China ist kaputt – Teil zwei

Gesprengte Flagge von China.
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

Chinas wirtschaftliche Gegenwinde lassen sich in drei Worten zusammenfassen – Schulden, Demografie und Entkopplung.

Es gibt empirische Belege dafür, dass nationale Schuldenstandsquoten von mehr als 90 % des BIPs zu einem langsameren Wirtschaftswachstum führen. Was auch immer der Grund von Defizitausgaben bei niedrigeren Schulden-BIP-Quoten gewesen sein mag, das Wirtschaftswachstum beginnt bei einer Quote von 60 % nachzulassen und kehrt sich bei 90 % oder mehr vollständig um.

Die Berechnung des Schuldenteils dieser Quote ist in China schwierig, weil es kaum oder gar keine Unterscheidung zwischen Staatsschulden und Unternehmensschulden gibt.

Viele der größten Unternehmen in China sind staatliche Unternehmen, staatlich kontrollierte Banken oder scheinbar private Unternehmen wie Huawei, die als „nationale Champions“ gelten und von kommunistischen Parteikontrolleuren und wohlgesinnten Oligarchen überwacht werden.

Ein Großteil der Staatsschulden wird nicht auf nationaler, sondern auf provinzieller Ebene durch undurchsichtige Methoden aufgenommen, einschließlich Subventionen für lokale Immobilienentwickler.

Im Großen und Ganzen ist es sinnvoll, all diese Schulden für die Schulden-BIP-Quote zu kombinieren, da die Zentralregierung und die Kommunistische Partei in fast allen Fällen ihre Finger mit im Spiel haben.

Das Ergebnis ist eine Schuldenquote von etwa 350 %, wie in der folgenden Grafik dargestellt:

Bei Verhältniswerten von 30 % bis 60 % könnte ein zusätzlicher Dollar (oder Yuan) an Schulden mindestens 1,25 Dollar an Output erzeugen, vorausgesetzt, er wird produktiv eingesetzt. Erreicht das Verhältnis 90 %, nähert sich der Output 1,00 Dollar. Über 90 % könnte der Output aus einem Dollar neuer Schulden nur noch 90 Cent oder sogar weniger betragen.

Mit anderen Worten, der Zähler (Schulden) steigt um 1,00 Dollar, aber der Nenner (BIP) steigt nur um 90 Cent. Das bedeutet, dass sich das Verhältnis von Schulden zu BIP verschlechtert.

Dieses Problem wird in China verschärft, weil ein großer Teil der Schulden nicht produktiv eingesetzt wird.

Ich habe chinesische Bauprojekte in ländlichen Regionen besucht, bei denen ganze Städte von Grund auf neu entstanden sind. Zusammen mit den Städten wurden Flughäfen, Autobahnen, Golfplätze, Kongresszentren und andere Annehmlichkeiten gebaut.

Dabei standen die Gebäude alle leer. Lediglich eine Handvoll Vorzeigemieter waren anzutreffen. Versprechungen von zukünftigen Mietern klangen hohl. Die Bauarbeiten schufen zwar für einige Jahre Arbeitsplätze und regten den Kauf von Materialien an, aber die schuldenfinanzierte Infrastruktur war und ist eine völlige Verschwendung.

Die einzigen Auswege aus einer Schuldenfalle, wie sie China geschaffen hat, sind Zahlungsausfall, Schuldenumstrukturierung oder Inflation.

Die Situation muss nicht unbedingt kurzfristig gelöst werden. Die Schuldenlast kann über Jahre verschleppt werden. Sie sollten nur einfach kein robustes Wachstum erwarten, solange die geschilderte Situation besteht.

Ein demografisches Desaster steht bevor

Über Chinas demografisches Desaster haben wir in der Vergangenheit ausführlich geschrieben. Zusammengefasst liegt Chinas Geburtenrate unterhalb dem für den Bestandserhalt notwendigen Niveau. Dieses Niveau liegt bei 2,1 Kindern pro Paar. (Aufgrund der Sterberate vor dem gebärfähigen Alter, liegt die Zahl bei 2,1 und nicht bei 2,0).

Das für den Bestandserhalt notwendige Niveau ist die Anzahl der Geburten, die benötigt werden, um eine Bevölkerung auf konstantem Niveau zu halten. Geburtenraten von mehr als 2,1 lassen die Bevölkerung wachsen. Geburtenraten unter diesem Niveau lassen sie schrumpfen. Chinas aktuelle Rate liegt Berichten zufolge etwa bei 1,6. Einige Analysten sagen jedoch, die tatsächliche Rate sei 1,0 oder sogar niedriger.

