Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,
ich hatte es lange befürchtet. Jetzt ist es Realität. Der Kreml greift nach den Gas-Förderrechten der BASF-Tochter Wintershall. Faktisch wird der deutsche Öl- und Gasförderer in Russland enteignet und bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.
Bereits in den vergangenen Monaten hatten die russische Behörden Wintershall mit willkürlicher Regulierung überzogen und den Gaspreis für die Deutschen rückwirkend reduziert.
Nun wirft der Vorstand der Wintershall, Mario Mehren, das Handtuch. Und der Mutterkonzern wird das Russland-Geschäft abschreiben und entkonsolidieren. Insgesamt hat BASF im vergangenen Geschäftsjahr 7,3 Milliarden Euro auf Wintershall und die Pipeline Nord Stream 1 abgeschrieben. Damit wird der Chemieriese einen Jahresverlust von 1,4 Milliarden Euro ausweisen, wie man in dieser Woche im Rahmen einer Ad-hoc-Meldung erklärt hat.
Bei dieser Abschreibung wird es nicht bleiben. Denn nun wickelt Wintershall die drei Förderbeteiligungen in Russland ab. Das wird weitere hunderte Millionen kosten. Unter dem Strich verliert die BASF-Tochter die Hälfte ihrer aktuellen Produktion. Deren nun anstehende Abwicklung wird weitere hunderte Millionen kosten. Gleichzeitig werden die Rating-Agenturen nächstens die Bonität der BASF analysieren und sehr wahrscheinlich den Daumen über dem Unternehmen senken. Denn hier fehlen jetzt über 7 Milliarden Euro in der Bilanz. Das wird die Gläubiger nicht freuen.
Mehr noch: BASF wird eine drastische Dividendenkürzung kaum vermeiden können. Denn die Tochter braucht jetzt viel Geld, um neue andernorts neue Kapazitäten aufzubauen. Keine Frage, aus der Perle Wintershall mit eigenen Börsenambitionen ist ein Sanierungsfall geworden.
Jetzt geht die Angst am Markt um. Welches europäische Unternehmen wird als nächstes enteignet?
Vor allem in Wien freilich schrillen seit 2 Tagen die Alarmglocken. Den die halbstaatliche österreichische OMV fördert in Sibirien Gas für den russischen Monopolisten Gazprom. 2018 wurden die Vereinbarungen bis 2040 ausgedehnt. OMV sitzt auf einem Minderheitsanteil am Gasfeld Juschno Russkoje. Dort ist bzw. war Wintershall ebenfalls beteiligt.
Jetzt geht den Wienern die Düse, und man macht sich ganz klein und hofft, unter dem Radar des Kreml zu gehen. Auch wenn wir alles verloren haben, wir drücken unseren Nachbarn die Daumen und hoffen, dass dieser Kelch an der OMV und seinen Aktionären vorbeigeht.
In der nächsten Hauptausgabe des RENDITE TELEGRAMM lesen Sie mein großes Update BASF. Das Schwert ist also gefallen und BASF schwer getroffen. Wie geht es jetzt weiter? Wie massiv muss die Dividende gekürzt werden? Sie sind BASF-Aktionär oder erwägen jetzt den antizyklischen Kauf der Aktie in der Krise? Jetzt wegrennen oder billig zu fassen?
Auf alle diesen Fragen gebe ich in Kürze klare Antworten. Außerdem erfahren Sie, welche europäischen Unternehmen – neben BASF und OMV – ebenfalls noch Aktien im russischen Feuer haben. Diese Informationen müssen Sie kennen. Mehr zum RENDITE TELEGRAMM ProPlus erfahren Sie hier.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Alexander von Parseval
Analyst und Vermögensberater
P.S. Morgen kommentiert an dieser Stelle mein Kollege Ian King die letzten Entwicklungen rund um Tesla und Twitter. Ich kenne den Text schon und fand ihn sehr spannend und auch richtig informativ. Bleiben Sie also informiert mit Börse am Mittag!