Das war eine Kurslücke der besonderen Art. Der DAX Startete soeben knapp 220 Punkte über dem Xetra-Handelsende des Freitags in die neue Woche. Und erreichte im bisherigen Tageshoch ein Niveau, das knapp 500 Punkte über dem Tagestief des Donnerstags lag. Und warum? Weil die jüngste Umfrage die Befürworter eines Verbleibs Großbritanniens in der EU vorne sieht? Oder …
… weil die Mehrheit der Anleger einfach will, dass es so kommt? Denn vernunftbegabte Investoren müssten konstatieren, dass der jetzt verkündete Vorsprung viel zu knapp ist, um jetzt bereits das Fell der Bären zu verkaufen. Der Anteil der Unentschlossenen ist noch zu hoch, die Wahlbeteiligung eine unberechenbare Größe. Aber selbst, wenn man annehmen würde, dass die Briten murrend bei der Stange bleiben: Wäre das denn wirklich die bessere Lösung?
Würde der Rest der EU nicht womöglich von einem BrExit mittelfristig profitieren? Würde der Finanzplatz Frankfurt nicht womöglich gestärkt? Würde man nicht Unfrieden vermeiden, weil Großbritannien, würde es in der EU bleiben, mit seinen steten, den ohnehin wackligen Burgfrieden der Gemeinschaft strapazierenden Sonderwünschen weitermachen würde?
Alle schon „drin“?
Und wäre es nicht denkbar, dass diese Gedanken bei so vielen Akteuren vorhanden sind, dass dieser Kurssprung zumindest keine nachhaltigen Anschlusskäufe sehen würde, selbst wenn das Referendum scheitert und „GB“ im Verbund bleibt, weil all diejenigen, die davon ausgehen, dass ein solches Ergebnis bullish sei, nun bereits durch diesen Kurssprung in den Markt gelockt wurden?
Der DAX hat die charttechnische Widerstandszone 9.737/9.811 Punkte durch diese Eröffnung zwar überboten, aber sie wurde nicht „durchgehandelt“, d.h. die Akteure standen gleich vor vorhandenen, bullishen Tatsachen. Da sollte man vorsichtig sein und nicht allzu sehr auf die Nachhaltigkeit dieser Aufwärtsbewegung vertrauen. Sie kann sich stabilisieren, muss es aber nicht!