Im ersten Moment denkt man sich nichts dabei, wenn man Aussagen wie diese hört: Die Erwartungen der Anleger an das neue Jahr 2016 waren hoch, aber der DAX enttäuschte die Investoren in den ersten Wochen bitter. Normalerweise müsste man sofort merken, dass ein solcher Satz Quatsch ist. Dass man es nicht bemerkt, liegt daran, dass man als Anleger tatsächlich dazu neigt, dem DAX eine Art Eigenleben zuzumessen. „Er“, der DAX, steigt. Oder fällt. Nun, das stimmt natürlich auch. Aber:
Er steigt oder fällt ja nicht, weil er, der DAX, das so will. Weil er sich jeden Morgen vor seinem Auftritt auf der Kurstafel der Frankfurter Börse in seiner Garderobe überlegt, womit er sein Publikum heute überraschen will. Nein, es sind ja die Anleger selbst, die ihn bewegen, indem sie tendenziell mehrheitlich auf der Käufer- oder auf der Verkäuferseite stehen! Der DAX kann also nur diejenigen enttäuschen, die auf der schwächer besetzten Seite dieser beiden Lager, dem der Bullen und der Bären, stehen und dadurch ins Hintertreffen geraten.
INDIZES SIND EINE WILLKOMMENE VEREINFACHUNG
Wenn, dann haben also die Anleger die Situation falsch eingeschätzt. Sie hatten in der ersten Hälfte des Quartals zu hohe Erwartungen an die Rahmenbedingungen und haben, als sie das erkannten, die Reißleine gezogen und verkauft. Wenn hier also jemand überrumpelt wurde, dann aufgrund eigener Fehleinschätzungen. Der DAX ist nicht schuld. Und genauso sieht es im Gegenzug aus: Wer dann Mitte Februar dachte, es würde wie in einem defekten Fahrstuhl immer nur noch abwärts gehen, lag ebenso daneben und musste sich selbst korrigieren. Der DAX hat da die Anleger ebenfalls nicht überrascht. Es waren sie selbst als große Gruppe, die einen Stimmungs- und Richtungswechsel vollzogen. Und trotzdem werden die meisten einfach nur „im DAX“ denken. Der Grund ist nachvollziehbar:
Ebenso, wie ein Index dazu dient, die Marktentwicklung schneller erfassbar zu machen, indem er einfach die wichtigsten Aktien eines Handelsplatzes unter einen Hut packt, packt er auch die Aktivitäten der Investoren unter diesen Hut. Und da man nicht imstande ist, diese gewaltige Menge an Investoren, die mal bullish, mal bearish sind, die mal aktiv, mal passiv sind, im Kopf zu erfassen und zu überwachen … zumal man in die Köpfe der anderen nicht hineinsehen kann … bleibt man einfach dabei: Der DAX ist es, der steigt oder fällt, nicht die Anleger, die mehr kaufen als verkaufen oder umgekehrt.
Im Prinzip ist das auch nicht problematisch … es sei denn, man geht so weit, den Index für eigene Verluste verantwortlich zu machen. Denn am Ende ist jeder von uns eben doch selber seines Glückes Schmied!
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