Gestern gab es mal wieder den Super Bowl … das Endspiel um die American Football-Meisterschaft. Ein Straßenfeger in den USA – und nicht nur dort. Die Einschaltquoten bei diesem Endspiel sind gigantisch … und die Kosten für Werbung während der Spielunterbrechungen astronomisch. Ein solches Schlüsselereignis, das manchem Amerikaner wichtiger ist als die ebenfalls in diesem Jahr anstehenden Präsidentschaftswahl, musste ja irgendwann bei denen auf dem Tisch landen, die glauben, dass die Börse ernstlich durch Zeichen und Omen beeinflusst wird. Und lachen Sie nicht: Der daraus entstandene Super Bowl Indikator wird von nicht wenigen wirklich ernstlich beachtet … und das, obwohl er nicht einmal funktioniert.
KEINE LOGIK, ABER GERADE DESWEGEN „MAGISCH“?
In den 70er Jahren entdeckte ein gewisser Leonard Koppett, der übrigens Sport- und nicht Börsenjournalist war, dass über viele Jahre hinweg eine verblüffende Parallele existierte: Wenn ein Team den Super Bowl gewann, dass zur NFC (National Football Conference) gehörte, stieg der Dow Jones in dem entsprechenden Jahr. Gewann ein Team aus der AFC (American Football Conference), fiel der US-Leitindex. Bei derartig sinn- weil bezugslosen Orakeln darf man nicht die Frage stellen, wieso in aller Welt so etwas funktionieren soll. Als Antwort bekommt man immer nur zu hören: Na, es funktioniert schließlich, oder?
Tut es aber nicht. Für den damals von Koppett untersuchten Zeitraum war diese Übereinstimmung in der Tat vorhanden. Aber was bringt das … es hatte ja vorher noch niemand bemerkt, sprich sich niemand absichtlich daran orientiert. Doch kaum wurde dieser „Indikator“ als treffsicheres Orakel herumgereicht, ging nichts mehr. Für die 16 Börsenjahre zwischen 2000 und 2015 lag die Trefferquote bei 9:7. Bei einer 50:50-Wahrscheinlichkeit somit in genau dem Rahmen, der einen kausalen Zusammenhang von null vermuten lässt.
DER GLAUBE ERZEUGT DEN ERFOLG
Und wer würde denn auch ernsthaft seine Ersparnisse für ein gesamtes Jahr an derartigen „Vorgaben“ ausrichten! Eines muss man allerdings schon einräumen: Auch völlig sinnfreie „Indikatoren“ können funktionieren … unter der Voraussetzung, dass die Anleger sie beachten, ihnen Glauben schenken und daher wirklich danach handeln. Aber selbst, wenn sie es trotz der fehlenden Trefferquote täten, es wäre nicht gerade ein Orakel, dass den Bullen zur Freude gereichen würde, denn:
Mit den Denver Broncos hat heute Nacht ein Team der AFC gewonnen. Würde das Orakel also etwas taugen, hieße das: 2016 würde für die US-Aktienindizes ein Bärenmarkt.
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