Sehr geehrter Leser,
Sie wissen sicherlich, dass die Ratingagentur Fitch die Kreditbewertung der Vereinigten Staaten von AAA auf AA+ herabgestuft hat.
Das ist sicherlich kein Grund zum Jubeln, wird jedoch kurzfristig auch keine großen Auswirkungen auf die Märkte haben. Hierbei handelt es sich mehr um ein langfristiges Problem.
Die Herabstufung ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die USA auf einem nicht nachhaltigen fiskalischen Kurs sind, der nur in einem Zahlungsausfall, Hyperinflation oder anhaltendem Wachstum auf Depressionsniveau enden kann.
Auch die Ratingagentur Moody’s hat in der Zwischenzeit ihre eigenen Herabstufungen vorgenommen, die eine viel unmittelbarere Bedrohung sein könnten.
Herabgestuft!
Vor einigen Tagen hat Moody’s die Kreditratings von 10 kleinen und mittelgroßen US-Banken gesenkt sowie sechs große Banken wegen möglicher Herabstufungen auf die Watchlist gesetzt.
Zu den sechs großen Banken gehören die Bank of New York Mellon, U.S. Bancorp, State Street und Truist Financial.
Moody’s schlägt auch bei der Prognose für 11 große Banken mittlerweile wesentlich negativere Töne ein:
„Viele Banken zeigten im zweiten Quartal wachsende Rentabilitätsprobleme, die ihre Fähigkeit zur internen Kapitalgenerierung verringern werden.
Das zu einem Zeitpunkt, an dem sich eine milde US-Rezession für Anfang 2024 am Horizont abzeichnet und die Vermögensqualität wahrscheinlich sinken wird, mit besonderen Risiken in einigen kommerziellen Immobilienportfolios (CRE) einiger Banken.“
Zu diesen 11 großen Banken gehören Capital One, Citizens Financial und Fifth Third Bancorp.
Diesmal werden es nicht die Subprime-Hypotheken sein
Wir erinnern uns alle an die globale Finanzkrise von 2007/08, die angeblich durch Subprime-Hypotheken im Bereich der Wohnimmobilien verursacht wurde. In Wirklichkeit spielten Subprime-Hypotheken zwar eine Rolle in der Krise, waren aber mehr ein Symptom als eine Ursache.
Die eigentliche Ursache war eine übermäßige geldpolitische Straffung durch Ben Bernanke in den Jahren 2006/07. Vor diesem Hintergrund richten viele wieder den Blick auf Wohnhypotheken und überteuerte Immobilien als mögliche Krisenherde.
Doch sie suchen an der falschen Stelle.
Seit 2009 sind die Kreditvorgaben für Hypotheken strenger geworden. Oftmals ist eine Anzahlung von 20% oder mehr erforderlich. Umfangreiche Unterlagen, wie Steuerbescheide, Gehaltsabrechnungen und Arbeitsbestätigungen, sind nötig. Mithaftende sind nicht selten.
Das bedeutet nicht, dass Kredite nicht ausfallen können, aber die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß sind geringer. Investoren sollten eher auf den Markt für Gewerbeimmobilien achten, wie die Abstufungen von Moody’s nahelegen.
Die bevorstehende Krise im Bereich der Gewerbeimmobilien
Gewerbeimmobilien stehen vor mehreren Herausforderungen. Zum einen sinken die Preise, während die Leerstände zunehmen. Dies ist teilweise eine Reaktion auf den Trend zum Homeoffice nach der Pandemie und der Abwanderung aus den Städten wegen steigender Kriminalität.
Ein weiteres Problem: Neubauten werden oft nicht über langfristige Kredite, sondern über kurzfristige Baukredite finanziert. Ich möchte hier nicht zu sehr ins Detail gehen, aber es ist wichtig, die grundlegenden Dynamiken zu verstehen.
Kurz gesagt: Diese Kredite laufen meist nach zwei bis drei Jahren aus. Ist das Gebäude fertig, wird normalerweise ein langfristiger Kredit aufgenommen, um den Baukredit abzulösen. Probleme tauchen auf, wenn sich die Kreditkonditionen in der Bauzeit deutlich ändern.
Genau das passierte im Jahr 2021 während des post-pandemischen Booms und wird wieder im Jahr 2024 passieren, wenn viele der Baukredite fällig werden.
„Ich will mein Geld zurück!“
Jede Finanzkrise beginnt mit Problemen in einem bestimmten Sektor und breitet sich dann von Sektor zu Sektor aus, bis die ganze Weltwirtschaft betroffen ist.
Zunächst verzeichnet eine Anlageklasse unerwartete Verluste. Gehebelte Investoren verkaufen diesen fallenden Wert, doch bald will ihn niemand mehr abkaufen. Es folgen Margin Calls. Um diese zu bedienen, verkaufen Investoren dann auch stabile Anlagen. Das sorgt für Panik, selbst bei Banken und Händlern, die zunächst nicht involviert waren.
In Kürze erfasst die Krise alle Banken und Anlageklassen, da jeder sein Geld auf einmal zurück haben möchte. Banken geraten in Schwierigkeiten, die Panik nimmt zu und schlussendlich greifen Zentralbanken ein.
Kleininvestoren und einige kleine Banken sind oft die Leidtragenden, während die Großbanken gerettet werden.
Das typische Muster einer Panik.
Gefangen im letzten Krieg
Was bei Finanzkrisen variiert, ist nicht, wie sie enden, sondern wie sie beginnen. Der Crash von 1987 begann mit dem Computerhandel, 1994 mit einer Krise in Mexiko.
1997/98 hatte die Finanzkrise ihren Ursprung in Asien und erfasste bald darauf Russland. 2000 waren es die Dotcoms und 2008 die Subprime-Hypotheken.
Die nächste Krise könnte durch Ausfälle im gewerblichen Immobilienbereich ausgelöst werden. Das Risiko bleibt bestehen, es hat sich nur verlagert.
Doch heutige Regulierer sind oft wie Generäle, die immer noch im vorherigen Krieg kämpfen. Sie könnten, wie viele Investoren, von der nächsten Krise überrascht werden.
Es bleibt Zeit zur Vorbereitung
Heißt das, eine Krise steht unmittelbar bevor? Nicht zwingend. Für die Krisen von 1998 und 2008 gab es frühe Warnsignale.
Investoren konnten ihre Risiken reduzieren und in sicherere Anlagen umschichten. Später gab es für diejenigen, die hohe Bargeldbestände hatten, viele Investitionsmöglichkeiten.
Doch viele Investoren haben dies versäumt, getrieben von der Angst, etwas zu verpassen.
Diesmal sind es vielleicht nicht Hypotheken, die zur Sorge Anlass geben. Es könnte der Sektor der gewerblichen Immobilien sein. Ein mögliches Frühwarnsignal für die nächste globale Finanzkrise.
Meine Empfehlung: Handeln Sie vorausschauend.
Mit freundlichen Grüßen,
Jim Rickards
PS: Den neuen Video-Report „Der neue KI-Wohlstandsgipfel“ des Kollegen Ian King habe ich mir bereits angeschaut. Sie auch? Hier klicken!