Tage wie der heutige gehören regelmäßig zu den fünf umsatzschwächsten Handelstagen. Aber die Umsätze sind zweifellos hoch genug, um die Betreiber der Börsen an ihrer Entscheidung festhalten zu lassen: es rechnet sich also. Dort redet man sich immer damit heraus, die Anleger hätten das so gewollt. Doch die Erfahrung lehrt: Was die Anleger wirklich wollen, ist dort nicht nur unbekannt, es ist überhaupt nicht zu ermitteln. Wir, die Anleger, sind keine mit der Messlatte zu erfassende Masse. Natürlich wird es Leute geben, die hocherfreut sind, am Feiertag arbeiten zu können. Und man muss ja nur die „Richtigen“ fragen, um die gewünschte Meinung als Argument hochhalten zu können. Was übrigens dazu führte, dass es eine Zeitlang Pläne gab, die Handelszeit an den deutschen Börsen erneut auszuweiten. Manch einer sprach da sogar von 24 Uhr, bevor man das ganze in die Schublade zurückpackte, nachdem man den Planern gar zu viele Vögel gezeigt hatte.
MIT WENIG AUFWAND VORLAGEN SCHAFFEN
Das unangenehme an solchen Feiertagen ist aber nicht nur, dass man den Eindruck hat, andere zwingen einem auf, was man zu tun hat. Sondern dass diese Tage wirklich ein Risiko bergen, das gerade in diesen niedrigen Umsätzen verborgen liegt. Sie sind eine perfekte Gelegenheit, „Vorlagen zu schaffen“. Das heißt konkret:
Je geringer die Umsätze, desto weniger Kapitalaufwand bräuchte man, um einen Index wie den DAX über die Futures über markante Widerstände zu tragen oder durch wichtige Unterstützungen zu drücken. Sicher, Sie und ich, wir haben nicht das nötige Kleingeld, den DAX mal eben 100 Punkte zu drücken oder zu ziehen. Aber große Hedgefonds hätten das allemal. Und es ist schon relativ oft vorgekommen, dass man dort solche Gelegenheiten auch wahrgenommen hat. Denn:
Man hat so die Chance, dass Vorgaben geschaffen werden, die über den Tag hinaus wirken. Beispiel: Angenommen, zwei, drei große Hedgefonds wollen bzw. brauchen aufgrund ihrer eigenen Positionierung unbedingt steigende Kurse. Nutzt man Tage wie den heutigen, kann man mit relativ wenig Kapitalaufwand erreichen, dass der DAX z.B. wieder in den gestern Abend unterbotenen Februar-Aufwärtstrendkanal zurückkehrt. Das wäre zwar sinnlos, wenn man davon ausgehen muss, dass andere Akteure dies am Folgetag nur nutzen, um auf dem dann höheren Niveau erneut Verkaufsdruck zu erzeugen. Aber:
MASSNAHME: RISIKO HERAUSNEHMEN
Gesetzt den Fall man erkennt, dass auch an der Wall Street viele versuchen, das Kursniveau zu halten und die Verkäufer abzuschütteln, ihnen aber die unmittelbare Motivation fehlt, wirklich dagegenzuhalten, dann wäre eine kleine Rallye als Vorgabe aus Europa natürlich genau das, was die US-Bullen bräuchten. Man kann also darauf hoffen, dass eine hier mit relativ moderatem Aufwand losgetretene Rallye dort übernommen wird, was dann wiederum dafür sorgt, dass man hierzulande am Tag nach dem Feiertag plötzlich ein positives Bild im Chart nebst steigenden Kursen in den USA vorfindet und einsteigt.
Das tückische an diesen Tagen ist: So etwas kann vorkommen, muss aber nicht. Und geschieht es, ist völlig unvorhersehbar, wann eine solche Welle beginnt und ob sie nun nach oben oder unten führt. Das bedeutet, dass viele Anleger, die eigentlich den Feiertag genießen möchten, indem sie sich von jeglichen Computern fernhalten, doch genötigt sind, immer mit einem Auge auf die Kurse zu schielen, um nicht völlig auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Was tun?
Ganz einfach: Reduzieren Sie am Tag zuvor Ihr Positionsrisiko, indem Sie entweder spekulativere Positionen glattstellen oder sie zumindest reduzieren. Hier scheint gerade die Sonne, warm ist es dazu … sollte man wirklich alle fünf Minuten nach den Kursen schauen müssen? Nein, das sollte man nicht. Denn Börse macht, wie alles andere auch, nur dann dauerhaft Spaß, wenn man es in einem vernünftigen Maß betreibt!
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