In den letzten Tagen fällt auf, dass die europäischen Indizes – und da allen voran der DAX – negative Vorgaben scheinbar mühelos abschütteln. Die Wall Street schließt im Minus? Macht nichts. China fällt auf neue Tiefs? Wenn kümmert es? Der Tageschart des DAX zeigt eine Folge weißer Kerzen, die zeigen, dass der Index zuletzt immer oberhalb seines morgendlichen Eröffnungskurses schloss. Und diese Eröffnungskurse lagen am Dienstag und Mittwoch im Minus, heute desgleichen. Das kann man nun als innere Stärke des DAX interpretieren. Als bullishes Signal, denn es suggeriert, dass die Investoren hier auch gegen negative Vorgaben von anderen Börsenplätzen kaufen.
Daraus könnte man folgern: Was muss hier erst los sein, wenn die Vorgaben aus China und New York positiv sind! Aber wir denken, dass man mit dieser grundsätzlich richtigen Schlussfolgerung diesmal vorsichtig sein sollte. Denn es kommt auf das Motiv an. Kaufen diejenigen, die den DAX momentan konsequent aus dem Minus ziehen, wirklich aus Überzeugung, also, weil sie tatsächlich bullish sind?
AUCH ANGST KANN DIE KURSE TREIBEN
Es kann in dieser Situation auch nur eine Kombination aus zwei anderen Motivationen sein, die den DAX so robust wirken lässt. Zum einen können das bearishe Akteure sein, die nach und nach Gewinne mitnehmen – was beim Eindecken von Short-Positionen oder durch den Kauf vorher leer verkaufter Aktien ja auch zu steigenden Kursen führt. Zum anderen kann die Motivation hinter den Käufen auch Angst sein und eben nicht Überzeugung. Die Angst, dass der DAX die entscheidenden Unterstützungen, die Tiefs vom August und September, doch noch brechen könnte.
Käufe, um hier einen Sicherheitsabstand aufzubauen, verbrauchen aber nur die Kräfte der in diesem charttechnischen Abwärtstrend noch verbliebenen Bullen. Sie zehren ihre Barreserven auf, was, wenn es sich da um institutionelle Käufer wie z.B. Fonds handelt, zu einem Bumerang wird, wenn jetzt, zum Monatsultimo des Januars, zu wenig frisches Kapital der Sparer zufließt und diese Barreserven wieder auffüllt. Und es wäre natürlich erst recht ein Problem, wenn man seitens der Fondssparer sogar Kapital abziehen würde, denn dann würden die Abgaben der Fonds zwangsläufig erneut einsetzen, weil die Barreserven durch solche „Rettungskäufe“ zu gering wären, um den Anlegern ihr Geld auszubezahlen. Daher: Vorsicht vor einem vordergründig robusten DAX, der schöne Schein könnte täuschen.
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