Sehr geehrter Leser,
ist die Ukraine für die amerikanische Bevölkerung noch ein Thema? Natürlich findet dort ein brutaler und tragischer Krieg mit gewaltigen geopolitischen Konsequenzen statt. Aber interessieren sich die Amerikaner dafür?
Die Aufmerksamkeitsspanne ist kurz, und die Amerikaner sind bereits zu Themen wie politischen Skandalen, die nächste Wahl und dem üblichen Promi-Glanz übergegangen.
Abgesehen von den Kriegstreibern in den USA und einigen wenigen Kritikern (zu denen auch ich gehöre), scheinen sich die Amerikaner nicht zu kümmern.
Das ist ein Fehler. Der Krieg wird so hart geführt wie eh und je und die geopolitischen Einsätze sind sogar noch höher als zu Beginn des Krieges, da wir die Eskalationsleiter immer weiter hochsteigen.
Heute möchte ich auf die militärische Situation, die Wirtschaftssanktionen, das größere Bild der globalen Rezession und die Auswirkungen des Krieges auf die Energiepreise eingehen.
Fast nichts in diesem Bericht wird von der New York Times, der Washington Post oder anderen etablierten Medien abgedeckt.
Ihre Berichterstattung besteht fast ausschließlich aus Lügen, die vom US-Außenministerium, der CIA oder dem MI6 in Umlauf gebracht werden und sollte nur von Geheimdienstexperten ernst genommen werden, die wissen möchten, über was die USA und Großbritannien lügen.
Das Desaster der Gegenoffensive
Auf dem Schlachtfeld steht die Ukraine kurz davor, ihre Angriffskapazität völlig zu verlieren. Die berüchtigte ukrainische Frühjahrsoffensive ist in ein Fiasko gemündet und auf eine Reihe von schwachen Nadelstichangriffen reduziert worden.
Der ursprüngliche Plan der Ukraine war es, mit einem „Eisenfaust“-Panzerangriff durch die russischen Verteidigungsstellungen zu brechen, die Stadt Melitopol zurückzuerobern und von dort aus das Asowsche Meer zu erreichen.
Dies hätte die Landbrücke Russlands (von Rostow am Don zur Krim) durchtrennt und die russischen Streitkräfte in zwei Gruppen geteilt, die einander nicht verstärken könnten.
Dies hätte der Ukraine den Weg geebnet, mehr Territorium zu erobern und möglicherweise die Krim selbst zurückzuerobern.
Die ukrainische Gegenoffensive begann am 4. Juni. Die „Eisenfaust“ entpuppte sich schnell als Pappmaché. Von Anfang an erlitt die ukrainische Panzeroffensive schwere Schäden in den russischen Minenfeldern. Weitere Verluste entstanden durch russische Artillerie, Raketen und Luftangriffe.
Mehr als einen Monat nach Beginn der Offensive kämpfen die Ukrainer immer noch in einer Grauzone vor der ersten von drei russischen Befestigungslinien.
Wenn der Plan funktioniert hätte, hätten die Ukrainer diese Vorposten bereits in den ersten Tagen durchbrochen. Aber hier stehen sie nun.
Sie behaupten, einige Dörfer eingenommen zu haben, von denen einige aber aus nicht mehr als einem einzelnen Bauernhof bestehen. Keines davon hat strategische Bedeutung.
Die Russen wehren die Ukrainer ab, in den meisten Fällen mit hohen Verlusten und der Vernichtung von ukrainischen Panzerfahrzeugen und Panzern. Es ist ein Abnutzungskrieg, den die Ukraine zweifellos verlieren wird.
Fehlschläge des Westens
Wie steht es um all die hochmodernen Waffen, die die USA und ihre NATO-Partner an die Ukraine geliefert haben?
Nun, sie funktionieren nicht wie erhofft, sie werden leicht von den Russen zerstört, ihre Ausbildungszeiten sind zu lang, um kurzfristig nützlich zu sein, oder sie sind noch nicht hergestellt oder ausgeliefert worden.
Betrachten wir die beeindruckenden Patriot-Flugabwehrsysteme, die wir der Ukraine gesandt haben. Jedes dieser Patriot-Systeme kostet 1 Milliarde Dollar, doch mindestens zwei davon wurden bereits von russischen Hyperschallraketen zerstört.
Und nach einigen anfänglichen Erfolgen haben sich die von uns an die Ukraine gelieferten HIMARS-Präzisionsartillerie-
In einigen Fällen wurde sogar berichtet, dass die Russen in der Lage waren, das Geschoss in die Richtung zurückzulenken, aus der es abgefeuert wurde.
Die Quintessenz ist, dass während das US-Militär im Nahen Osten und in Afghanistan Lehmhütten dem Erdboden gleichgemacht hat, Russland Hochtechnologiewaffen entwickelt hat, die den besten Waffen der NATO Paroli bieten können. NATO-Panzer und andere gepanzerte Fahrzeuge haben sicherlich keinen großen Unterschied gemacht.
Tötet die Kinder!
Nun verspricht die USA, Streumunition an die Ukraine zu liefern. Das sind schwere Bomben (in diesem Fall Granaten), die mit hunderten kleinerer Sprengkörper beladen sind, die Schrapnelle in alle Richtungen abfeuern. Sie wurden von nahezu jedem Land der Welt verboten, weil sie wahllos Zivilisten töten und verstümmeln.
