. Wenn beispielsweise Apple einen signifikanten Anteil eines Index ausmacht, investieren sie in Apple. Was passiert, wenn sie das tun? Der Aktienkurs von Apple steigt. Und was folgt daraus? Sie investieren noch mehr in Apple, weil dessen Anteil am Index nun noch größer ist.
Dieser selbstverstärkende Prozess kann über längere Zeiträume anhalten. So bilden sich Finanzblasen.
Wie endet das Ganze? In der Regel mit einem Crash. Die Party kann nicht ewig weitergehen. Die entscheidende Frage lautet: Wann genau wird der Crash eintreten?
Die ehrliche Antwort darauf: Ich weiß es nicht. Niemand kann es mit Gewissheit sagen. Wer das Gegenteil behauptet, ist entweder naiv oder unaufrichtig.
Ich bin mir sicher, dass ein Crash unvermeidlich ist, auch wenn ich den genauen Zeitpunkt nicht vorhersagen kann. Es ist offensichtlich, dass wir uns in einer Blase befinden.
Tatsächlich ist es oft recht einfach, eine Blase zu identifizieren. Man hört in der Regel, es sei unmöglich sie zu erkennen, aber das stimmt nicht. Man denke nur an den Nasdaq Anfang 2000 oder den Nikkei Ende 1989. Das waren eindeutig Blasen.
Allerdings bleibt die Unbekannte, wann genau sie platzen werden. Es steht fest, dass sie es tun werden, doch den genauen Zeitpunkt oder den Auslöser für den Zusammenbruch vorherzusagen, bleibt eine Herausforderung. Oft wird der Katalysator erst im Nachhinein klar. Niemand sieht ihn voraus.
Ihr Text ist bereits gut strukturiert und macht einen ansprechenden Vergleich zwischen Schneeflocken und den Ursachen von Finanzkrisen. Ich werde den Text jedoch leicht überarbeiten, um sprachliche Feinheiten zu berücksichtigen und die Formulierungen zu verfeinern:
Welche Schneeflocke löst die Lawine aus?
Häufig ziehe ich Parallelen zwischen den Auslösern von Finanzkrisen und jenen Schneeflocken, die eine Lawine in Gang setzen können. Ein gewaltiger Schneemantel kann sich anhäufen, bevor eine einzige, entscheidende Schneeflocke hinzukommt und die Kettenreaktion auslöst.
Eine einzelne Schneeflocke hat das Potenzial, eine Lawine herbeizuführen. Doch natürlich ist nicht jede Schneeflocke ein Auslöser.
Die meisten setzen sich unspektakulär ab und tragen lediglich dazu bei, die potenzielle Gewalt der späteren Lawine zu erhöhen. Doch wenn eine Schneeflocke unter genau den falschen Umständen fällt, könnte sie das gesamte System ins Wanken bringen.
Vereinfacht gesagt könnte die auslösende Schneeflocke kaum von der unscheinbaren Schneeflocke zu unterscheiden sein, die vor ihr auf die Schneedecke gefallen ist. Es ist lediglich der unglückliche Zufall des Auftreffens zur falschen Zeit am falschen Ort.
In der Metapher gesprochen, können Bergsteiger und Skifahrer nie genau vorhersagen, wann eine Lawine losbrechen wird oder welche Schneeflocke der Auslöser sein wird. Das wird erst rückblickend klar.
Dennoch ist es hilfreich, zu wissen, worauf man achten muss. Aktuell weist der Aktienmarkt gemäß verschiedenen Schlüsselindikatoren eine Überbewertung auf.
Das wesentliche Resümee ist, dass der Versuch, den Markt genau zu timen, mit hohen Risiken verbunden ist. Man kann beträchtliche Verluste erleiden, selbst wenn man prinzipiell richtig liegt, aber zu früh agiert. Wie John Maynard Keynes einst bemerkte: „Die Märkte können länger irrational bleiben, als man selbst liquide.“
Dennoch sollte man in der Lage sein, die sich formierenden Risiken zu identifizieren und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Agilität ist hier der Schlüssel.
Ich rate nicht dazu, sich vollständig aus Aktien zurückzuziehen. Doch eine Reduzierung Ihrer Exposition könnte ratsam sein. Es ist auch empfehlenswert, eine Bargeldreserve zu halten und in Gold zu investieren.
Seien Sie gewappnet und lassen Sie sich nicht von der Lawine überraschen, wann auch immer sie losbricht.
Mit freundlichen Grüßen
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Jim Rickards
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