Aktive Anleger haben momentan nicht so recht Spaß, wenn sie sich den DAX ansehen. Denn es passiert seit drei Wochen herzlich wenig. Die Frage, ob es klug wäre, den alten Spruch „sell in may and go away“ in diesem Jahr zu beherzigen, bleibt somit vorerst offen. Man könnte meinen, der DAX teilt uns mit: Fragen Sie im Juni nochmal nach.
Nun sind solche lethargisch wirkenden Phasen ja eigentlich gar nicht so selten. Aber da sie einen charttechnisch orientierten, agilen Anleger zu einer relativen Tatenlosigkeit verurteilen bzw. ihn nötigen, sich seine Tradingchancen woanders zu suchen und nicht beim DAX, der nach wie vor die unangefochtene Nummer Eins unter den deutschen Akteuren ist, fallen sie einfach mehr auf. Und sie haben auch ihre Tücken. Denn ja, eigentlich wäre es für jedermann ein Leichtes, sich entspannt zurückzulehnen, im Garten zu sitzen und mit einem wachsamen Auge die Kurse zu verfolgen, um sofort wieder zum Angriff überzugehen, wenn der Ausbruch aus der Handelsspanne erfolgt. Eigentlich.
Wenn der Geduldsfaden reißt
Aber erstens ist Geduld nicht jedem gegeben. Und zweitens steigt die Tendenz zu Fehlsignalen, d.h. angetäuschten, aber nicht durchgehaltenen Ausbrüchen nach oben oder unten, je länger eine solche Seitwärtsbewegung anhält. Was wiederum mit dem ersten Problem zusammenhängt, denn meist sind das auch große Adressen unter den Tradern, denen der Geduldsfaden reißt, die dann vorpreschen und von der Gegenseite abgefangen werden. Aufpassen und sehr behutsam vorgehen muss man somit schon, wenn man in einem solchen Markt wieder aktiv wird. Aber wo liegt eigentlich die Ursache? Wieso tritt der DAX auf der Stelle?
Noch keine zwingenden Vorgaben
Weil diejenigen Elemente, die als Vorgaben dienen können, momentan ebenfalls mit Wassertreten beschäftigt sind. Zum einen die „Begleit-Assets“ wie Rohöl oder Euro/US-Dollar. Dort haben wir noch keine klare Tendenz, in welche Richtung es in den kommenden Wochen gehen könnte, daher fallen sie als Impulsgeber momentan aus. Aber vor allem gilt das für die konjunkturellen, wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Hier hat man schon seit Monaten den Eindruck, dass das Wachstum sich hauchdünn im grünen Bereich seitwärts schiebt, ob in Europa, China oder den USA. Es ist noch zu stark, um bearish zu werden, aber zu dünn, um wirklich eine überzeugendes Argument für die bullishe Seite zu sein: Zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben. Wird sich das in absehbarer Zeit ändern?
Es ist zu vermuten. Wobei man aus aktueller Sicht konstatieren muss: Die Wahrscheinlichkeit, dass das dünne Wachstum noch dünner wird bzw. in eine Kontraktion übergeht, ist momentan höher. Denn all diese extremen Maßnahmen der großen Notenbanken verfehlten ihr Ziel, dieses Wachstum zu beleben. Wenn das nicht hilft, was dann?
Doch das muss nicht zwingend bedeuten, dass DAX & Co. nun zu einer Talfahrt verdammt wären. Denn die Notenbanken müssten in diesem Fall erneut aktiv werden und die expansive Geldpolitik noch expansiver gestalten. Das hieße noch niedrigere Zinsen, noch mehr „billiges Geld“, das an die Aktienmärkte fließen kann. Was bedeutet: Ab in den Garten und warten … aber mit einem Auge, das den DAX nicht aus den Augen lässt!
Wir wünschen eine erfolgreiche Handelswoche!
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