Der sich beschleunigende Countdown zur politischen Katastrophe

Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

die USA stehen kurz vor einem doppelten Stichtag, an dem die Staatsverschuldung und das Haushaltsdefizit einen Wendepunkt erreichen.

Die Frage des Haushaltsdefizits wird in den nächsten Monaten heiß diskutiert werden. Es könnte am 30. September 2023 um Mitternacht zu einem Regierungsstillstand kommen, wenn sich die progressiven Demokraten im Senat und die konservativen Republikaner im Repräsentantenhaus nicht auf einen Haushalt für das am 1. Oktober 2023 beginnende Haushaltsjahr 2024 einigen können.

Aber es gibt noch ein anderes außerordentliches Ereignis, dass sehr wahrscheinlich noch früher eintritt. Es betrifft die Höhe der Schuldenobergrenze und das berüchtigte „X-Datum“, an dem die USA mit ihren Staatsschulden in Verzug geraten könnten.

Diese Schuldenobergrenze ist eine numerische Obergrenze für die Gesamtschulden, die das US-Finanzministerium ausgeben darf.

Um es klar zu sagen: Die Schuldenobergrenze bedeutet nicht, dass das Finanzministerium keine neuen Schulden aufnehmen darf. Sie dürfen dabei nur nicht den ausstehenden Gesamtbetrag der Verschuldung über die Obergrenze hinaus erhöhen.

Bei ausstehenden Schulden in Höhe von über 31 Billionen Dollar (mit Laufzeiten zwischen 4 Wochen bis zu 30 Jahren) gibt es immer einige bestehende Schulden, die fällig werden. Das Finanzministerium kann neue Schulden ausgeben, um die alten Schulden zu tilgen. Es kann nur nicht die Gesamtsumme erhöhen.

Wenn also in dieser Woche 20 Milliarden Dollar an Schulden fällig werden, kann das Finanzministerium 20 Milliarden Dollar an neuen Schulden ausgeben, um die Gesamtsumme konstant zu halten. Es kann nur keine 30 Milliarden Dollar ausgeben, ohne die Obergrenze zu überschreiten. Das Finanzministerium ist jetzt an der Obergrenze angelangt.

Die USA haben aber immer noch Defizite. Wie werden diese neuen Defizite finanziert, wenn das Finanzministerium nur die beschriebenen „Rollover“-Operationen durchführen kann?

Das Finanzministerium muss zu „außerordentlichen Maßnahmen“ greifen, um die Rechnungen bezahlen zu können. Sie haben vielleicht schon von der Idee der „Billionen-Dollar-Münze“ gehört. Es wird nicht passieren, aber es würde wie folgt ablaufen.

Ein großer Trick

Das Finanzministerium würde die US-Münzanstalt bitten, eine massive Platinmünze herzustellen. Das Finanzministerium würde die Münze an die Federal Reserve geben und einfach erklären, dass die Münze 1 Billion Dollar wert sei. (Geht man von einer 1-Unzen-Münze aus, liegt der tatsächliche Marktpreis nur bei etwa 1.000 Dollar).

Die Fed würde die Münze in einen Tresorraum legen und dem allgemeinen Konto des US-Finanzministeriums 1 Billion Dollar gutschreiben. Das Finanzministerium könnte dieses neu gedruckte Geld nach Belieben ausgeben. Es würde nicht gegen die Schuldenobergrenze verstoßen, da keine neuen Schulden ausgegeben würden.

Die Fed würde die Dollar einfach kinderleicht aus dem Nichts erschaffen.

Natürlich wäre die Politik der Billionen-Dollar-Münzen katastrophal. Die willkürliche Bewertung der Münze würde den wahren Ponzi-Charakter des heutigen Finanzmarktes zeigen. Die Bemühungen der Fed, das Bargeld bereitzustellen, würden die Geldmenge radikal erhöhen und wahrscheinlich eine weitere Inflation auslösen. Die Fed und das Finanzministerium würden sich zum Gespött der Leute machen.

Das ist gefährlich für zwei Institutionen, die auf das Vertrauen der Öffentlichkeit angewiesen sind, um ihren Geschäften nachzugehen. Nur die Einfaltspinsel in den Finanzmedien glauben, dass diese Idee es wert ist, diskutiert zu werden, aber es ist gut, sie zu verstehen, denn Sie werden noch mehr davon hören.

Jede Seite wird versuchen, die Wähler zu verängstigen

Wie lange kann dieses Hütchenspiel weitergehen? Das weiß niemand genau.

Es gibt Schätzungen, die als „X-Datum“ bezeichnet werden. Das ist der Tag, an dem dem Finanzministerium wirklich das Geld ausgeht und es nicht mehr in der Lage ist, Rechnungen zu bezahlen oder die Inhaber von Schatzanweisungen auszuzahlen.

Im Moment wird das X-Datum um den 5. Juni 2023 erwartet, aber auch das ist nur eine Schätzung.

Das tatsächliche X-Datum wird davon abhängen, wie viel positiven Cashflow das Finanzministerium während der Steuersaison um Mitte April generiert.

