Gold jetzt wieder ein Kauf?

Gold in Barren

Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

ich befasse mich seit einigen Wochen wieder mit Gold. Zwar hat das Edelmetall als Inflationsschutz im vergangenen Jahr eher enttäuscht. Jim Rickards wird Ihnen gleich erklären, warum wir in diesem Punkt Gold falsch eingeschätzt haben.

In jedem Fall funktioniert das gelbe Metall immer dann, wenn der US-Dollar im internationalen Devisenhandel schwächelt. Genau diese Konstellation sehe ich bereits seit dem 3./4. Quartal 2022. Noch habe ich mir keine abschließende Meinung gebildet. Lesen Sie im Folgenden den Standpunkt meines US-Kollegen Rickards!

Jim, Dir nochmals besten Dank für die Unterstützung meiner Arbeit!

 

Der Ausbruch von Gold:

Es liegt nicht an der Inflation

Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

ich arbeite nun seit über 20 Jahren mit Privatanlegern, seit etwa 10 Jahren vermittele ich meine Informationen auch im Rahmen diverser Börsenbrief-Publikationen.

die meisten Vermögenswerte haben im vergangenen Jahr eine schlechte Bilanz vorzuweisen. Gold gehört zu den wenigen Anlagen, die einen Zuwachs verzeichnen konnten. Der Goldpreis ist seit Ende Oktober von unter 1.630 Dollar auf mittlerweile fast 1.950 Dollar gestiegen. Das ist eine große Bewegung. Was ist da los?

Man könnte argumentieren, dass es mit der Inflation zu tun hat. Das Problem mit diesem Argument ist, dass die (offizielle) Inflation in den letzten Monaten zurückgegangen ist. Im Gegensatz dazu, schien der Goldpreis während der starken Inflation, am Anfang letzten Jahres, hinter den Erwartungen zurückzubleiben. Also noch einmal: Warum erleben wir jetzt einen Anstieg des Goldpreises? Die wahrscheinlichste Antwort liegt bei den Zentralbanken und der Geopolitik.

Die Zentralbanken insgesamt, allen voran Russland und China, kauften im dritten Quartal 2022 399 Tonnen Gold. (Die Daten für das vierte Quartal liegen noch nicht vor.) Das ist die größte Menge Gold, das jemals von Zentralbanken in einem einzelnen Quartal gekauft wurde. Das entspricht mehr als 1 % des gesamten Goldes, das von allen Zentralbanken gehalten wird.

Wenn dieses Tempo anhält oder noch zunimmt, würde dies einen Anstieg der Goldreserven der Zentralbanken von über 4 % pro Jahr bedeuten.

Chinas offizielles Gold

Werfen wir einen Blick auf China. Das Staatliche chinesische Devisenamt (engl.: State Administration of Foreign Exchange; Abkürzung: SAFE) gab am 7. Januar bekannt, dass China seine offiziellen Goldreserven im Dezember 2022 um 30 Tonnen aufgestockt hat. Diese Ankündigung erfolgte zusätzlich zu einer früheren Bekanntmachung, wonach China im November 32 Tonnen hinzugefügt hat. Das ist ein Zuwachs von 62 Tonnen in nur wenigen Monaten.

Diese Ankündigung ist nicht nur wegen des Umfangs dieser Erhöhungen von Bedeutung, sondern auch, weil dies das erste Mal ist, dass China seit September 2019 – also seit über drei Jahren – eine Erhöhung seiner offiziellen Goldreserven ankündigt. Warum gerade jetzt?

Zunächst muss man verstehen, dass China in den letzten zwei Monaten nicht einfach so viel Gold auf dem Markt gekauft hat, um es dann rechtzeitig zu melden. China hatte das Gold die ganze Zeit. Sie haben es nur nicht offiziell in den Büchern des SAFE geführt. Bei dieser Ankündigung handelte es sich lediglich um eine politische Entscheidung, einige buchhalterische Einträge vorzunehmen, damit das Gold in den Büchern erscheint und nicht in den Büchern verschwindet. Es besteht kein Zweifel daran, dass China mindestens 1.000 Tonnen Gold auf diese Weise außerhalb der Bücher hält, vielleicht sogar viel mehr.

Die Frage, die sich die Anleger stellen müssen, ist also nicht, woher China das Gold hat, sondern warum China beschloss, zu diesem Zeitpunkt die Erhöhung seiner Bestände zu vermelden?

Wie bei allem in China bleiben die wahren Gründe verborgen und die öffentlichen Ankündigungen sind meist Lügen. Dennoch können wir Schlussfolgerungen ziehen, um herauszufinden, was die Chinesen vorhaben.

Der Dollar: Opfer seines eigenen Erfolgs

Diese Goldankündigung kommt zu einer Zeit, in der der Dollar in China und auf der ganzen Welt immer knapper wird. Vielleicht wollen die Chinesen nur das Vertrauen in ihre Reserveposition stärken. Und dann ist da noch die geopolitische Seite. Es gibt eine wachsende Bewegung, sich von den Dollarreserven zu lösen, weil die USA Finanzsanktionen missbraucht haben, um Vermögenswerte einzufrieren, einschließlich der Zentralbankreserven von Russland, Syrien, Iran, Nordkorea, Venezuela und anderen.

Sie arbeiten daran, die Dollarbestände abzubauen und neue Formen der Währung für den internationalen Zahlungsverkehr zu entwickeln. Aus diesem Grund ziehen sich Länder wie China, Brasilien und Indien vom Dollar zurück, weil sie befürchten, als nächstes auf die Sanktionsliste gesetzt zu werden.

