An der Schwelle zur globalen Liquiditätskrise

Liquiditätskrise

Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

Gibt es eine schlimmere Finanzkatastrophe als eine schwere Rezession Anfang 2023?

Leider lautet die Antwort „JA“, und sie wird bald eintreten.

Dieses größere Unglück ist eine globale Liquiditätskrise. Bevor man sich mit der Dynamik einer globalen Liquiditätskrise befasst, ist es wichtig, zwischen einer Liquiditätskrise und einer Rezession zu unterscheiden.

Eine Rezession ist ein Teil des Konjunkturzyklus

Eine Rezession ist gekennzeichnet durch höhere Arbeitslosigkeit, sinkendes BIP-Wachstum, Auflösung von Lagerbeständen, Unternehmensinsolvenzen, geringere diskretionäre (über den Grundbedarf hinausgehende) Ausgaben der Verbraucher, fallende Unternehmensinvestitionen, höhere Sparquoten (für diejenigen, die noch beschäftigt sind), größere Kreditausfälle und sinkende Vermögenspreise bei Aktien und Immobilien.

Die Dauer und Tiefe einer Rezession kann sehr unterschiedlich sein. Und obwohl Rezessionen bestimmte gemeinsame Merkmale aufweisen, haben sie auch unterschiedliche Ursachen. Manchmal begeht die US-Notenbank einen Fehler in der Geldpolitik und hält die Zinssätze zu lange auf einem zu hohen Niveau (das scheint jetzt der Fall zu sein).

Vereinzelt kommt es zu einem externen Angebotsschock, der eine rezessive Reaktion auslöst. Dies geschah beispielsweise nach dem arabischen Ölembargo von 1973, welches von November 1973 bis März 1975 eine schwere Rezession auslöste.

Rezessionen können auch entstehen, wenn Vermögensblasen platzen, wie z. B. beim Börsencrash 1929 oder beim Platzen einer Immobilienblase im Zuge der Savings & Loan-Krise (Bankenkrise in den USA) Ende der 1980er Jahre.

Unabhängig von der Ursache ist der Verlauf einer Rezession einigermaßen standardisiert. Irgendwann erreichen die Preise für Vermögenswerte ihren Tiefpunkt und diejenigen, die über Bargeld verfügen, gehen auf Schnäppchenjagd bei Aktien. Der Abbau von Lagerbeständen in den Unternehmen endet, und die Verbraucher geben wieder etwas mehr Geld aus. Diese vorsichtigen Schritte führen schließlich zu einer Erholung und einem neuen Aufschwung, oft mit Hilfe der Finanzpolitik.

Finanzkrisen kommen scheinbar aus dem Nichts

Globale Finanzkrisen sind etwas völlig anderes. Sie treten für die meisten Marktteilnehmer plötzlich und unerwartet auf, obwohl es für diejenigen, die wissen, worauf sie achten müssen, immer Warnzeichen gibt.

Sie werden der Öffentlichkeit und den Aufsichtsbehörden in der Regel durch den Zusammenbruch eines großen Instituts bekannt, bei dem es sich um eine Bank, einen Hedgefonds, einen Geldmarktfonds oder einen Rohstoffhändler handeln kann.

Während der erste Ausfall für Schlagzeilen sorgt, liegt die größere Gefahr im Übergreifen auf andere Sektoren. Die Kapitalmärkte sind eng miteinander verbunden. Banken vergeben Kredite an Hedgefonds. Hedgefonds spekulieren auf den Märkten für Aktien, Anleihen, Währungen und Rohstoffe sowohl direkt als auch in Form von Derivaten.

Geldmarktfonds kaufen Staatsanleihen. Banken garantieren für einige Instrumente, die von diesen Fonds gehalten werden. Primärhändler (Großbanken) übernehmen die Emission von Staatsanleihen, finanzieren diese Aktivitäten jedoch auf den Repo-Märkten, wo die gekauften Wertpapiere gegen mehr Bargeld verpfändet werden, um weitere Wertpapiere in langen Ketten von weiterverpfändeten Sicherheiten zu kaufen. Die Verflechtungen sind schier endlos. Sie verstehen, worum es geht!

Die Federal Reserve hat bislang ca. 6 Billionen Dollar als Teil ihrer Geldbasis (M0) gedruckt. Aber der gesamte Nominalwert der Derivate aller Banken der Welt wird auf 1 Billiarde Dollar geschätzt.

Für diejenigen, die damit nicht vertraut sind: 1 Billiarde Dollar = 1.000 Billionen Dollar.

Das bedeutet, dass der Gesamtwert der Derivate ungefähr das 167-fache des gesamten von der Fed gedruckten Geldes beträgt.

Und die Geldmenge der Fed ist selbst mit einem kleinen Anteil von nur 60 Milliarden Dollar an Kapital gehebelt. Die Bilanz der Fed ist also im Verhältnis 100:1 gehebelt, und der Derivatemarkt ist im Verhältnis 167:1 zur Geldmenge der Fed gehebelt, was bedeutet, dass der Derivatemarkt in Bezug auf das Fed-Kapital im Verhältnis 16.700:1 gehebelt ist. Schon nervös?

Experten sagen: „Na und?“. Diese Zahlen sind nicht neu und waren zu bestimmten Zeiten in der Vergangenheit sogar noch höher. Nur weil das Finanzsystem hoch gehebelt und dicht vernetzt ist, bedeutet das nicht, dass es kurz vor dem Zusammenbruch steht. Das ist richtig.

