Eigentlich ist Gold nicht mehr so sehr in der Rolle des „sicheren Hafens“, in den alle fliehen, wenn der Seegang am Aktienmarkt zu hoch wird. Eigentlich haben sich die Edelmetalle als völlig unabhängiges Investment etabliert. Und eigentlich sah es so aus, als würde der jahrelange Abwärtstrend, der sich nach dem Rekordhoch von 1.920 US-Dollar im Jahr 2011 ausgebildet hatte, nun endlich vorbei sein. Eigentlich.
Aber es ist eben an der Börse so eine Sache mit scheinbar feststehenden Regeln und Sichtweisen. Die stete Bewegung der Kurse bedingt, dass man immer wieder neu nachdenkt, neu bewertet und alte Zöpfe abschneidet.
Was ein „sicherer Hafen“ ist, ist nie auf die Ewigkeit hin festgelegt, sondern immer von der Situation und den Ansichten der Mehrheit der Anleger abhängig. Davon abgesehen, dass absolute Sicherheit an der Börse ohnehin nicht existieren kann, sieht man daher vieles regelmäßig anders als vor Wochen oder Monaten. Sieht man jetzt Gold als Auslaufmodell?
NOCH HALTEN DIE ENTSCHEIDENDEN UNTERSTÜTZUNGEN
Der Chart zeigt, dass der Anstieg des Goldpreises stärker und hartnäckiger ausfiel als in den Jahren zuvor. Es schien, als sei der Abwärtstrend nun endlich gebrochen und der Weg nach oben frei. Das Anfang des Monats markierte Hoch lag über dem aus dem März – alles passte für einen intakten Aufwärtstrend. Dass dieses neue Hoch knapp über 1.300 US-Dollar jedoch auf einmal abverkauft wurde und der Kurs damit knapp unterhalb des Widerstands in Form des Jahreshochs 2015 (1.308 US-Dollar) abgewiesen wurde, stellt das zuvor bullishe Szenario nun in Frage.
Selbst wenn Gold nun erst einmal wieder anzieht, könnte daraus eine Toppbildung, beispielsweise eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation, werden, solange diese Hürde von 1.308 US-Dollar nicht übersprungen wird. Und solange die Aktienmärkte ihre neue Aufwärtsdynamik durchhalten, käme bei vielen Anlegern eben doch die alte Denkweise durch, dass man Gold als „sicheren Hafen“ in einem solch Aktien-bullishen Umfeld nicht mehr braucht. Aber:
Erst, wenn die Unterstützungen bei 1.207 und 1.193 US-Dollar, im Chart grün markiert, fallen würden, wäre hier wirklich eine Trendwende vollzogen. Bis dahin ist alles noch möglich, daher würden wir erst bei Schlusskursen unterhalb dieser Auffanglinien ins Bären-Lager überlaufen!
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