Die Anleger warten mit großer Spannung auf das Statement der EZB heute Nachmittag. Und das zu Recht, denn die Aussagen von EZB-Präsident Draghi können die Tendenz über mehrere Wochen bestimmen, beim DAX, beim Euro, am Anleihemarkt. Aber Vorsicht, übersehen Sie Rohöl nicht!
Dort kommen heute um 16:30 Uhr die aktuellsten Lagerbestandsdaten aus den USA auf den Tisch, wegen des Feiertags in den USA am Montag hat sich deren Bekanntgabe um einen Tag nach hinten verschoben. In den letzten drei Wochen haben wir hier bereits zweimal sinkende Bestände gesehen, nachdem die Lagerbestände im Vorfeld auf immer neue Rekorde geklettert waren. Es scheint, als würde die Nachfrage tatsächlich langsam wieder anziehen. Aber noch hat der Kurs von Rohöl Brent, obschon er sich grundsätzlich in einem Aufwärtstrend befindet, diese Tendenz nicht recht honoriert. Das könnte sich ändern, sollten die heutigen Lagerbestandsdaten erneut einen nennenswerten Rückgang ausweisen. Und:
Sollte Rohöl – die für uns wichtigste Sorte Brent ebenso wie die parallel laufenden US-Sorten – die jetzt angelaufenen Charthürden bezwingen, kann das für die Aktienmärkte wie ein zusätzlicher Treibsatz wirken und die Fortsetzung der Rallye unterstützen – vorausgesetzt, dass die EZB die richtigen, die bullishe Seite motivierenden Worte findet. Sehen wir uns im Chart an, was dafür passieren müsste:
Charttechnisch klare Vorlagen für aktive Trader
Rohöl Brent bewegt sich seit Januar in einem Aufwärtstrendkanal, dessen obere Begrenzung der Kurs in den vergangenen Wochen immer wieder getestet hat, ohne sie bislang bezwingen zu können. Würde diese aktuell um 51,50 US-Dollar verlaufende Hürde übersprungen, wäre der Weg aus charttechnischer Sicht zunächst bis knapp 54 US-Dollar frei. Der Ausbruch aus einem Aufwärtstrendkanal nach oben bedeutet eine Intensivierung des Aufwärtstrends, die dann meist schnell und hochvolatil verläuft und den Akteuren am Aktienmarkt als Anschub dient, weil man in steigende Ölpreise ein anziehendes weltweites Wirtschaftswachstum hinein interpretiert. Wobei ein zu hoher Ölpreis eben dieses Wachstum zwar bremsen würde – aber noch scheint man daran keinen Gedanken zu verschwenden.
Sollten die heute Nachmittag anstehenden Daten indes Verkaufsdruck auslösen, kann das ebenso in eine Trading-Chance münden. Denn sollte Brent die Unterstützungen in Form des November/April-Hochs um 48,40 US-Dollar sowie die mittlerweile ebenso in diesem Bereich verlaufende 20-Tage-Linie durchschlagen, wäre mit einem Test der unteren Begrenzung des Trendkanals zu rechnen, die im Bereich 43,50/44,00 US-Dollar zusammen mit der wichtigen 20-Tage-Linie eine Auffangzone bildet. Egal wie es ausgeht: Der heutige Nachmittag verspricht Hochspannung!