Es bedeutet jedoch, dass das System jederzeit katastrophal und unerwartet zusammenbrechen könnte. Alles, was nötig ist, um das System zum Einsturz zu bringen, ist ein schockartiger Ausfall, der schnell zu Panik führt.

Bei Verlusten werden Margin Calls (Nachschussforderungen) ausgelöst und deren sofortige Zahlung verlangt. Overnight-Repos (kurzfristige Finanzierungsgeschäfte) werden nicht verlängert. Selbst Tagesgeldeinlagen werden nicht verlängert, und die Rückzahlung wird verlangt. Jeder will sein Geld sofort zurück.

Vermögenswerte werden abgestoßen, um den Rückzahlungsverpflichtungen nachzukommen, was zu Zusammenbrüchen an den Aktien- und Anleihemärkten führt, die noch mehr Verluste und Liquidationen bei Banken und Händlern zur Folge haben.

Plötzlich sind alle Augen auf die Fed gerichtet, die für schnell verfügbares Geld sorgt, und auf den Kongress, der Rettungsmaßnahmen, Garantien und weitere Ausgaben fordert. Dieses Muster haben wir bereits 1994 (Mexiko-Tequila-Krise), 1998 (Russland-LTCM-Krise) und 2008 (Lehman Brothers-AIG-Krise) gesehen.

Beachten Sie, dass zwei dieser drei jüngsten Finanzkrisen nicht von einer Rezession begleitet waren. Weder 1994 noch 1998 gab es eine Rezession. Nur die globale Finanzkrise von 2008 fiel zufällig mit einer schweren Rezession zusammen.

Der Punkt ist, dass Rezessionen und Finanzkrisen beide schlecht sind, aber sie sind unterschiedlich und kommen nicht immer zusammen. Wenn dies der Fall ist, wie im Jahr 2008, können Aktien leicht um 50 % oder mehr einbrechen. Möglicherweise stehen wir heute vor einer solchen Situation. Und das bringt uns zur Kernfrage…

Gibt es Anzeichen für eine bevorstehende Krise?

Wenn die Finanzmärkte fast immer stark fremdfinanziert sind, Finanzkrisen aber im Durchschnitt alle acht Jahre auftreten, auf welche Anzeichen können Anleger dann achten, die darauf hindeuten, dass eine Krise bevorsteht und die Bedingungen für die Finanzmärkte sich eintrüben?

Eines der deutlichsten Warnzeichen ist eine umgekehrte (invertierte) Renditekurve. Dieses Signal wurde zuletzt im Jahr 2007 kurz vor der Finanzkrise 2008 beobachtet.

Eine normale Renditekurve steigt von links nach rechts an und spiegelt höhere Zinsen bei längeren Laufzeiten wider.

Das ergibt Sinn, denn wenn ich Ihnen Geld für zehn Jahre leihe, möchte ich einen höheren Zinssatz, als wenn ich es für zwei Jahre leihe, um mich für die zusätzlichen Risiken zu entschädigen, die sich aus der längeren Laufzeit ergeben, wie z. B. Inflation, politische Veränderungen, Zahlungsausfälle und mehr.

Wenn eine Renditekurve invertiert ist, bedeutet das, dass längere Laufzeiten niedrigere Zinsen gegenüber den kürzeren Laufzeiten aufweisen.

Das kommt vor, ist aber selten.

Es bedeutet, dass die Marktteilnehmer wirtschaftliche Widrigkeiten in Form einer Rezession oder eines Liquiditätsrisikos erwarten. Sie wollen sich langfristige Renditen sichern, auch wenn diese niedriger sind als die kurzfristigen, weil sie erwarten, dass die Renditen in Zukunft noch niedriger sein werden.

Kurz zusammengefasst – die Anleger sehen Probleme voraus!

Weitere bedrohliche Anzeichen sind der starke Rückgang der auf Dollar lautenden Positionen in US-Schatzpapieren in China, Japan, Indien und anderen großen Volkswirtschaften. Naive Beobachter werten dies als Zeichen dafür, dass diese Länder versuchen, den Dollar „loszuwerden“ und die Rolle des Dollars als führende globale Reservewährung abzulehnen.

In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall. Sie haben einen verzweifelten Mangel an Dollars und verkaufen Staatsanleihen, um sich Bargeld zu beschaffen, mit dem sie ihre eigenen Bankensysteme stützen können.

Dies sind nur einige der vielen Anzeichen, die auf eine globale Liquiditätskrise hindeuten.

Wie wir in der Vergangenheit gelernt haben, scheinen diese Liquiditätskrisen über Nacht aufzutauchen, aber das stimmt nicht. Es dauert ein Jahr oder länger, bis sie ein kritisches Stadium erreicht haben und dann in die Schlagzeilen geraten.

Die Russland-LTCM-Krise von 1998 begann im Juni 1997 in Thailand. Die Lehman-Brothers-Krise 2008 begann im Frühjahr 2007 mit gemeldeten Hypothekenverlusten der HSBC.

Die Warnzeichen sind immer im Voraus da. Die meisten Beobachter wissen entweder nicht, was die Zeichen sind, oder sie schauen einfach nicht hin.

Nun, ich schaue hin, und was ich sehe, ist ein seltenes Zusammentreffen einer schweren Rezession und einer Liquiditätskrise zur gleichen Zeit, wie es im Jahr 2008 geschah. Es kommt!

 

Mit freundlichen Grüßen

Jim Rickards

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Mit freundlichen Grüßen

A. Elyassir

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