Ein bestimmter Prozentsatz dieser Sprengkörper detoniert nicht sofort, bleibt jedoch aktiv. Später kommen Zivilisten, oft Kinder, die die Explosionen auslösen.
Die USA werden ältere Streumunition liefern, was bedeutet, dass die Fehlerrate noch höher sein wird, was noch mehr nicht explodierte Sprengkörper hinterlässt, die Zivilisten töten werden.
Aber die USA werden sie trotzdem auf Anweisung von Joe Biden an die Ukraine schicken.
Die militärischen Misserfolge der USA und der NATO gehen über die Verluste auf dem Schlachtfeld hinaus.
Durch die Bereitstellung dieser enormen Mengen an Ausrüstung für die Ukraine haben die USA ihre eigenen Arsenale geleert. Es wird Jahre dauern, bis die Produktionslinien umgestellt und die Arsenale wieder aufgefüllt sind.
Schuss ins eigene Bein
Unterdessen hat sich die Wirkung der Wirtschaftssanktionen gegen Russland genau entgegengesetzt zu dem entwickelt, was die USA beabsichtigt hatten.
Ich habe diesen wahrscheinlichen Ausgang vor über einem Jahr in meinem Seminar am U.S. Army War College vorausgesagt und diese Warnung in meinem Seminar im letzten Monat wiederholt.
Die russischen Ölverkäufe sind nahezu auf Rekordhöhe; sie haben ihre Verkäufe einfach von Europa nach Indien und China umgeleitet. Trotz Vermögenssperren sind auch die russischen Finanzreserven auf einem Rekordhoch.
Die Zentralbank von Russland hat ihre Anlagen in Richtung physisches Gold sowie chinesische Yuan und indische Rupien verschoben.
Man erwartet, dass die russische Wirtschaft im Jahr 2023 laut Schätzungen der Weltbank besser abschneidet als die amerikanische Wirtschaft. Die EU und Japan befinden sich bereits in einer Rezession und die USA treten wahrscheinlich in eine ein, wenn sie nicht schon drin sind.
Die Sanktionen sind kläglich gescheitert und haben die US-Wirtschaft stärker geschädigt als die russische Wirtschaft.
Da US-Finanzministerin Janet Yellen die internationalen Wirtschaftsbeziehungen oder die Auswirkungen von Sanktionen nicht versteht, ist zu erwarten, dass der von den USA verursachte Schaden noch schlimmer wird.
Eskalation, Eskalation, Eskalation
Trotz der militärischen und wirtschaftlichen Verluste, die die Ukraine und ihre westlichen Unterstützer erlitten haben, möchten viele lieber den Schaden verdoppeln, anstatt über eine mögliche Friedensvereinbarung zu verhandeln.
Sie können sich einfach nicht mit der Möglichkeit eines russischen Sieges abfinden.
Das bedeutet, dass die größte Gefahr jetzt nicht darin besteht, an Boden zu verlieren, sondern vielmehr in einer Eskalation, die zum Dritten Weltkrieg führen könnte.
Michael Rubin vom American Enterprise Institute hat beispielsweise empfohlen, der Ukraine taktische Nuklearwaffen zur Verfügung zu stellen.
Angesichts des Erfolgs Russlands und der Eskalation seitens der USA sind die kurzfristigen Aussichten für Friedensgespräche gering. Wahrscheinlicher ist, dass der Krieg bis Ende 2023 andauert, bevor tatsächliche Gespräche beginnen.
Bis dahin wird Russland die Oberhand haben, weil die ukrainischen Streitkräfte stark erschöpft sein werden, die russische Armee zusätzliches Territorium eingenommen haben wird und Biden nach einem gesichtswahrenden Ausweg aus dem Fiasko vor den Präsidentschaftswahlen suchen wird.
Putins Trumpfkarte wird der kommende Winter 2024 sein. Der letzte Winter war in Europa ungewöhnlich mild und die EU konnte sich mit den zur Verfügung stehenden Energievorräten durchschlagen.
Das Wetter könnte im nächsten Jahr nicht so kooperativ sein. Russland könnte skrupelloser sein, wenn es darum geht, die Erdgaslieferungen tatsächlich abzustellen.
Der einzige Gewinner in einer Wirtschaft im Stil der 70er Jahre
Diese Konvergenz von Faktoren könnte zu deutlich höheren Energiepreisen führen, selbst wenn die USA und die EU in eine schwere Rezession abrutschen.
Die Kombination aus schwachem Wachstum und hohen Preisen nennt man Stagflation, zuletzt gesehen in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren. Es könnte wieder passieren.
Dies ist eines der schlimmstmöglichen wirtschaftlichen Ergebnisse. Es bedeutet Verluste für Aktien (wegen der Rezession), Verluste für Staatsanleihen (wegen der Inflation), Verluste für Unternehmensanleihen (wegen Unternehmensausfällen) und erhebliche Verluste für Gewerbeimmobilien (wegen niedriger Belegungsquoten und Hypothekenausfällen).
Der einzige Gewinner, wie es auch von 1977 bis 1980 der Fall war, ist Gold.
Mit freundlichen Grüßen,
Jim Rickards
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