Je näher der Tag rückt, desto mehr werden die Demokraten versuchen, die Wähler mit Behauptungen über einen Schuldenausfall und verlorene Sozial­versicherungs­zahlungen oder Unterstützungsleistungen zu erschrecken.

Auf der anderen Seite werden die Republikaner die Wähler mit Behauptungen über ausufernde Defizite, höhere Zinssätze, verlorenes Vertrauen in den Dollar und massives Gelddrucken beunruhigen.

Im April werden wir das X-Datum besser einschätzen können, und es wird eine Art „Countdown bis zum Zahlungsausfall“ beginnen.

In der Zwischenzeit sollten Sie sich auf mehr Volatilität bei den Aktien und höhere Zinssätze einstellen. Aber lassen Sie uns das Gesamtbild betrachten…

„Die Vereinigten Staaten sind abgebrannt“

Diejenigen, die sich auf die US-Staatsverschuldung konzentrieren (und ich bin einer von ihnen), fragen sich immer wieder, wie lange dieser „Schulden-Schwebeakt“ noch weitergehen kann.

Die Schuldenquote der USA im Verhältnis zum BIP ist so hoch wie nie zuvor in der Geschichte (etwa 125 %), mit Ausnahme der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Zumindest im Jahr 1945 hatten die USA den Krieg gewonnen, und unsere Wirtschaft dominierte die Weltproduktion. Heute haben wir die Schulden ohne die globale Dominanz.

Die USA waren schon immer bereit, sich zu verschulden, um einen Krieg zu führen und zu gewinnen, aber die Schulden wurden nach Kriegsende umgehend abgebaut und eingedämmt.

Heute gibt es keinen Krieg mehr, der mit den großen Kriegen der amerikanischen Geschichte vergleichbar wäre (obwohl es viele gibt, die uns gerne in einen Krieg in der Ukraine hineinziehen würden), und dennoch wachsen die Schulden weiter.

Wir häufen wesentlich mehr Schulden an, als wir die Wirtschaft wachsen lassen. Im Grunde genommen gehen die Vereinigten Staaten bankrott.

Ich sage das nicht, um zu übertrieben oder den Leuten Angst einzujagen. Es ist nur eine ehrliche Einschätzung der Zahlen.

Im Moment sind die Vereinigten Staaten mit etwa 31,5 Billionen Dollar verschuldet. Es wäre in Ordnung, wenn wir eine Wirtschaftsleistung von 50 Billionen Dollar hätten. Das Verhältnis von Schulden zu BIP wäre in diesem Beispiel überschaubar.

Aber wir haben keine Wirtschaftsleistung in dieser Größenordnung. Wir haben eine Wirtschaft von etwa 25 Billionen Dollar, was bedeutet, dass unsere Schulden größer sind als unsere Wirtschaft.

Wann ist der Schuldenstand im Verhältnis zum BIP zu hoch? Wann erreicht ein Land den Punkt, an dem es entweder die Kurve kriegt oder den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt?

Die Gefahrenzone

Die Ökonomen Ken Rogoff und Carmen Reinhart haben eine lange historische Untersuchung durchgeführt, die 800 Jahre zurückreicht und einzelne Länder oder Imperien betrachtet, die letztlich bankrott waren oder ihre Schulden nicht mehr bedienen konnten.

Sie setzten die Gefahrenzone bei einer Schuldenquote von 90 % des BIP an. Sobald diese 90 % erreicht sind, so die Forscher, ist ein Wendepunkt erreicht.

An diesem Punkt wirft ein Dollar Schulden weniger ab als ein Dollar an Produktion und die Verschuldung wird zu einer echten Wachstumsbremse.

Mit anderen Worten: Wir befinden uns tief im roten Bereich. Und es wird immer schlimmer. Die USA haben eine Schuldenquote von 125 % des BIP, Defizite in Billionenhöhe und weitere Ausgaben auf dem Weg.

Letztendlich steuern wir auf eine Staatsschuldenkrise zu. Das ist keine Meinung, sondern basiert auf den Zahlen.

Haben Sie Gold?

Die Geldpolitik wird uns nicht helfen, denn die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, also die Geschwindigkeit, mit der das Geld den Besitzer wechselt, sinkt. Das Drucken von mehr Geld allein wird daran nichts ändern.

Die Fiskalpolitik wird wegen der hohen Schuldenquoten, über die ich gerade gesprochen habe, ebenfalls nicht funktionieren. Bei den derzeitigen Schuldenquoten führt jeder zusätzlich ausgegebene Dollar zu weniger als einem Dollar Wachstum. Da er aber geliehen werden muss, erhöht er die Schulden um einen Dollar. Die Verschuldung wird zu einer echten Wachstumsbremse.

Niemand kann sagen, wann die Uhr Mitternacht schlägt – seit Jahrzehnten wird vor einem bevorstehenden Zusammenbruch gewarnt, und er ist nicht eingetreten.

