Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass Sie sich als Anleger permanent selbst manipulieren bzw. die Kurse Sie unbewusst beeinflussen? Dass Ihre Marktmeinung nie wirklich objektiv ist? Aber genauso ist es. Wer meint, regelmäßig über den Dingen zu stehen, immer ein klares, unverfälschtes Bild der Lage zu sehen, läuft daher Gefahr, allzu oft auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Ein Beispiel:
Aus dem Nichts heraus drehte der DAX am 12. Februar plötzlich nach oben, nachdem er am Vortag noch neue Tiefs im Abwärtstrend markiert hatte. Einen Tag wieder nach oben, das will noch nichts heißen. Aber der Anstieg setzte sich fort. Es verging keine weitere Woche, da notierte der Index schon wieder über der wichtigen Zone um 9.300 Punkte. Und jetzt wird es interessant.
DREHEN DIE KURSE, DREHEN DIE MEINUNGEN
Wer zu diesem Zeitpunkt seine Positionen auf Long gedreht hatte oder sogar nie verkauft, sondern die ganze Zeit über auf wieder steigende Kurse gehofft hatte, fand auf einmal zahllose Argumente für eine Wende. Da bildeten sich Trendwendeformationen aus, die Notenbanken formulierten hoffnungsvolle Statements, erste Konjunkturdaten belegten, dass alles doch nicht so schlimm ist und so weiter.
Wer hingegen an seinen Short-Positionen festhielt, sah eindeutig: Das ist nichts anderes als eine Rallye im Abwärtstrend. Denn de facto bleibt die Gemengelage negativ, die Notenbanken untätig und entscheidende Widerstände, vor allem die übergeordneten Abwärtstrendlinien, sind noch lange nicht bezwungen. Was stimmt denn nun?
ES GIBT IMMER EIN FÜR UND WIDER
Beides. Wie immer. Gäbe es nicht immer ein Für und ein Wider, gäbe es auch nicht immer gleichzeitig jemanden der kaufen und jemanden der verkaufen will. Es ist das Depot selbst, das uns beeinflusst. Sind wir Long, wollen wir, dass es steigt. Also sehen wir unbewusst auch vor allem die Aspekte in der Gesamtsituation, die uns bestätigen, sprich positiv sind. Wer auf fallende Kurse setzt, ist zugleich auf dem bullishen Auge blind.
Wenn man das weiß, wird man weitaus seltener auf dem falschen Fuß erwischt, sprich von einer plötzlichen, unerwarteten Entwicklung überrollt.
Natürlich ist es aufwändiger, regelmäßig die Fakten zu prüfen und ggf. neu zu bewerten. Aber wer weiß, dass es nur selten eine wirklich zwingende Gemengelage für Hausse oder Baisse gibt, der ist imstande, flexibler zu agieren, statt stur an Positionen festzukleben, die sich nur deswegen von Gewinnen in Verluste verwandeln, weil man fest davon überzeugt ist, dass alle anderen gerade spinnen!
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