Der erste Handelstag des neuen Monats bzw. des zweiten Quartals war ein seltsames Unentschieden, das Bullen und Bären da erreicht haben. In Asien ging es bergab. Europa folgte, holte die Abschläge dann aber zum Teil wieder auf, weil die US-Aktienmärkte ins Plus drehten. Und während Rohöl unter die Räder kam, was für Aktien momentan als potenziell bearish gewertet wird, fiel zugleich der Goldpreis, was eigentlich eher bullish wäre. Was können wir daraus ableiten? Ganz einfach:
Die Entscheidung, ob das neue Quartal mit einem bullishen oder einem bearishen Touch starten wird, ist vertagt worden. Denn aus dieser Konstellation ließ sich nur ablesen, dass beide Fraktionen verbissen an ihrem Ende des Seils ziehen. Somit ist es diese erste komplette Woche im neuen Quartal, die diese offene Konstellation auflösen kann und wird. Dabei wäre es ratsam, gegenüber dem, was da am Ende an Tendenzen herauskommt, offen zu bleiben und sich nicht auf eine vorgefasste Meinung zu verlegen. Denn es könnte durchaus passieren, dass da Ungewöhnliches auf uns wartet.
TUT SICH EINE SCHERE AUF?
Ein ganz entscheidender Faktor wird dabei der Devisenmarkt sein. Das Verhältnis von Euro und US-Dollar ist wichtig für die exportlastigen Wirtschaftsregionen Eurozone und USA. Wer die schwächere Währung hat, liegt im Rennen um die größten Stücke des Kuchens namens „Export“ vorne. Und es wirkt, als könnte da der Trend drehen (siehe auch „Thema im Fokus“). Das könnte bedeuten, dass sich zwischen der Performance der US-Börsen und der Eurozone eine Schere auftut. Wenn der Euro weiter zu Ungunsten der Eurozone-Exporteure steigt, kann es dazu kommen, das sich das Bild von Anfang vergangenen Jahres umkehrt, als die US-Börsen auf der Stelle traten und DAX, Euro Stoxx 50 & Co. immer höher liefen, weil die Erwartung eines „großen Wurfs“ der EZB den Euro drückte und so die europäischen Exporteure in die bessere Position brachte.
Jetzt sind es die US-Anleger, die auf eine schwache Landeswährung hoffen, weil die US-Notenbank langsam, aber sicher erkennt, dass ein Kurswechsel weg von dem Gerede über Zinserhöhungen nötig ist, um die US-Wirtschaft durch eine daraus folgende schwache Währung zu stützen. Ein Auge muss also auf Euro/US-Dollar liegen.
AUF ROHÖL ACHTEN
Das zweite Auge sollte auf den beiden am Freitag so verwirrend laufenden Assets Gold und Rohöl liegen, vor allem auf Letzterem. Rohöl wurde zuletzt als Signalgeber für den Aktienmarkt benutzt, aber auf eine unlogische Weise. Steigende Kurse wurden als bullish interpretiert. Das war deswegen Unsinn, weil Rohöl durch diese massive Baisse im Vorfeld so viele kurzfristige Spekulanten – auch sehr große – angelockt hatte, dass dessen Auf und Ab reine Spekulation war und nicht, wie man es sehen „wollte“, eine anziehende Nachfrage nach Rohöl selbst und damit ein wieder auflebendes Wachstum der Weltwirtschaft bedeutete. Ginge diese irrationale Interpretation weiter, hätten die Aktienmärkte ein Problem, wenn z.B. Rohöl Brent unter die nächstliegende, wichtige Unterstützungslinie fiele (siehe Märkte im Überblick). Aber:
Sollte man aber die Interpretation drehen und fallende Ölpreise nun auf einmal als Segen ansehen, weil dies Kostenentlastung für Unternehmen und Privathaushalte bedeutet und so die Konjunktur stützt, kann ein solcher Abstieg auch bullish wirken. Das gilt es jetzt genau zu beobachten!
Jetzt kostenlos für Börse am Mittag anmelden!