Viele haben das als Freibrief gesehen, sich immer weiter zu verschulden, als ob das ewig so weitergehen könnte. Nun, es kann nicht ewig so weitergehen.

Und je mehr Schulden wir machen, desto schneller wird der Tag der Abrechnung kommen.

Mit freundlichen Grüßen

Jim Rickards

P.S.: In meiner jüngsten Präsentation enthülle ich die verstörende Wahrheit über unsere neue finanzielle Realität. Viele werden auf der Strecke bleiben, während einige wenige ihr Vermögen nicht nur erhalten, sondern auch vermehren. Hier lesen Sie die vollständige Präsentation.

 

Europa steht vor einer energiepolitischen Herausforderung

  • Europa braucht Wasserstoff, um unabhängig vom russischen Gas zu werden.
  • Allein Deutschland investiert jetzt 9 Milliarden Euro in grünen Wasserstoff.
  • Hier finden Sie zwei große Profiteure, die jetzt im Boom-Sektor grünen Wasserstoff den Ton angeben.

Diese Themen könnten Sie auch interessieren

Kryptowährungen: Eine ernste Alternative?

Kryptowährungen: Eine ernste Alternative?

Sehr geehrter Leser, Das Streben nach Bequemlichkeit und Effizienz hat uns in eine Ära geführt, in der digitale Zahlungen und Transaktionen zum Alltag geworden sind. Aber diese Entwicklung hat nicht...

Die Märkte feiern, als wäre es 1999

Die Märkte feiern, als wäre es 1999

Sehr geehrter Leser, der Zinssatz der Fed blieb nach der FOMC-Sitzung letzte Woche unverändert. Doch wie sieht die Zukunft aus? Der Unterschied zwischen Powells Erwartungen und den Erwartungen des...

Gold steigt auf 15.000 Dollar pro Unze

Gold steigt auf 15.000 Dollar pro Unze

Sehr geehrter Leser, ich erinnere Goldanleger, ob sie nun in Goldbarren oder in Minenaktien investieren, immer daran, nicht zu euphorisch zu werden, wenn der Goldpreis steigt, und nicht zu...

Warum ist der Dollar so verdammt stark?

Warum ist der Dollar so verdammt stark?

Sehr geehrter Leser, der Dollar war in den letzten zwei Jahren extrem stark. Diese anhaltende Dollarstärke war für viele ein Rätsel. Schließlich sind die Probleme des Dollars bekannt. Das Verhältnis...

Herzlich willkommen im Geldgefängnis

Herzlich willkommen im Geldgefängnis

Sehr geehrter Leser, heute erkläre ich Ihnen, was die anhaltende Bankenkrise mit den sogenannten “Biden Bucks” (mein Begriff für die digitale Zentralbankwährung (CBDC)) zu tun hat. Klären wir...

Was ist eigentlich Einkommen?

Was ist eigentlich Einkommen?

Sehr geehrter Leser, der Arbeitsmarktbericht für November wurde letzte Woche veröffentlicht. Dort wurde berichtet, dass die US-Wirtschaft im letzten Monat 199.000 neue Arbeitsplätze geschaffen hat....

Jetzt wird abgerechnet

Jetzt wird abgerechnet

Sehr geehrter Leser, sind Goldpreis und Zinsen untrennbar miteinander verbunden? Angesichts der jüngsten Marktentwicklungen scheint die Antwort ja zu lauten. Der Goldpreis befindet sich derzeit in...

Henry Kissinger und der Doomsday-Deal

Henry Kissinger und der Doomsday-Deal

Sehr geehrter Leser, wie Sie wahrscheinlich bereits wissen, ist Henry Kissinger kürzlich im Alter von 100 Jahren verstorben. Er hinterlässt ein komplexes Erbe, denn er agierte in einem ebenso...

Europa steht vor einer energiepolitischen Herausforderung

Jetzt hier klicken & gratis downloaden!

 

  • Europa braucht Wasserstoff, um unabhängig vom russischen Gas zu werden.
  • Allein Deutschland investiert jetzt 9 Milliarden Euro in grünen Wasserstoff.
  • Hier finden Sie zwei große Profiteure, die jetzt im Boom-Sektor grünen Wasserstoff den Ton angeben.

Unsere Experten

Was unsere Leser über uns sagen

Ich bin auch in diesen turbulenten Zeiten mit Ihren Diensten, mit den Analysen und den daraus resultierenden Anlageempfehlungen sehr zufrieden. Angenehm empfinde ich die Art und Weise, wie analytische Fakten (für und wider, nicht reißerisch) präsentiert werden und zum Mitdenken und Folgen anregen.

Klemens

Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich bedanke mich ganz herzlich für die Empfehlungen im Bereich Bitcoin und Ethereum. Sehr gute Empfehlungen waren auch BHB-Group, Newmont und Pan American Silver . All diese Ticker haben sich in meinem Depot gut entwickelt.

G. D.

Ich bilde in meinem Depot die Empfehlungen von Herrn von Parseval und Herrn Straube zu fast 100 % ab, bin damit sehr zufrieden und bislang sehr erfolgreich.

R.K.

X