Bei dieser Rate wird Chinas Bevölkerung in den nächsten 70 Jahren von 1,4 Milliarden auf etwa 800 Millionen schrumpfen. Das ist ein Rückgang von 600 Millionen Menschen in nur einer Lebensspanne.

Es gibt viele Möglichkeiten, das BIP-Wachstum mathematisch auszudrücken, aber die einfachste besteht darin, die erwerbstätige Bevölkerung mit der Produktivität pro Arbeitnehmer zu multiplizieren.

Das Produktivitätswachstum ist in fast allen Volkswirtschaften ins Stocken geraten. Wenn man annimmt, dass die Produktivität konstant bleibt (eine vernünftige Annahme, wenn China den Übergang zur Hochtechnologie-Nation nicht schafft) und die Bevölkerung um 40 % sinkt, dann folgt daraus, dass die Wirtschaftsleistung um 40 % oder mehr schrumpfen wird.

Das ist nicht nur ein langsameres Wachstum. Das ist der größte wirtschaftliche Zusammenbruch in der Menschheitsgeschichte.

Das Wachstum könnte sogar noch weiter zurückgehen, weil Chinas Bevölkerung nicht nur schrumpft, sondern auch altert.

Alzheimer, Parkinson und kognitive Rückgänge korrelieren alle stark mit dem Alter. In nicht allzu ferner Zukunft werden in China Hunderte von Millionen Menschen im Alter von über 90 Jahren leben, die fast rund um die Uhr betreut werden müssen. Nicht nur die Betroffenen werden unproduktiv sein, sondern auch die erwerbstätigen Betreuungspersonen werden zwar wichtige Arbeit leisten, bei der jedoch nur wenig Potenzial für Produktivitätssteigerungen besteht.

Natürlich ist das langsame und jetzt negative Wachstum von Chinas Bevölkerung zum Teil die bittere Frucht von Chinas fehlgeleiteter „Ein-Kind-Politik“ von 1980 bis 2016 (bei der Millionen neugeborener Mädchen bei der Geburt ertränkt wurden, weil die Familien Jungen bevorzugten). China hat diese Politik nun aufgegeben und fördert größere Familien.

Dieser Appell wird jedoch scheitern, weil eine Kombination aus gebildeten jungen Frauen, einer größeren städtischen Bevölkerung und größeren Wahlmöglichkeiten hinsichtlich des Berufs dazu führen wird, dass Frauen trotz staatlicher Anreize die Familienplanung hinten anstellen.

China sieht sich vielen wirtschaftlichen Gegenwinden gegenüber, aber dieses demografische Desaster ist eher ein Hurrikan der Kategorie fünf. Chinas Wirtschaft wird möglicherweise erst in 100 Jahren oder vielleicht nie von dieser Bürde befreit sein. Die alternde und schrumpfende Bevölkerung wird auf lange Sicht erhebliche negative Auswirkungen auf das Wachstum des Landes haben, was zu einer beispiellosen wirtschaftlichen Herausforderung führt.

Entkopplung? Es ist eher eine Scheidung

Der letzte Gegenwind besteht in der Entkopplung Chinas von vielen Industrieländern, insbesondere den USA.

Die Entkopplung der beiden größten Volkswirtschaften der Welt ist eine gewaltige Entwicklung, die beiden Volkswirtschaften schaden dürfte, obwohl es aus geopolitischer Sicht gute Gründe dafür geben mag, dass die USA sich von den Kommunisten abkoppeln.

Auffallend ist, dass die Entkopplung gegenseitig erfolgt – Präsident Xi scheint genauso begierig darauf zu sein, enge Investitionsverbindungen mit den USA zu kappen, wie die USA es sind.

Die USA und China werden niemals vollständig voneinander isoliert sein. Ein neues Gleichgewicht wird erreicht werden. Dennoch könnte dieses Gleichgewicht darin bestehen, dass die USA Niedrigtechnologie-Produkte aus China kaufen, während China landwirtschaftliche Erzeugnisse und Energie aus den USA bezieht.

Hochtechnologie-Exporte und -Importe werden eingeschränkt, und US-Direktinvestitionen im Ausland werden in neue Standorte in Vietnam, Malaysia und Indien fließen.

Die geopolitischen Aspekte davon sind gewaltig und werden in diesem Artikel nicht ausführlich behandelt. Die wirtschaftlichen Aspekte sind jedoch klar und unbestreitbar – langsameres Wachstum für China.

 

Mit besten Grüßen,

Jim Rickards

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