André Kostolany, eine der bekanntesten Investorenlegenden des 20. Jahrhundert, hat die Bewegungen der Börse einst ebenso zutreffend wie einfach erklärt: Die Kurse sind wie ein kleines, aufgeregtes Hündchen an der Leine seines eher trägen Besitzers. Während der gemütlich seinen Weg geht, springt das Hündchen vor, bleibt plötzlich weit zurück, kommt aber immer wieder zu seinem Besitzer zurück, der indes, je aufgeregter der kleine Hund ist, ihm umso mehr Leine gibt, damit er sich austoben kann. Der Besitzer, das sind die Rahmenbedingungen, allen voran die Entwicklung der Weltwirtschaft. Der Hund, das sind die Kurse, z.B. die des DAX.
Die Investoren wollen Gewinne und sie wollen sie sofort. Sie reagieren emotional und blitzschnell, dabei laufen sie in der Tat nicht selten allesamt mit Volldampf in die falsche Richtung, bevor sie erkennen, dass sie zu weit vorgeprescht sind oder gar auf dem Holzweg sind. Das sind die Schwankungen, die sich um einen übergeordneten, langfristigen Trend winden, dessen Basis das Wachstum ist bzw. die Tendenz, die Richtung dieser Entwicklung.
DIE BASIS GEHORCHT KEINEN EMOTIONEN
Diese Basis gehorcht keinen Emotionen. Hier arbeiten unzählige Menschen in unzähligen Ländern an ihrem eigenen Fortkommen, in Unternehmen, die jedes für sich auf einem guten oder schlechten Weg sein können, oder alleine für sich selbst. Sie tun dies entsprechend der Rahmenbedingungen, die ihnen Politik und Notenbanken vorgeben. Und in der Gesamtheit ist dieser Prozess eine gemächliche, fließende Veränderung die, wenn man sich Konjunkturdaten ansieht, zwar auch immer ein „zwei Schritte vor, einen zurück“ oder umgekehrt kennt, aber keineswegs diese erratischen Ausschläge, wie man sie bei den Börsenkursen sieht.
Der Fortschritt der Technik, die Optimierung der Abläufe, der Kampf gegen die Armut, all das sind Prozesse, die dazu führen, dass die Weltwirtschaft insgesamt im Großteil der Zeit wächst. Und so steigen auch die Aktienmärkte in den meisten Jahren an, denn dadurch steigt auch der Wert der meisten Unternehmen langsam immer weiter. Aber nicht immer. Momentan verringert sich die Wachstumsrate, vor allem, weil die „alten“ Industrieräume USA und Europa keinen rechten Schwung mehr aufweisen und mehr oder weniger über ihre Exporte am Tropf des Wachstums der sogenannten Emerging Markets hängen. Der Regionen, die starkes Wachstum aufweisen, die sich in die erste Liga der Wirtschaftsräume vorarbeiten wollen.
GEDULD LAUTET DAS ZAUBERWORT
Aber dort tauchen nun eben Probleme auf. Brasilien, Südafrika, diese Regionen wachsen nicht. China wächst weniger als erhofft. Die Frage stellt sich also: Kippt das Ganze jetzt? Und um diese Frage dreht sich alles an der Börse. Die Notenbanken versuchen, sich gegen eine Schrumpfung der Wirtschaft zu stemmen. Aber werden sie Erfolg haben?
Ebenso, wie nicht jedes Land jedes Jahr wächst, wie nicht alle Aktien eines Index zulegen, wenn der insgesamt zulegt, so sind auch Trends an der Börse dadurch wankelmütig. Sie bewegen sich um diese langsamen und oft eben nicht klar erkennbaren Entwicklungen des „Großen Ganzen“ herum wie aufgeregte Welpen. Daher sollte man den Rat eines André Kostolany beherzigen. Nicht den, dass man an der Börse einfach kaufen, eine Schlaftablette nehmen und dann ein paar Jahre später deutlich wohlhabender aufwachen sollte. Nein, diese Zeit ist vorbei, heutzutage gilt es, wachsam zu sein. Aber ein Wort prägt sein ganzes Tun über Jahrzehnte, ein Wort dominiert seine Ratschläge: Haben Sie Geduld! Es braucht eben seine Zeit, bis sich neue Trends und Tendenzen entwickeln und festigen. Versuchen Sie nicht durch ihre Ungeduld zu erzwingen, was man nicht erzwingen kann, sondern behalten Sie eine ruhige Hand, wenn es darum geht zu entscheiden, ob es zu kaufen oder zu verkaufen gilt!
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