In diesem Zusammenhang berichtete Bloomberg kürzlich über ein Treffen südostasiatischer Beamter und Experten, das von einer Denkfabrik in Singapur veranstaltet wurde. Aus dem Bericht ging hervor, dass die Teilnehmer ebenso wie die großen Länder befürchten, dass die USA bei der Bewaffnung des Dollars als Druckmittel in geopolitischen Auseinandersetzungen zu weit gegangen sind.

George Yeo, der ehemalige Außenminister von Singapur, ging sogar so weit zu sagen, dass „der Dollar uns alle verhext“. Er fuhr fort: „Wenn man das internationale Finanzsystem zu einer Waffe macht, werden Alternativen wachsen, um es zu ersetzen.“

Der ehemalige Handelsminister Indonesiens, Thomas Lembong, lobte die südostasiatischen Zentralbanken, die digitale Zahlungssysteme mit lokalen Währungen entwickelt haben. Er forderte die Regierungsbeamten außerdem auf, neue Wege zu finden, um sich nicht zu sehr auf den Dollar zu verlassen. „Ich bin schon seit langem der Meinung, dass eine Diversifizierung der Reservewährungen absolut entscheidend ist“, sagte Lembong.

Sogar die „Freunde“ der USA haben genug davon

Erstaunlich an diesem Bericht ist, dass die Kritik an der Dollarpolitik der USA von zuverlässigen Verbündeten und Ländern kommt, die traditionell den Dollar bevorzugt haben. Nach der globalen Währungskrise von 1997-98 wurden in ganz Südostasien enorme Dollarreserven aufgebaut. Diese Politik des Aufbaus von Vorsorgereserven sollte einen weiteren Ansturm auf die lokalen Banken verhindern und einen Notgroschen für wichtige Importe wie Lebensmittel und Öl bereitstellen.

Jetzt scheint der Vermögenswert eher eine potenzielle Belastung zu sein, da die USA den Dollar nutzen, um Ländern zu drohen, die die Kriegstreiberei oder andere Maßnahmen der Biden-Regierung nicht unterstützen. Wenn befreundete Länder wie in Südostasien sich ernsthaften Rivalen wie Russland und China anschließen, um ihre Abhängigkeit vom Dollar zu verringern, kann dies nur einen schwächeren Dollar und möglicherweise mehr Inflation bedeuten.

Es wird auch einen viel höheren Goldpreis bedeuten, weil Gold die einzige Alternative zum Dollar oder anderen Währungen wie dem Euro ist, die als Waffe gegen sie eingesetzt werden kann.

Das liegt daran, dass die Bevorratung mit Gold eine defensive Maßnahme ist, die dazu beiträgt, sie gegen Sanktionen zu isolieren. Physisches Gold in sicherer Verwahrung kann nicht eingefroren, beschlagnahmt oder digital verboten werden. Es ist einfach Gold – und es ist gutes Geld in den Händen des Besitzers.

Russland und China bauen Boden unter den Goldpreis

Chinas Veröffentlichung bzgl. ihrer Goldkäufe folgte nur wenige Wochen nach der Ankündigung Russlands, die Obergrenze für die zulässigen Goldbestände seines Staatsfonds von 20 % auf 40 % zu verdoppeln. Dies wird im kommenden Jahr möglicherweise zu einer zusätzlichen Nachfrage von etwa 100 Tonnen führen. Wenn China seine Reserven weiterhin um etwa 30 Tonnen aufstockt, während Russland gleichzeitig 100 Tonnen kauft, wird dies de facto einen Boden unter dem Goldpreis einziehen und zugleich weitere Zuwächse des Goldpreises fördern, so wie wir es beim Anstieg in den letzten Monaten erlebt haben.

Russland und China könnten gemeinsam handeln, um der Welt die Botschaft zu übermitteln, dass der Dollar Schnee von gestern ist und Gold das neue grundlegende Reservemittel ist (so wie es das vor 1971 jahrhundertelang war).

Wir könnten Zeugen eines entscheidenden Wendepunkts im internationalen Währungssystem werden. Russland und China sowie die anderen von mir erwähnten Nationen nutzen Gold als eine weitere „Waffe“ in dem laufenden Finanzkrieg, der den militärischen Konflikt in der Ukraine umgibt.

Da Russland und China zu den fünf größten Goldproduzenten der Welt gehören, können sie Gold aus ihren eigenen Minen mit ihrer eigenen Währung kaufen. Diese Taktik minimiert ihren Bedarf an Dollar, da sie mit selbst gedrucktem Geld bezahlen. Gleichzeitig erhöht sich der Wert ihres eigenen Goldes in harter Währung, da sie den Weltmärkten eine erhebliche Produktion vorenthalten.

Großartige Nachrichten für Goldinvestoren

Während die Nachfrage nach Gold steigt, ist die weltweite Gesamtproduktion von Gold in den letzten sechs Jahren konstant geblieben. Diese Kombination aus stagnierender Produktion und steigender Nachfrage wird die Notierungen unter Aufwärtsdruck setzen und de facto eine Untergrenze für den Goldpreis bilden.

Die Zentralbanken neigen zu opportunistischen Käufen und werden auf jeden Fall bei Dips im Goldpreis kaufen. Für Goldanleger sind das alles sehr gute Nachrichten. Daher ist es für Anleger nicht zu spät, Gold zu erwerben, wenn sie noch nicht voll investiert sind.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Jim Rickards

Chefanalyst Jim Rickards’ Crash Trader

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